Kirche Die Hauptsache ist der Glaube

RATINGEN · In der Kirche St. Suitbertus wurden am Wochenende die Reliquien zweier in Peru ermordeter Franziskaner-Patres eingeführt.

 Pater Gregor mit den Reliquien der beiden polnischen Patres Zbigniew Strzalkowski und Michal Thomaszek in St.Suitbertus.

Pater Gregor mit den Reliquien der beiden polnischen Patres Zbigniew Strzalkowski und Michal Thomaszek in St.Suitbertus.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Mit der Entgegennahme von Reliquien zweier ehemaliger Franziskaner-Patres, ermordet in Peru, ist ein Thema nach Ratingen gekommen, das irgendwo ganz weit versteckt im katholischen Schatzkästlein des Denkens ruht. Und nun werden die Pfarr- und Gemeindemitglieder angeregt, eben dieses Thema hervorzukramen. Oder eben nicht.

Denn mehr als vieles andere erfordert die Existenz und Heilswirkung von Reliquien als Gegenstand kultischer religiöser Verehrung einen wirklich tiefen und individuellen Glauben. Irdische Überreste, im Fall der nun in St. Suitbertus bewahrten Reliquien, haben bei kritischen Geistern mit lebendigem Vorstellungsvermögen natürlich schon etwas Besonderes.

In eine kleine Plastik aus sehr vergoldetem Messing sind in zwei kleinen „Fenstern“ krümelgroße Knochenstücke ausgestellt. Die Plastik ist ein T – ein Tau aus dem griechischen wie hebräischen Alphabet, das gleichzeitig ein Symbol für die Franziskanische Familie darstellt: ein Vermächtnis des heiligen Franziskus, ein Zeichen des Segens und des Friedens. Es erinnert an das Kreuz, das Zeichen der Erlösung.

Der Guardian der in Ratingen angesiedelten Krakauer Franziskaner-Minoriten, Pater Gregor, war als einer der Verantwortlichen am Seligsprechungs-Prozess der beiden Confratres Michal und Zbigeniew aktiv beteiligt und kann sehr begeistert davon erzählen. Sie, die von Terroristen an ihrem Einsatzort in Peru hingerichtet worden sind, waren sehr beliebt in diesem Ort und wurden nicht erdbestattet, sondern gleich in Sarkophagen in der Kirche beigesetzt. Was schon bedeutend ist.

Ist ein überaus kompliziertes Verfahren zur Seligsprechung erst einmal eingeleitet, rollt nicht nur eine kirchenrechtliche Welle los, sondern kann eine wahre Kampagne für die Märtyrer beginnen. Inzwischen sind ihre Reliquien von über 300 Gemeinden in der ganzen Welt angefragt und ihnen ausgehändigt worden, gibt es ein Video, dass umfassend erläutert, ein Buch. Das ist gerade zu den Feierlichkeiten in Ratingen auf Deutsch übersetzt und fertig gestellt worden.

Die beiden Knochenreste, die nun in St. Suitbertus an noch einem auszuwählenden Ort in der Kirche ihren Platz finden werden, sind – das sei vor allem kritischen Geistern versichert – keinesfalls eklig anzusehen. Im Gegensatz dazu gibt es komplette Schädel-Überreste wie die des heiligen Pankratius, oder die Schädeldecke von Herrmann von Reichenau, die irgendwie Grusel verursachen.

„Es kommt“, so Pater Gregor, „schließlich nicht auf die Größe einer Reliquie an, sondern auf den Moment, dass sie den Betrachter an den Heiligen erinnert und dass der ihn zum Glauben bewegt“. Und dann ist einfach die private Frömmigkeit gefragt.

Welcher rheinisch-katholische Mensch kennt nicht ein flottes Stoßgebet an den heiligen  Antonius (von Padua) der doch bitte bei der Suche nach dem verlorenen Schlüssel helfen möge. Viele Schlüssel werden kurz danach tatsächlich gefunden. „Systematisch gesucht“ sagen die einen. „Antonius hat wieder einmal geholfen“ meinen dagegen die anderen.

So also kann man im ganz Kleinen auch seine ganz individuelle Frömmigkeit spielen lassen und im Glauben glücklich sein.

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