Ratingen Schöpfer der „Galerie des Wahnsinns“

Peter Maria Schäfer hat viele Berufungen und Ideen. Derzeit sind es Möbel, Deko und Weine.

 Peter Maria Schäfer in der „Galerie des Wahnsinns“ mit einem Foto aus seiner Ausstellung mit dem Titel „Painkiller“.

Peter Maria Schäfer in der „Galerie des Wahnsinns“ mit einem Foto aus seiner Ausstellung mit dem Titel „Painkiller“.

Foto: Blazy, Achim (abz)

„Erst kamen Kyrill und Ela, dann die Möbel, die aus dem Wurfholz entstanden, dann die Deko, die dazu passt und schließlich der Wein, den man in der Umgebung genießt.“ So sagt es Peter Maria Schäfer, der mit der flockigen Beschreibung gerade mal ein knappes Jahrzehnt aus seiner Vita umreißt.

Es kam noch eine Menge im Anschluss und überhaupt war schon unheimlich viel da, was ihn ausmacht. Soll man sich auf die „Galerie des Wahnsinns“ kaprizieren, die er neben dem angefahrenen Rumpel-Charme der ehemaligen Ratinger Papiermühle unterhält, sich bei der Firma für Garten- und Landschaftsbau aufhalten, die ihm gehört, seine fotografischen Buch- und Ausstellungsprojekte angemessen würdigen oder über seinen Aufenthalt im Jugoslawienkrieg wundern? Alles ist möglich, vieles ist angemessen, etliches des Staunens wert.

Aber auch ein umtriebiger Mann wie Schäfer fängt mit Geburt (1961), Kinder- und Jugendzeit (in Essen) an. Er besuchte das renommierte Burg-Gymnasium in Essen, das als letzte Orchideenblüte mit Latein anfing und machte dort 1980 auch sein Abitur. An der Essener Uni folgt ein Grundstudium in Germanistik, Kunst und Philosophie. Er arbeitet als Regieassistent in Bielefeld und Essen, spielt im Theater Freudenhaus, macht Regie im Warschauer Pantomimentheater. Geht zum Studium für Kommunikationsdesign an die Folkwangschule.

Er ist nicht bei der Bundeswehr, zieht aber dennoch in den Krieg. Als Kriegsberichterstatter arbeitet er für ARD und WDR und zahlreiche Printmedien und muss mehr als einmal um sein Leben rennen. Würde man die Organisationen, Institute und Medien aufzählen, denen er sich verschreibt, hätte man viele Zeilen gefüllt, ohne ihm wirklich gerecht zu werden. Denn eine emsige Aufzählung kommt seinem Tun nicht nahe. Schäfer ist zwar dauernd in Erledigung seiner vielen Träume und Pläne unterwegs – ist aber kein Figaro hier, Figaro da. Und er boxt auch nicht die Projekte verbissen durch, sondern lässt sie wachsen.

Aufenthalte in Polen zum Beispiel brachten ihn mit Tadeusz Szymanski, einem polnischen Holocaust-Überlebenden und bedeutenden Mitarbeiter des Museums Auschwitz-Birkenau zusammen. Draus entstand ein Film, daraus entwickelte sich eine Foto-Sequenz, die nun in ein Buch mündet und eine Ausstellung.

Der Mann, der Fotos für Dokumentationszentren gemacht hat, dem so viel Leid begegnet ist, der 2020 Auschwitz-Bilder in einer Begegnungsstätte in Bottrop zeigen wird, der kann sich auch an behutsam bearbeiteten Holz begeistern, an meterlangen Tischen, deren Ursprung entwurzelte Bäume hinter der Papiermühle waren. Er pflanzt mit Kindergarten-Kindern neue Bäume an und hat, geradezu liebenswert, hinter seiner Galerie ein allerliebstes Gärtchen mit ein paar Weinstöcken und ein paar mehr Rosen an der Backsteinmauer arrangiert. Er schwärmt von italienischen Weinen und Besuchen bei den dazugehörigen Winzern. Und er wird von seiner Frau Iris geerdet.

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