Lokal-Gebühr in Ratingen Restaurant verlangt drei Euro pro Gast

Ratingen · Das Cedric‘s hat wegen gestiegener Kosten zu dieser drastischen Maßnahme gegriffen. Pro Kunde wird ein Kostenbeitrag von drei Euro fällig. Man will die Kostenseite stabilisieren. Der Gaststättenverband zeigte sich überrascht.  

 Der Kostendruck in den Restaurants verschärft sich weiter – auch beim Personal.

Der Kostendruck in den Restaurants verschärft sich weiter – auch beim Personal.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Nein, den Gästen ist nicht etwa der Appetit vergangen, sie haben grundsätzlich Verständnis für die Maßnahme, die als Gesprächsthema zurzeit in aller Munde ist: Die Gaststätte Cedric‘s auf der Homberger Straße  verlangt von ihren Gästen einen Kostenbeitrag in Höhe von drei Euro. Tischaufsteller und die Homepage informieren über diesen Schritt, der nach Angaben eines Mitarbeiters des Restaurants so ungewöhnlich nicht ist. Er kenne zahlreiche Betriebe, die ähnlich verfahren, betonte er auf RP-Anfrage.  „Auf Grund der extrem gestiegenen Kosten im Bereich Einkauf, Personal und Energie sind wir leider dazu gezwungen, pro Gast ein Kostenbeitrag von drei Euro zu erheben“ – so steht es auf der Homepage. Von einem Eintrittsgeld will man nicht sprechen.

Es gehe auch nicht darum, den Gewinn zu erhöhen, sondern die Kostenseite zu stabilisieren, heißt es. Als Alternative hätte man die Preise für Speisen und Getränke erhöhen können. Es handele sich auch nicht um eine besondere Trinkgeld-Regel (Coperto), die zum Beispiel in Italien üblich ist.    

Eine Nachfrage beim Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW sorgte für Erstaunen. Von dieser Maßnahme habe man in dieser Form noch nichts gehört, hieß es. Der Kostendruck auf die gastronomischen Betriebe sei enorm. Und die Zahl der Lokale reduziere sich weiter, quasi ungebremst.

Die drastisch gestiegenen Kosten sind landesweit ein großes Thema. Wenige Wochen vor der Landtagswahl hat der Verband zum politischen Austausch mit Gastronomen und Hoteliers geladen. An der Veranstaltung nahmen in Präsenz und Online knapp 2.000 Unternehmer aus dem Gastgewerbe teil. Wie sehr das Thema Kostenanstieg die Branche momentan bewegt, zeigt eine aktuelle bundesweite Dehoga-Umfrage, an der sich auch rund 500 Gastronomen und Hoteliers aus NRW beteiligten. Standen in den vergangenen beiden Jahren die wirtschaftlichen und personellen Auswirkungen der Corona-Pandemie immer auf den vordersten Plätzen, sind für die Unternehmer im Gastgewerbe jetzt Steigerungen bei Energiekosten (87,4%), Lebensmittelpreisen (86,7%) und Personalkosten (72,2%) die größten Herausforderungen, gefolgt von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie (68,2%) und dem akuten Mitarbeitermangel (57,9%).

Das aktuelle Jahr wird nach Einschätzung der Experten deshalb zum Härtetest für viele der rund 45.000 Gastronomen und Hoteliers und die Entwicklung des Gastgewerbes zwischen Rhein und Weser. „Wir wollen anknüpfen an die Vor-Corona-Jahre. Wir wollen wieder Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen. Wir wollen wieder in unsere Betriebe und damit in die Zukunft der Branche investieren. Wir wollen durchstarten mit und ohne Corona. Dazu brauchen wir bei den jetzigen Gegebenheiten die Unterstützung durch die Politik, auch wenn wir lieber Rechnungen schreiben als Förderanträge“, betonte NRW-Dehoga-Präsident Patrick Rothkopf.

Man erwartet deshalb neben dem reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Speisen und Getränke, dass der Staat Betriebe und Beschäftigte, die immer noch von der Pandemie betroffen sind, weiterhin unterstützt und zudem jetzt die notwendigen Maßnahmen ergreift, einen dritten Corona-Herbst mit verheerenden Konsequenzen für die Branche zu verhindern. „Die Pandemie und ihre Auswirkungen sind auch mit Wegfall der Beschränkungen für Gastronomie und Hotellerie lange nicht vorbei“, so Rothkopf. Wichtige Botschaft für Gastronomen und Hoteliers: In der politischen Diskussion war man sich genau darüber im Klaren und versprach auch künftig staatliche Unterstützungen für das Gastgewerbe, wollte aber zum Beispiel in Bezug auf eine Entfristung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes auf Speisen nichts versprechen, was angesichts des Ukraine-Krieges und seinen Auswirkungen nicht eingehalten werden könne. Rothkopf erklärte, dass die Entfristung des reduzierten Satzes für Speisen und die Ausweitung auf Getränke die wichtigste Maßnahme zur Zukunftssicherung der Branche sei.

Und er betonte: „Wir haben zwei wichtige Jahre verloren, in denen wir unsere Betriebe nicht weiterentwickeln konnten und viele Investitionen, auch in Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung, hintanstehen mussten. Da müssen und wollen wir jetzt ran, und der Staat kann uns mit Beratungsprogrammen und anderen Fördermaßnahmen unterstützen.“

 Wegen gestiegener Kosten muss jeder Gast im Cedric‘s drei Euro zahlen. Das Lokal informiert per Tischaufsteller und über seine Homepage.

Wegen gestiegener Kosten muss jeder Gast im Cedric‘s drei Euro zahlen. Das Lokal informiert per Tischaufsteller und über seine Homepage.

Foto: Achim Blazy (abz)

Am Ende müssen die Gastronomen selbst entscheiden, wie sie ihr Geschäft steuern. Die Hoffnung ist groß, dass man im Sommer durchstarten kann. Wie lange der Kostenbeitrag im Cedric‘s bestehen bleibt, ist offen. Dazu wollte man keine Prognose abgeben. Die Drei-Euro-Regelung sorgt in  der Stadt weiter für Gesprächsstoff. Ein Gast zur RP: „Wir waren am vergangenen Wochenende da. Das Essen war gut. Aber muss diese Maßnahme wirklich sein?“

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