Heiligenhaus Schüler lassen Kunst-Ballons steigen

Heiligenhaus · Mit einer Porträt-Videoaktion vor dem Rathaus wollen Gesamtschüler Passanten zum Staunen bringen. Der Clou: Große Ballons dienen bei Dämmerung als Leinwand.

Mit einem "ziemlich ausgefuchsten technischen System", wie Kunstlehrerin Steffi Werner es nennt, dürfte der Kunst-Leistungskursus der Gesamtschulstufe 12 in dieser Woche dreimal für Aufsehen sorgen. Jeweils in der Abenddämmerung werden sich drei Meter hohe weiße Ballons in die Luft erheben. Auf ihre Flächen projiziert ein Beamer Porträtbilder der Schüler — eine Art dreidimensionales Kopfkino entsteht aus Einzelbildern.

Wobei Verfremdungseffekte erwünscht sind. Denn es geht nicht darum, irgendwelche Passfotos zu zeigen, sondern um ein Projekt mit pädagogischem und lehrplantechnischem Hintersinn. Nur wollten die Schülerinnen Kayleigh Piovesan und Vanessa Spieckermann — stellvertretend für ihren Kurs — nicht schon bei der technischen Generalprobe gestern preisgeben, was genau die Passanten und Besucher des Martinsmarkts genau zu sehen bekommen werden. Nur soviel: "Wir haben unter anderem viel mit Farbe und Schminke experimentiert, auch mit Halloween-Schminke", verraten sie. Und die Ballons wirken dann "irgendwie wie Laternen". Ganze Arbeitstage haben sie in die aufwendigen Dreharbeiten gesteckt. "Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich", nennt ihre Lehrerin das. "Die Schüler haben Filmsequenzen gedreht, von denen Ausschnitte für die Projektion genutzt werden." Auch sie will vorab nicht ins Detail gehen, spricht von "Video-Gesprächssequenzen", die auch zu hören sein werden. Und vom großzügigen Einsatz von allerlei Farben.

Innerschulisch steht das in Zusammenhang mit dem großen Leistungskursthema "Porträt". Der Videospaß ist also durchaus abiturrelevant. Außerdem gab es bereits eine ganz gewöhnliche Klausur zum klassischen Thema "Rembrandts Selbstporträts".

Außerschulisch ist das Ganze eine Idee unter dem Titel "Gesehen, gesichtet, Gesicht" — die bereits in anderen Varianten an der Zeche Zollverein, in Remscheid und Wuppertal zu sehen war. Die Wuppertaler Erfinder der Aktion, die Künstler Fridhelm Büchele und Christian von Grumbkow, arbeiten intensiv mit den Schülern zusammen. Büchele wird die Schüler das Schuljahr über begleiten im Rahmen des Projekts "Kultur und Schule", das vom Land finanziell gefördert wird. Von dort kommen für 40 Stunden gut 2800 Euro. "Die Idee hat Henrik Schulze Neuhoff über das Kulturbüro an uns herangetragen", sagt die Kunstlehrerin. Und weil es so gut in die Kunst-LK-Pläne passt, habe man sich nicht lange bitten lassen.

Das Stadtmarketing — Organisator des Martinsmarkts — hat außerdem die Gastronomen rund um den Rathausplatz als Sponsoren gewonnen. Auch sie tragen finanziell zum Projekt bei. Denn der Martinsmarkt soll in diesem Jahr etwas Besonderes sein: Immerhin, daran erinnerte Bürgermeister Heinisch gestern, ist es der erste, der auf der großzügig erweiterten Fläche rund ums Rathaus wird stattfinden können. Vor dem Rathaus verläuft die Hauptstraße nur noch einspurig. Der Raumzugewinn soll sich spürbar bemerkbar machen.

(RP)
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