Ratingen "Schornis" als Kaminbohrer

Düsseldorf · Weil 2013 das Monopol für Schornsteinfeger fällt, müssen sie sich nach neuen Einnahmequellen umsehen. In Ratingen fand jetzt der erste Kurs zum Schornsteinbau und Kaminanschluss statt.

Die Schornsteinfeger bereiten sich auf ein Berufsleben ohne Monopol vor. Ab 2013 können Hausbesitzer ihren Schornsteinfeger selbst wählen. Nun suchen die "Schornis", wie sie sich selbst bezeichnen, neue Geschäftsfelder. Der Ratinger Bezirksschornsteinfegermeister Roland Adams hat schon lange für die Zukunft vorgebaut: Er ist seit einem Jahr auch Ofensetzer und kann sich vor Aufträgen kaum retten. Adams lässt seine Kollegen teilhaben: In Ratingen fand jetzt der deutschlandweit wohl erste Ofenbauer-Lehrgang für Schornsteinfeger statt.

Die Idee dazu hatte Ehefrau Marita Adams: Sie betreibt seit langem einen Meisterbetrieb für individuelle Kamine und kennt die enorme Nachfrage. Um den "Schornis" den Übergang zu erleichtern, wurde das Nebenerwerbsverbot Ende 2008 aufgehoben. Und mit Blick auf die Handwerksordnung hatte Marita Adams die zündende Idee: "Der Handwerksmeister kann sich eine Ausübungsberechtigung für ein anderes Handwerk einholen, wenn er seine theoretischen und praktischen Kenntnisse nachweisen kann." Es gehe ums Handwerk der Ofen- und Luftheizungsbauer und speziell um Schornsteinbau und Ofenanschluss.

Sechs Monate lang bereitete Adams den zweitägigen Lehrgang vor, zwölf Kollegen aus dem gesamten Regierungsbezirk drückten nun gemeinsam die Schulbank. Angst davor, sich eigene Konkurrenz zu schaffen, hat Adams nicht: Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass die meisten Umsätze aus den eigenen Kehrbezirken kommen.

Und die Nachfrage nach preiswerten und umweltfreundlichen Heiz-Alternativen hält unverändert an: Immer mehr Bürger kaufen sich einen Kaminofen.

Doch Aufbau und Anschluss selbst bei so genannten Bausätzen gestaltet sich für den Laien oft als schwierig: Schon das Bohren eines Loches in den Hightech-Kamin kann zu irreparablen Schäden führen. Dass es noch schlimmer kommen kann, zeigte beim Lehrgang der Brandursachenermittler Reiner Kiefer: Die Bilder, die er den erfahrenen Schornsteinfegern von abgebrannten Häusern präsentierte, zeigten drastisch, was alles passieren kann, wenn Kamine nicht richtig angeschlossen werden oder stählerne Außenschlote zu nah an der Hausisolierung stehen.

Referenten verschiedener Schornsteinhersteller wiesen auf Besonderheiten ihre Produkte hin.

Im praktischen Teil des Kurses lernten die "Schornis", darunter auch eine Bezirksschornsteinfegermeisterin, unter anderem den richtigen Umgang mit der Kernbohrmaschine. Auch wurde mit schwerem Gerät zum Beispiel der Zusammenbau von Edelstahlschornsteinen trainiert.

"Diese Kombination aus dem Ofen- und Luftheizungsbauerbereich von Marita und meinem Schornsteinfegerbereich dürfte deutschlandweit einmalig sein — die Schorni-Kollegen können daran teilhaben", so Roland Adams.

Die Nachfrage nach diesem ersten Kurs sei so groß gewesen, dass weitere bereits in Planung seien, freute sich Marita Adams.

(RP)
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