Heiligenhaus Ringen um Geld und Grundstücke

Heiligenhaus · Bei den anstehenden Haushaltsberatungen werden die Geschäfte der stadteigenen SBEG eine tragende Rolle spielen.

Die Haushaltslage ist desolat, daran lässt Kämmerer Beck seit Einbringung des Doppelhaushalts für 2014 und 2015 keinen Zweifel aufkommen. Trotzdem herrscht kurz vor den Etatberatungen geradezu Goldgräberstimmung mit Blick auf anstehende Großprojekte und die Lösung alter Problemfälle. Beides passt erstaunlich gut zusammen.

Manfred Gries, Stadtentwicklungs-Experte der CDU, findet die Lage aus strategischer Sicht hervorragend: "Inzwischen ist es so, das der Stadt auf allen ehemaligen und aktuellen Industriebrachen zwischen Kettwiger Straße und Hitzbleck niemand mehr hineinfunken kann." Dafür hat zuletzt die überraschend positive Entwicklung auf dem 16 000 Quadratmeter großen Firmengelände der 2007 in Insolvenz gegangenen Gießerei Hitzbleck gesorgt.

450 000 Euro überwies die Stadt an den Insolvenzverwalter. "Bezahlbar wird das durch einen Flächentausch", erklärt Gries. So könnte der bisherige Verwaltungsparkplatz unmittelbar am Rathaus gelegen, gegen den Hitzbleck-Parkplatz getauscht werden. Der Vorteil: Die Stadt könnte das große Grundstück am zentralen Linderfeldquartier neu vermarkten. Ideen hierzu gibt es seit Jahren. Zugleich hätten die 400 Rathausmitarbeiter weiterhin arbeitsplatznahe Parkplätze.

Was auf der Hitzbleck-Brache selbst passieren soll, ist weitgehend offen. Abgesehen von drei Vorschlägen, die nach Auskunft von Bürgermeister Jan Heinisch bereits auf dem Tisch liegen. Wobei ungeklärt ist, ob und wie der alte Gebäudebestand weiter genutzt werden soll. Gries sieht schon jetzt zwei Ziele erreicht: "Wir haben verhindert, dass ein privater Investor die Brache kauft, dort Geld parkt und das Gelände verkommen lässt." Und mit den Einnahmen für die Neuvermarktung des Parkplatzes am Rathaus stünde für die Stadt- und Bodenentwicklungsgesellschaft (SBEG) "schon die schwarze Null, was den Kauf der Industriebrache angeht", so Gries. Viel zu tun also für die SBEG unter Leitung von Geschäftsführer Harald Flügge.

Abgesehen von Investoren-Ideen ist die alte Industriefläche noch aus anderer Sicht von Interesse. So prüft die Verwaltung derzeit, ob in den Firmengebäuden auch Raum für die Unterbringung von Flüchtlingen zu schaffen wäre. Das ist ein Vorschlag des Bürgervereins Hanholz (RP berichtete), denn die Unterbringung von Flüchtlingen in der alten Grundschule Ludgerusstraße gilt nach wie vor als Provisorium, zeitlich begrenzt bis Jahresmitte. "Dieser Vorschlag gehört zu einem Bündel von einem halben Dutzend Prüfaufträgen, die bis zur Ratssitzung abgearbeitet sein sollen", sagt Gries. Im Licht neuer Entwicklungen scheinen inzwischen aber auch Alternativen aufzutauchen.

Im Sozialausschuss berichtete Fachbereichsleiter Jörg Saborni, Flüchtlingsfamilien könnten in private wie städtische Wohnungen vermittelt werden. An der Ludgerusstraße leben noch gut 20 Flüchtlinge. Das heißt: Wenn eine neue Unterkunft gebaut werden sollte — auch dafür gibt es einen Prüfauftrag — dann bräuchte sie nicht zwangsläufig so dimensioniert sein, wie noch im vergangenen Jahr vorgestellt.

Dreieinhalb Millionen Euro kostet nach Vorabberechnungen des Architekten Waldemar Madeia eine neue Unterkunft für 100 Menschen an der Friedhofsallee auf stadteigenem Grund. Diese Lösung ist angesichts der Haushaltslage finanziell wohl kaum zu stemmen. "Da wir aber inzwischen von weit weniger zentral unterzubringenden Flüchtlingen ausgehen können, wäre auch eine kleinere Lösung an der Friedhofsallee denkbar. Wobei Finanzierungsmodelle zwischen Stadt und Stadt-Tochter SBEG zu analysieren wären", so Gries. Dies alles bewege sich allerdings noch im Bereich der Spekulation.

Klar sei dagegen, dass durch die Entwicklung des Hitzfeld-Geländes auch die angrenzenden Flächen mit Hefelmannpark und zukünftigem Einkaufszentrum noch einmal aufgewertet werden. Insofern sieht Gries dem neu beginnenden Investorenreigen für das geplante Einkaufszentrum (RP berichtete) zuversichtlich entgegen.

(RP)
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