Heiligenhaus Realschule knackt die kritische Marke

Heiligenhaus · Die Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen stehen fest. Thema Inklusion: Elf Schüler mit Förderbedarf.

Die drei weiterführenden Schulen in Heiligenhaus erfreuen sich weiter großer Beliebtheit. Mit 183 Anmeldungen hatte die Gesamtschule den größten Interessenten-Zulauf, konnte aber nur 120 Schüler für den vierzügigen Jahrgang ab Sommer 2013 aufnehmen. "Wahrscheinlich hat auch die Tatsache, dass die Sekundarschule in Mettmann offensichtlich gescheitert ist, zu diesem großen Interesse geführt", sagt Ulrich Friese, Leiter des Fachbereichs Bildung und Sport im Rathaus. Die überzähligen Anmeldungen mussten sich nach Alternativen umsehen.

"Für die Schüler mit Hauptschul-Empfehlung besteht eine Kooperation mit der Matin-Luther-King-Schule in Velbert." Auch das Immanuel-Kant-Gymnaisum kann sich nach wie vor nicht über mangelnden Zulauf beklagen. Hier wurden 112 Schüler aufgenommen, ein Puffer von acht Schülern in den vier Eingangsklassen wurde für kurzfristige Veränderungen gelassen. "Das liegt immer auch im Ermessen der Schulleitung und Aufnahmen zum Beispiel durch zugezogene Familien sind nicht selten."

Mit Spannung aber wurde das Interesse an der Realschule erwartet. 52 Anmeldungen hätte es bedurft, um die "Herausforderung Inklusion" — das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht-behinderten Schülern — tatsächlich angehen zu können. Angenommen wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt 66 Schüler, elf davon mit Förderbedarf. "Wir sind natürlich sehr froh darüber, dass der kritische Schwellenwert klar übertroffen wurde", sagt Friese. Auch Schulleiterin Sonia Cohen freut sich über den Anmeldestand, hat sie doch höchstpersönlich schon viel Zeit in Konzepte und die eigene Fortbildung zum Thema gesteckt. "Es tut uns immer sehr leid, Schüler mit Hauptschul-Empfehlung ablehnen zu müssen, aber den Eltern raten wir immer zur Kooperationsschule in Velbert."

Drei Klassen wird der erste Inklusions-Jahrgang an einer Heiligenhauser weiterführenden Schule haben. "Das ist eine gute Klassengröße für diese Unterrichtsform", sagt Cohen. Neun der elf Schüler mit Förderbedarf kommen aus der Regenbogenschule in der Oberilp, die das Modell für die Grundschule schon etwas länger kennt. "Wir tauschen uns da unter den Lehrkräften auch aus, denn von den Erfahrungen dort können wir profitieren. Durch das neue Konzept wird sich die Schule verändern."

Zwei Lehrkräfte gibt es in den inklusiven Klassen. Für die Schüler werden individuelle Förderpläne mit definierten Lernzielen erarbeitet. Es wird genau analysiert, wer welche Fähigkeiten hat und was in einem bestimmten Zeitraum zu erlernen ist. "Da kann es auch schon ein bedeutendes Lernziel sein, nicht einfach in die Klasse hinein zu rufen." Teilweise werden alle Schüler gemeinsam unterrichtet im sogenannten "Team-Teaching". Es wird aber auch Zeiten geben, in denen sich einer der Lehrer außerhalb des Klassenraums individuell mit dem Schüler befasst.

Die an der Realschule jetzt angemeldeten Schüler haben überwiegend einen Förderbedarf im Lernen, aber auch in den Teilbereichen Sprache und sozial-emotionale Entwicklung. Ob Eltern sich aufgrund des neuen Konzepts bewusst für die Realschule entschieden oder ein Problem mit Inklusion haben, darüber hat Sonia Cohen noch keine Erkenntnis. "Die Erfahrung aus anderen Schulen zeigt aber, dass es in den Jahrgängen beide Einstellungen gibt. Inklusion bedeutet eben auch, ein Wertegefühl zu verändern. Weg vom ,du bist anders' hin zu ,jeder ist anders' beziehungsweise eine Hinführung zur Chancengleichheit." Das sei durchaus auch ein sehr anspruchsvolles Ziel, aber die Mühen allemal wert. "Als Unesco-Schule fühlen wir uns dieser Aufgabe sogar besonders verpflichtet."

(stemu)
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