Ratingen Ratinger Tafel ausgezeichnet

Düsseldorf · Als 800. Einrichtung ihrer Art erhielt gestern die Ratinger Tafel eine Urkunde. Edith Bohnen, Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), nahm die Auszeichnung entgegen. West bekommt eine Nebenstelle.

Am 23. September 2008 öffnete die Ratinger Tafel in der Grütstraße zum ersten Mal ihre Tür, um Lebensmittel an bedürftige Menschen in Ratingen zu verteilen. 250 Menschen kamen bei diesem ersten Mal, inzwischen sind es noch viel mehr geworden. Die Ratinger Tafel ist damit die 800. Tafel in Deutschland, gestern wurde sie dafür mit einer Urkunde vom Bundesverband Deutsche Tafel ausgezeichnet.

„Unser Ziel ist, dass es irgendwann keine Tafeln mehr geben muss.“ Bis sich dieser Wunsch von Hans Mengeringhaus erfüllt, wird wohl noch viel Zeit vergehen. Hans Mengeringhaus ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Tafel und überreichte die Urkunde an Edith Bohnen, die Vorsitzende des Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Für das, was er in seiner Funktion regelmäßig zu sehen bekommt, hat er einige drastische Worte parat: „Es ist eine Schande, wenn man sich die Entwicklung ansieht. Da muss man sich fragen, in was für einem Land wir eigentlich leben.“

Bedrückende Zahlen

Denn die Zahlen sind bedrückend. Inzwischen gibt es 813 Tafeln in ganz Deutschland, die eine Million Menschen versorgen. Ein Viertel von ihnen sind Kinder und Jugendliche. Und auch die Zahlen in Ratingen stimmen nachdenklich. 552 Ratinger Haushalte, insgesamt 1300 Menschen, erhalten bei der Ratinger Tafel jeweils eine Tüte voller Lebensmittel. „Der größte Teil unserer Kunden sind alte Menschen“, erklärt Edith Bohnen. „Da steht wirklich die alte Dame in ihrem 20 Jahre alten Mantel und fragt nach vier Kartoffeln und drei Brötchen.“

Gegründet wurde die Tafel gemeinsam von SkF und der Diakonie. Als sie im vergangenen September eröffnet wurde, stand da „Armut pur“ vor der Tür, so Bohnen. So etwas hatte selbst sie nicht erwartet, sie sei „sehr geschockt“gewesen. „Und das in einer wohlhabenden Stadt wie Ratingen.“

Die Resonanz der Bevölkerung und das Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter hat nicht nur Edith Bohnen, sondern auch Bürgermeister Harald Birkenkamp sehr beeindruckt und gefreut. „Das ist beispielhaft“, so Birkenkamp. Er lobte auch die Ratinger Firmen für ihren Spendenbereitschaft. In Ratingen gebe es ein dichtes Netz an Hilfsangeboten. Dies sei auch notwendig, denn „man sieht, dass etwas an unserem sozialen System nicht stimmt“.

Um das Angebot weiter zu verbessern, soll in Zukunft neben dem Laden an der Grütstraße zusätzlich eine Nebenstelle in Ratingen West eröffnet werden.

„Wir sind mit dem evangelischen Kirchenzentrum im Gespräch, denn ein großer Teil unserer Kunden kommt aus Ratingen West“, so Bohnen.

(RP)
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