Ratingen Ratinger helfen beim Schulbau in Indien

Ratingen · Rita Brazda und ihr Verein "Paten Indischer Kinder" sammelt Geld für Bildungsprojekte und neue Anlagen.

In den vergangenen Monaten machte Indien vor allem durch Berichte über Vergewaltigungen von Frauen und die Untätigkeit von Polizei und Justiz von sich reden. Inzwischen ist es wieder stiller geworden, doch der Kampf um bessere Lebensbedingungen von Kindern, Frauen und den Armen geht vor Ort weiter. Seit vielen Jahren kämpft auch Rita Brazda gemeinsam mit ihrem Mann Heinz diesen Kampf mit, und zwar an vielen Fronten. Mit ihrem Verein Paten Indischer Kinder setzt sie sich für Bildung und damit für die Chance auf ein besseres Leben der ärmsten Bevölkerungsschicht ein, die im indischen Kastensystem ganz unten stehen.

Mit den Spendengeldern und Patenschaften unterstützt der Verein den Bau und Unterhalt von Schulen und Internaten sowie anderen Hilfsprojekten im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Nur Bildung gebe den Menschen die Möglichkeit, langfristig etwas zu ändern, sagt Rita Brazda. Ein- bis zweimal im Jahr reist sie nach Indien, um sich vor Ort zu informieren und zu kontrollieren, ob die Spendengelder sinnvoll eingesetzt werden. Dabei arbeitet der Verein eng mit zwei Diözesen zusammen.

Die oft unerträgliche Situation vieler Frauen und Mädchen wirkt sich natürlich auch auf die Arbeit des Vereins aus. "Wir achten sehr darauf, dass die Hälfte aller Kinder, die unsere Schulen und Internate besuchen, Mädchen sind", betont Brazda. Seit einiger Zeit sei die Entwicklung zu beobachten, dass die Eltern ihre Töchter aber lieber ins Internat geben als sie täglich zur Schule laufenzulassen. "Sie haben Angst, dass die Mädchen auf dem Schulweg gestohlen werden." Eine berechtigte Sorge, die nicht nur von den Berichten der vergangenen Monate, sondern auch mit aktuellen Zahlen belegt wird. Denn auf zehn Jungen kommen acht Mädchen, und diese Verteilung gerät immer weiter in Schieflage, so Brazda. Auch den Grund dafür kennt sie: Inzwischen sterben in Indien mehr Mädchen an Hunger als abgetrieben werden.

Dort, wo Nahrungsmittel knapp sind, würden zuerst die Jungen versorgt, die Mädchen erhalten nur Reste. Der Grund: Die Jungen sind für die Familien wichtig, denn sie ernähren später die Eltern, während das Mädchen zur Familie ihres Mannes zieht. Mit verheerenden Konsequenzen, wie Rita Brazda anhand eines Beispiels berichtet: Patel, der seit 16 Monaten in Abu Dhabi als Helfer arbeitet, berichtete freudig, er sei Vater eines Sohnes geworden. Nun, nicht er habe ihn gemacht, wahrscheinlich sei sein Bruder Rakesh oder Prakash oder der Papa oder Onkel Surendra der leibliche Vater, aber da seine Frau den Sohn geboren hat, sei er der rechtmäßige Vater. In Zukunft wird wohl noch häufiger eine Braut für alle Männer da sein müssen, befürchtet Brazda.

Während ihr Verein auf Politik oder den Kampf gegen allgegenwärtige Korruption kaum Einfluss hat, versucht man über Bildung und Berufsqualifikation langfristig etwas zu ändern. Neben den Schulen und Internaten soll künftig ein Krankenhaus unterstützt werden, in dem Frauen zur Krankenschwester oder Pflegerin ausgebildet werden. Auch handwerkliche Ausbildungen sollen künftig gefördert werden.

Einen großen Erfolg konnte der Verein jetzt verbuchen: Mit Hilfe der Stadtwerke Ratingen wird derzeit in einem der Mädcheninternate eine Photovoltaikanlage installiert.

Besonders am Herzen liegt dem Ehepaar aber Hilfe für die Kinder, die in einem Steinbruch arbeiten müssen, teils schon im Alter von vier oder fünf Jahren. Um über den Kampf gegen Kinderarbeit zu informieren, nimmt ihr Verein an einer Wanderausstellung teil, die vom Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales initiiert wurde.

Diese hat bereits in zahlreichen Städten in NRW für Aufsehen gesorgt, gerne würden Rita Brazda und ihr Mann diese Ausstellung auch in Ratingen zeigen. "Das Medienzentrum wäre dafür gut geeignet."

(cebu)
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