Ratingen Roter Aufkleber hilft bei der Klo-Suche

Ratingen · Das Projekt "nette Toilette" ist gestartet. Stadtmarketing verteilt Aufkleber und informiert mit Flyern und im Internet.

Das nicht unumstrittenen Projekt "nette Toilette" kommt unter Dampf. Nachdem der Rat grünes Licht gegeben hat, kümmert sich die Ratingen Stadtmarketing GmbH (RMG) um die Werbung. Rote quadratische Aufkleber bei Gastronomie-Betrieben und im Einzelhandel weisen Bürger auf die Möglichkeit hin, dort unentgeltlich das "Örtchen" aufsuchen zu dürfen. Im Vorfeld hatte es lange Diskussionen gegeben, auch waren zunächst kaum Gastronomen bereit, bei dem Sparprojekt der Stadt mitzumachen: Damit kommt die Verwaltung um die Sanierung der uralten Toilettenanlage am Marktplatz herum. Sie wird geschlossen.

"Auch in Ratingen stellen Gastronomen und Händler den Besuchern und der Öffentlichkeit ihre stillen Örtchen kostenlos zur Verfügung und erweisen so ihre Gastfreundlichkeit", so Nina Bauer, RMG-Chefin. Das Vorhaben sei als Gemeinschaftsaktion vom Stadtmarketing Ratingen und der Stadt Ratingen auf den Weg gebracht worden. Das Konzept habe seinen Ursprung in Aalen, Baden-Württemberg, und sei bisher in über 210 Städten und Kommunen umgesetzt worden. Ob große oder kleine Stadt sei dabei völlig unerheblich. Es funktioniere immer nach dem gleichen Prinzip: Die Gastronomen und Unternehmen stellen ihre täglich gereinigten und gepflegten Sanitäranlagen kostenfrei und öffentlich zur Verfügung, dafür erhalten sie im Gegenzug ein monatliches Serviceentgelt von der Stadt. Egal, in welcher Stadt sich der Gast befindet, am Logo erkennt er die "nette Toilette" sofort.

In Ratingen stellen die folgenden fünf Betriebe ihre Toiletten der Öffentlichkeit kostenlos zu Verfügung:

Bürgerhaus Frankenheim, Marktplatz 1; Café Perfetto, Marktplatz 11; Schlüssel am Markt, Düsseldorfer Straße 1; Kleiner Prinz, Wallstraße 30, sowie Buchcafé Peter & Paula, Grütstraße 3.

Damit sei das bisherige Angebot an frei zugänglichen WCs von sieben städtischen Toiletten-Anlagen in der Innenstadt auf insgesamt zwölf erweitert worden, so die RMG.

Die netten Toiletten sind leicht zu erkennen. Das markante Logo mit dem lächelnden Null-Null-Gesicht auf rotem Grund weist den Besuchern den Weg. Es ist in Form von Aufklebern an den Eingangstüren der Partner-Unternehmen zu finden und gibt mit Hilfe von Symbolen auch über die Ausstattung Auskunft. So ist zum Beispiel eine der netten Toiletten mit einem Wickeltisch ausgestattet und acht sind behindertengerecht.

Ausführliche Flyer und Plakate enthalten die Standorte der Netten Toiletten und auch alle städtischen WC-Anlagen im Ratinger Stadtgebiet. Jeweilige Ausstattung und Öffnungszeiten sind ebenfalls darin aufgeführt. Die Faltblätter sind im Bürgerbüro, in der Tourist-Info sowie in den Partner-Unternehmen und weiteren Geschäften in der Innenstadt erhältlich. Zusätzlich sind alle Informationen auch online unter www.rmg-ratingen.de abrufbar.

Viele Bürger sind Sturm gelaufen gegen das Projekt: Besonders Senioren wiesen darauf hin, dass es eine Hürde sei, in ein Restaurant gehen zu müssen, um dort die Toilette aufzusuchen. RP-Leser Bernd Ulrich: Ältere Bürger "müssen einfach mal öfter". Die unterirdische Anlage erfülle ihren Zweck, sei zentral gelegen und dank der Anwesenheit einer Aufsichtsperson "sauberer, hygienischer und sicherer als etwa jede x-beliebige unbewachte Toilettenanlage". Und: "Die nette Toilette der Gastwirte kann schon wegen der eingeschränkten Öffnungszeiten nur ein ergänzendes Angebot sein. Morgens um sieben, wenn die Marktstände aufgebaut werden, hat noch keine Lokalität der netten Toilette geöffnet." Gastwirt Heinz Hülshoff, Europäischer Hof: "Für mich ich eine absolute Selbstverständlichkeit, dass ein Bürger, ohne etwas zu verzehren, ins Restaurant kommen kann, um die Toilette zu benutzen. Und das, ohne, dass ich mich dafür bezahlen lasse."

(JoPr)
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