Ratingen Richtig atmen und Text lernen vor dem Auftritt

Ratingen · Bis es für die Westhäkchen im Stadttheater donnernden Applaus gab, war hinter den Kulissen viel zu tun. Am Donnerstag geht es weiter.

 Ein letzter Blick auf den Text: Anton Lenger schaut vor dem Auftritt im Stadttheater in der Garderobe noch einmal auf seine Passagen.

Ein letzter Blick auf den Text: Anton Lenger schaut vor dem Auftritt im Stadttheater in der Garderobe noch einmal auf seine Passagen.

Foto: achim blazy

Das Licht ist heruntergefahren, noch ist es leer auf den Rängen des Stadttheaters. Dort, wo rund drei Stunden später über 500 Menschen aller Altersklassen lang anhaltenden Applaus spenden, ist noch gar nichts los - die Ruhe vor dem Sturm. Es sind noch rund 45 Minuten bis zum Auftritt der Westhäkchen am Europaring. Zum dritten Mal in ihrer Geschichte treten die Nachwuchs-Kabarettisten des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in West in ihrer über zwei Jahrzehnte währenden Geschichte hier auf.

Für das aktuelle Ensemble ist es die erste Show vor solch einer Kulisse. Und so überrascht es nicht, dass eine gewisse Grundnervosität spürbar ist. Hektisch läuft ein Teil der Gruppe immer wieder von der Garderobe zum Bühneneingang, ein anderer schreibt schnell noch eine Nachricht auf dem Smartphone.

Hendrik Sidar hat für so etwas keine Zeit. Der großgewachsene Blondschopf hat nämlich neben seinen Rollen auf der Bühne auch hinter dem mächtigen Vorhang im Stadttheater eine ganz wichtige Funktion: Er organisiert die Umbauten zwischen den Nummern, bespricht sich mit einer Helferin, die den Vorhang bedient. "Hoffentlich klappt das bei der großen Bühne alles", sagt er und wirft einen prüfenden Blick in Richtung der Bretter, die für viele die Welt bedeuten. Eine Bühne, die locker die zehnfachen Ausmaße ihres Stammhauses hat - im Freizeithaus in West ist alles viel kleiner, kuscheliger und intimer. Macht aber nichts, ist sich Regisseur Heiner van Schwamen sicher. "Ihr rockt den Laden", ermutigt er die Jugendlichen.

Alle hat er zur traditionellen Entspannungsübung auf die Bühne gebeten. Das Licht ist noch weiter gedimmt, die Akteure liegen auf dem Rücken, haben die Augen geschlossen - machen Atemübungen. "Ihr werdet ganz ruhig und achtet ganz genau darauf, wie ihr atmet", sagt van Schwamen mit sonorer Stimme. Und tatsächlich schaffte er es, de Hektik herauszunehmen. Seine Truppe wird zunehmend ruhiger - zumindest für ein paar Minuten. Denn dann beginnt vorne der Einlass, die Westhäkchen verschwinden in die Katakomben im Inneren des Stadttheaters.

Anton Lenger, eines der musikalischen Multitalente der Gruppe, wirft noch einmal einen Blick auf sein Skript für eine Nummer - bloß nicht den Text vergessen. Einige Meter weiter deklamiert Felix Brochhausen seinen Monolog über die Taliban und andere Extremisten. Übrigens eine der Nummern, die van Schwamen vor der Premiere Gedanken gemacht hatten: "Kann ich Jugendliche in den heutigen Zeiten solche Nummern spielen lassen?" Kann er. Und gerade deshalb werden die Westhäkchen auch an diesem Abend wieder eine Klasse für sich sein.

Im Saal ist es mittlerweile voll geworden, ein ständiges Kommen und Gehen, Stimmengewirr. Es sind nur noch ein paar Minuten, bis es losgeht. Die jungen Leute nehmen ihre Positionen ein, der Regisseur ordnet in der ersten Reihe noch einmal seine Skripte. Mittlerweile scheint er fast nervöser als die Jugendlichen -und dann startet die Show.

(RP)
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