Geschichte Schüler beschäftigen sich mit Kriegsende

Im April vor 75 Jahren war in Ratingen der Zweite Weltkrieg beendet. Die Ausstellung zeigt die dramatischen Ereignisse der letzten Kriegsmonate.

 Die Ausstellung ist in der Martin-Luther-King-Gesamtschule eröffnet worden. Stadtarchivar Erik Kleine Vennekate und Schüler waren dabei.

Die Ausstellung ist in der Martin-Luther-King-Gesamtschule eröffnet worden. Stadtarchivar Erik Kleine Vennekate und Schüler waren dabei.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Der Tag der Ausstellungseröffnung war bewusst gewählt: Auf den Tag genau vor 75 Jahren, am 27. Januar 1945, war das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit worden. In Deutschland ist dieses Datum seit 1996 der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

Passend also, um die Ausstellung zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Ratingen in der Martin-Luther-King-Gesamtschule zu eröffnen. In den nächsten Wochen und Monaten werden sich die Schüler der Jahrgangsstufen zehn und zwölf mit der Ausstellung und der Geschichte dahinter beschäftigen, nämlich mit dem Nationalsozialismus und dessen Ende.

Die Ausstellung wurde im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs Kultur anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsendes gestaltet. Sie wurde vor fünf Jahren zum Tag der offenen Tür im Stadtarchiv und anschließend im Medienzentrum gezeigt. Sie umfasst 18 Tafeln und stellt anhand historischer Fotos die dramatischen Ereignisse der letzten Kriegsmonate dar.

Nun, fünf Jahre später, machte Michael Hansmeier vom Jugendamt den Vorschlag, die Dokumentation zu den Schülern zu bringen. Erik Kleine Vennekate vom Stadtarchiv und Geschichtslehrer der Martin-Luther-Kind-Schule bereiteten die Präsentation vor. Zeitlich holt die Ausstellung bis in die Frühphase des Nationalsozialismus aus. So wird beispielsweise die frühe Propaganda durch Massenveranstaltungen und die Einbindung der Jugendlichen durch die Hitler-Jugend und den Bund Deutscher Mädel thematisiert.

Die Ausstellung setzt drei Schwerpunkte: den Bombenangriff am 22. März 1945, die Ermordung von elf Zwangsarbeitern im Kalkumer Wald kurz vor Kriegsende und die militärische Befreiung des Rhein- und Ruhrgebiets mit der Besetzung Ratingens am 17. April 1945. An diesem Tag war der Zweite Weltkrieg in unserer Region beendet.

Bei dem Bombenangriff, darauf wies der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Diedrich hin, seien nach neuesten Erkenntsnissen mindestens 118 Menschen getötet und 213 verletzt worden. 3000 Einwohner wurden obdachlos. Zwei Wochen später, kurz vor Kriegsende, ermorderten deutsche Gestapo- und Polizeibeamte elf Zwangsarbeiter. Sie fuhren mit einem Lastwagen in den Kalkumer Wald bei Tiefenbroich und erschossen die zehn Männer und eine Frau, die aus Russland, der Ukraine und den Niederlanden stammten. Die Leichen verscharrten sie in einem Bombentrichter, der, so Diedrich, noch heute zu sehen sei. Elf Tage nach der Ermorderung der Zwangsarbeiter besetzte dann die amerikanische Armee Ratingen. Damit war der Krieg am 17. April 1945 in Ratingen beendet. Die Opfer aus dem Kalkumer Wald wurden öffentlich neben der Kirche St. Peter und Paul beerdigt.

Solche Ereignisse, die direkt vor der eigenen Haustür geschehen seien, berührten noch einmal mehr als allein das große Weltgeschehen, meinte Geschichtslehrer Paul Fuhrmann. Er wird in den nächsten Wochen ebenso wie seine Kollegen mit den Schülern diese Zeit aufarbeiten. Gestern hatten die Schüler schon einmal die Gelegenheit, sich die 18 Tafeln anzuschauen.

 Bilddokument: Die Oberstraße im Jahr 1944 beim sogenannten „Heldengendenktag“.

Bilddokument: Die Oberstraße im Jahr 1944 beim sogenannten „Heldengendenktag“.

Foto: Blazy, Achim (abz)

„Eigentlich wollten wir die Tafeln hinter Glas rahmen, aber wir haben aufgrund des Platzmangels hier im Schulzentrum keinen eigenen Raum für diese Ausstellung übrig“, erklärte Schulleiterin Irene Schulz. Deshalb wurden im Konferenz- und Klausurenraum Stellwände aufgestellt, an denen die Tafeln befestigt wurden.

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