Ratingen/Düsseldorf Richterin prüft den Rabatt-Vorwurf gegen Netzel

Ratingen/Düsseldorf · Paukenschlag am Mittag bei der Verhandlung gegen den suspendierten Beigeordneten Ulf-Roman Netzel: Paul W., Geschäftsführer der Firma Gerosan, der bei Netzels Hausbau laut Anklage unübliche Rabatte gewährt haben soll, brauchte nur drei Sätze, um die Vorwürfe gegen den Angeklagten zu entkräften: "Ich habe die Rechnung so geschrieben, wie es Herr B. aus dem Hochbauamt mir gesagt hat. Was hätte ich für einen Grund gehabt, Netzel einen Vorteil zu gewähren? Er war ja nicht dafür zuständig, mir Aufträge zu erteilen."

Zwei Mal fragte Richterin Bettina Reucher-Hodges in diesem zentralen Punkt nach — jedes Mal mit dem selben Ergebnis. W. ließ keinen Zweifel daran, dass er mit Angeboten und Rechnungen mit Blick aufs Netzel-Haus nichts zu tun hatte: "Das lief wie in allen anderen Fällen alles über B." Auf die Frage der Vorsitzenden, was der mutmaßliche Haupttäter im Skandal im Hochbauamt denn davon gehabt haben könne, auf dem Gerosan-Briefpapier dem Dezernenten einen solchen Rabatt einzuräumen, konnte W. auch nur mutmaßen: "Vielleicht wollte er sich eine gute Grundlage schaffen, um später auch Netzel in seinen Fängen zu haben."

Nach diesen Aussagen ist Netzel nach Einschätzung vieler Prozessbeobachter einem Freispruch weit näher als einer Verurteilung — auch wenn W. nachschob: "Eigentlich hätte Herrn Netzel mit seiner Erfahrung auffallen müssen, dass an der Rechnung etwas nicht stimmen kann."

Für Außenstehende kaum nachvollziehbar waren W.'s Erklärungen, wie er den Auftrag erhalten habe: "Ich habe den Auftrag über B. erst bekommen, kurz bevor wir die Regenwasserpumpe bei Herrn Netzel montiert haben." Der Prozess wird am 28. Oktober fortgesetzt.

(wol)
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