Nach Unfall am Grünen See DLRG rückt häufiger zu Badeunfällen aus

Ratingen · Immer häufiger enden sommerliche Ausflüge ans Wasser mit dramatischen Rettungsaktionen oder gar tödlich. Auch in Ratingen musste am Samstagabend eine Frau gerettet werden.

 Die Zahl der Badeunfälle steigt. Bereits 42 Mal rückte die DLRG in diesem Jahr schon zu Rettungseinsätzen im Rhein aus. Die Retter warnen vor dem Schwimmen in unbewachten Gewässern.

Die Zahl der Badeunfälle steigt. Bereits 42 Mal rückte die DLRG in diesem Jahr schon zu Rettungseinsätzen im Rhein aus. Die Retter warnen vor dem Schwimmen in unbewachten Gewässern.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Allein am vergangenen Wochenende ertranken mehrere Menschen bei Badeunfällen in Freigewässern. So ließ ein 23-Jähriger bei Worms im Rhein sein Leben, ein 29-Jähriger wurde am Ufer eines Leipziger Sees tot aufgefunden, ein 40-Jähriger ertrinkt bei Hannover in einem Binnengewässer und auf Ameland wird noch immer ein Mädchen vermisst.

Auch in Ratingen musste die Feuerwehr am Grünen See zu einem Einsatz ausrücken. Die Frau kam indes glimpflicher davon. Sie blieb am Ufer im Schlamm stecken, geriet in Panik, konnte aber von den Einsatzkräften völlig entkräftet geborgen werden.

Michael Grohe, Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bestätigt die Tendenz: „Die Zahl der Einsätze zu Badeunfällen ist in den vergangenen Jahren um rund ein Drittel gestiegen.“ Im Jahr 2019 kamen allein in Nordrhein-Westfalen 65 Menschen in Seen und Flüssen ums Leben. 2020 rückte die DLRG schon 42 Mal zu Einsätzen im Rhein aus. „Die Zahl der Unfälle hängt von den Witterungsbedingungen ab“, weiß Grohe. In heißen Sommern zieht es die Menschen zur Abkühlung an und in die Fluten.

„Die meisten Unglücksfälle entstehen, weil die Schwimmer sich selbst überschätzen“, so Grohe. Die Mitarbeiter der DLRG werden deshalb nicht müde, vor dem Schwimmen in Freigewässern zu warnen: „In fließenden Gewässern stellt immer die unsichtbare Strömung eine Gefahr dar. An Seen herrscht häufig eine unklare Ufersituation“, erklärt Grohe. So wurde am Samstagabend am Grünen See eine dicke Schlickschicht einer Frau zum Verhängnis. Kiesgruben und Baggerlöcher haben oft eine Abbruchkante. „Gerade standen die Badenden noch knietief im Wasser und einen Schritt weiter geht es steil in die Tiefe.“

Auch bei der Wassertemperatur ist Vorsicht geboten: „Das Oberflächenwasser heizt sich auf, die unteren Schichten sind aber kalt“, so der DLRG-Sprecher. Die Folge: Kreislaufprobleme oder Krämpfe. In Naturseen müssen Schwimmer auch mit starkem Bewuchs rechnen: „Schwimmer verheddern sich in Pflanzenteilen, geraten in Panik und verstricken sich noch mehr.“

Grohe macht eine weitere Ursache für die steigende Zahl der Badeunfälle aus: „Immer mehr Bäder schließen. Somit verringern sich für uns als DLRG die Möglichkeiten, Schwimmunterricht durchzuführen. Immer mehr Kinder lernen nicht richtig Schwimmen.“

Nicht zuletzt fordert auch Corona  Tribut: „Die heimischen Schwimmbäder waren lange geschlossen. Somit konnte auch kein Unterricht stattfinden. Wir haben im Normalfall schon zu wenig Kursplätze, um die Anfrage zu bedienen. Die Ausfälle nachzuholen ist organisatorisch fast unmöglich.“ Aber auch die Retter selbst konnten nicht trainieren. „Ausbildungs- und Trainingsmöglichkeiten für die Mitarbeiter sind schlichtweg weggefallen“, bedauert Grohe.

Michael Grohe warnt: „Bitte schwimmen Sie nur an bewachten Badestellen.“ Und selbst dort ist doppelte Vorsicht geboten: „Auch wir müssen alle Corona-Vorschriften einhalten und sind deshalb an einigen stellen mit deutlich reduziertem Personal vor Ort.“

(abin)
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