Ratingen Rote Karte für Westbahn

Ratingen · Nach der Bahn spricht sich nun auch der VRR plötzlich gegen das Westbahn-Projekt aus. Im Landtagswahlkampf 2010 klang das noch ganz anders. Dr. Wilhelm Droste (CDU-MdL) ist stinksauer.

West War alles doch nur ein Wahlkampfschlager? VRR-Chef Martin Husmann hatte im Landtagswahlkampf noch vollmundig von "großen Chancen" für die Westbahn gesprochen. Doch dann machte sich schnell Ernüchterung breit. Erst stellte die Bahn im August 2010 fest, dass die Reaktivierung des Personennahverkehrs zwischen Düsseldorf und Duisburg via West, Tiefenbroich und Lintorf viel zu teuer sei.

Und soeben machte der VRR eine volle Rolle rückwärts: Er stellte die Signale auf "Rot", will das Projekt nicht weiter verfolgen. Der Ratinger CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Wilhelm Droste entdeckte einen entsprechenden Beschlussvorschlag für den VRR-Verwaltungsrat. Droste ist stinksauer: "Die Totschlagsargumente, mit denen das Projekt nun beerdigt werden soll, sind seit vielen Jahren bekannt."

Rückblick: Im vergangenen Landtagswahlkampf kam Droste, der sich stets für das Projekt eingesetzt hat, dieser hochkarätig besetzte Termin mit Martin Husmann im alten Lintorfer Bahnhof sehr gelegen. "Die Chancen für die Reaktivierung stehen gar nicht so schlecht", sagte Husmann damals. Eine Machbarkeitsstudie von 2001 habe Kosten in Höhe von 27,5 Millionen Euro errechnet.

Jetzt koste die Strecke einiges mehr, da unter anderem neue EU-Auflagen zu erfüllen seien: Zum Beispiel gebe es erhöhte Sicherheitsanforderungen in Tunneln, wo sich Güter- und Personenverkehr begegneten. Auch die Steuerungselektronik sei heute teurer. Doch angesichts der erwarteten Fahrgastzahlen dürften die Kosten in den Hintergrund treten, hatte Husmann gesagt.

Er rechnete mit mindestens 14 000 Fahrgästen am Tag, realistisch seien aber eher 17 000 bis 18 000. Für Pendler bedeute die Westbahn eine Verkürzung der Fahrzeiten um etwa 50 Prozent: Von Ratingen nach Düsseldorf künftig nur noch 20 anstelle von 40 Minuten. Husmann damals: "Der Kosten-Nutzen-Faktor hat mit 3,45 im gesamten VRR-Gebiet einen einsamen Spitzenwert."

Das ist jetzt alles Makulatur. Das lange Sterben der Westbahn geht offenbar dem Ende zu. Droste tobt. Er habe sich seinerzeit bei den betroffenen Städten um die geforderte Betreibergarantie gekümmert. Düsseldorf OB Elbers habe zugesagt ebenso wie Ratingens Bürgermeister Harald Birkenkamp. Für die 800 Meter lange Strecke im chronisch klammen Duisburg wären die anderen Städte aufgekommen.

Im Einzelnen enthalte das neue VRR-Gutachten drei Aussagen, so Droste. Erstens sei eine Reaktivierung mit einer Streckenführung durch den Staufenplatztunnel wegen des Begegnungsverbots nicht möglich. Zweitens seien die Kosten mit einem Neubau einer zweiten Tunnelröhre im Staufenplatztunnel und einem dritten Gleis wegen der hohen Kosten nicht zu vertreten. Schließlich sei auch eine Einfädelung auf das Schienennetz der S 6 keine Alternative. Eine solche leide unter der hohen Betriebsdichte der S-Bahn zwischen Düsseldorf Hbf und Düsseldorf-Derendorf.

Der VRR habe in Kenntnis dieser Fakten jahrelang immer wieder die Hoffnung genährt, dass eine Reaktivierung der Westbahn Aussicht auf Erfolg haben könnte, so Droste. "Diese Aussagen wurden damit der Wahrheit zuwider getätigt." Er hat gestern an den VRR-Vorstand geschrieben und bittet um nochmalige Überprüfung der Sachlage.

(RP/rl)
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