Angedacht „Genießen Sie die Sommertage“

Der Sommer ist da und verwöhnt uns mit seinen Sonnentagen. Doch er hat auch diesmal wieder seine Schattenseiten. Wie man beides verbindet, schildert Pfarrerin Birte Bernhardt.

 Samstagsfrau Vikarin Dr. Bernhardt

Samstagsfrau Vikarin Dr. Bernhardt

Foto: Blazy, Achim (abz)

Dass Sommer ist, das kann man doch eigentlich kaum übersehen, oder? Seit Schulschluss hat sich das Tempo in unserer Stadt verändert – ein bisschen langsamer ist es geworden, viele Gesichter sind ein bisschen fröhlicher. Kein Wunder nach dem Ende dieses besonders anstrengenden Schuljahres. Im Park und im Wald stehen Blumen und Bäume in voller Blüte bzw. in vollem Laub. Aus dem Freibad klingen fröhliche Kreischer. Sonntags feiern wir unsere Gottesdienste und Taufen im Garten der Stadtkirche unter dem offenen Himmel. Unser Hier sieht schön aus.

Gleichzeitig weiß ich, die Probleme sind größer als zuvor: Wir hatten einige Tage keine S-Bahn, weil so viele, die sie fahren, erkrankt sind. Veranstaltungen entfallen, weil niemand sie halten kann. Jede Planung steht wieder unter Vorbehalt. Dieser Sommer ist absolut kein unbeschwerter. Die Schlangen sind nicht nur an Flughäfen lang. Da nerven sie vielleicht. Sorgen aber machen mir die Schlangen vor Tafeln und Arztpraxen. Ich denke an die langen Wege, die Rettungswagen zurücklegen müssen, bis sie eine Klinik mit Kapazitäten finden. Ich denke an das Gesundheitswesen ohne Verschnaufpause nach zwei Pandemiejahren, die ungehörten Pflegekräfte, die schon seit Wochen streiken. Mir kommen die in den Sinn, die schon jetzt ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, und die Vorschläge, sie mögen sich energiesparende Haushaltsgeräte kaufen, die schon heute wie Hohn klingen. Wovon sollten sie die denn bezahlen?

Beides ist gerade da: Das Schöne, das Sorgenvolle. Beides hat seine Berechtigung.

Ein wenig können wir tun, um die Sorgen zu lindern. Durch das eigene Verhalten das Gesundheitswesen entlasten und Infektionen verhindern. Schon jetzt Gas sparen, damit im Winter mehr da ist und wir uns an die dann wichtigen Routinen schon gewöhnt haben. Überlegen, was wir politisch für diese Krisensituationen wichtig finden und uns entsprechend engagieren. Das beginnt im Gespräch mit der Nachbarin.

Etwas können wir auch tun, um das Schöne für uns zu hamstern, auch für die Tage, wo es wieder dunkler wird: Nach draußen schauen, raus gehen, vielleicht ein Glas Sommer-Marmelade für den Winter vorbereiten, gemeinsam spazieren gehen oder Rad fahren. Was fällt Ihnen sonst noch ein?

Passen Sie gut auf sich und andere auf – und genießen Sie die Sommertage!

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