Tradition Schneewette: Keine weiße Pracht zum Nachmessen

Heiligenhaus · Raureif zählt nicht beim traditionellen Neujahrs-Spaß mitten in Hetterscheidt. Da sei Schiedskommissar Heinz Nardmann vor.

 Schneefreies Treffen am Neujahrsmorgen: Reinhold Unger, Heinz Nardmann und Bürgermeister Michael Beck (l.) stellten das Ergebnis fest. Seinen Zollstock brauchte Nardmann nicht.

Schneefreies Treffen am Neujahrsmorgen: Reinhold Unger, Heinz Nardmann und Bürgermeister Michael Beck (l.) stellten das Ergebnis fest. Seinen Zollstock brauchte Nardmann nicht.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, strahlend blauer Himmel und Sonnenschein - Ein Wintertag, wie er im Buche steht. Aber so glitzernd der Raureif auf den Grashalmen auch ist: Schnee ist das nicht. Und darauf liegt am Neujahrsmorgen in Heiligenhaus stets ein ganz besonderer Fokus.

Die Aufmerksamkeit richtet sich dann vor allem auf vier Quadratmeter in Hetterscheidt. Reinhold Unger, Vorsitzender des Hetterscheidter Bürgervereins wettet stellvertretend für den Verein gegen das Stadtoberhaupt Michael Beck, ob dort, vor der nun ehemaligen Sparkassenfiliale Schnee liegen wird. Und so lud die Hetterscheidter Schneewette auch gestern, im vierten Jahr, zum ersten offiziellen Termin im Stadtgeschehen. Wichtigster Mann bei diesem Brauch ist aber Schiedskommissar Heinz Nardmann, der – natürlich – den Schneewetten-Zollstock parat hält, um die Mengen an weißer Pracht zentimetergenau zu messen. Aber auch 2020 reiht sich in die lange Reihe von schneelosen Jahren ein. Der augenzwinkernden Ernsthaftigkeit des nun schon 44-jahre währenden Brauches tut das aber kaum Abbruch. Das liegt möglicherweise auch am ebenso traditionellen Schneekorn, der hier stets ausgeschenkt und in kleinen Flaschen mit dem jeweiligen Jahrgang auf dem Etikett verteilt wird.

Ursprünglich mal als Treffpunkt ins Leben gerufen, um zu Beginn des Jahres die Termine von Vereinen und anderen Institutionen abzusprechen, pflegen die Hetterscheidter ihren Brauch und haben ihn, nach so manchen Experimenten in der Vergangenheit, wie beispielsweise das Wetten auf Schnee in der Partnerstadt Zwönitz, wieder zu seinen einfachen Ursprüngen zurück geführt. Der Treffpunkt zum Jahresbeginn ist dabei längst liebgewonnene Tradition: „In bewegten Zeiten, auch außerhalb der Stadtgrenzen, braucht es solche Traditionen, bei denen man das vergangene Jahr Revue passieren lassen kann und auf das neue Jahr schauen kann“, sagt Bürgermeister Michael Beck über den gemeinsamen Start ins neue Jahr. Im letzten Jahr konnte der Bürgerverein einen bis dahin herrschenden Gleichstand für sich entscheiden: Es steht nun also 22 zu 21, ob der Bürgermeister in diesem Jahr wieder gleichziehen kann, wird sich am Sonntag, 12. Januar, beim Neujahrsempfang des Bürgervereins zeigen. Im letzten Jahr wurde auch Schiedskommissar Heinz Nardmann für seine Verdienste um den Brauch mit der Schlotschmetmedaille, der höchsten Ehrung der Stadt, ausgezeichnet.

Im vergangenen Jahr hatte die Kreissparkasse Düsseldorf die Hetterscheidter Immobilie, vor deren Tür das Wettfeld liegt, an die Fachärztin für Allgemeinmedizin, Chirotherapie und Naturheilverfahren, Dr. Beate Beyer, verkauft. Seitdem betreibt die Sparkasse hier als Mieter nur noch eine SB-Filiale. „Wir freuen uns, dass wir das Wettfeld trotzdem weiter zur Verfügung haben“, sagt der Bürgervereinsvorsitzende Unger auch mit Blick auf das 45-jährige Jubiläum im nächsten Jahr.

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