Ratingen Bürger setzen auf privaten Wachdienst

Hösel · Vor 25 Jahren taten sich Höseler Bürger zusammen und beauftragten einen Sicherheitsdienst. Ein Erfolgsmodell.

 Karlfried Hans (rechts) und Frank Osterkamp ziehen eine erfolgreiche Bilanz. Franjo Sneberger geht im Hintergrund wieder auf Streife.

Karlfried Hans (rechts) und Frank Osterkamp ziehen eine erfolgreiche Bilanz. Franjo Sneberger geht im Hintergrund wieder auf Streife.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Die Wachleute, die Tag und Nacht durch Hösel patroullieren, kennt Dr. Karlfried Hans meist persönlich. Der Höseler ist schließlich nicht ganz unbeteiligt: Er hat gemeinsam mit anderen Bürgern vor genau 25 Jahren nach einer nicht enden wollenden Einbruchsserie dafür gesorgt, dass der Condor-Wachdienst dort Streife fährt. So wie Franjo Sneberger. Der ehemalige Feldjäger der Bundeswehr ist in Hösel und Isenbügel im Schichtdienst unterwegs. Mit einem roten Auto und seinem Hund. Mittlerweile haben sich der Initiative etwa 550 Mieter, Haus- und Immobilieneigentümer angeschlossen — und das weit über Höseler Ortsgrenzen hinaus. Gemeinsam mit Frank Osterkamp, Geschäftsbereichsleiter bei Condor, erinnerte Hans jetzt an das Erfolgsmodell, das in seiner Größe wohl einzigartig in Deutschland sei.

Hans wohnte damals an der Württembergstraße: In diesem Bereich hatten Ganoven besonders viel Schaden angerichtet. Nachts sei mal ein Gangster in ein Haus eingestiegen, dessen Bewohner schliefen, und wühlten auch im Zimmer der schlafenden Tochter. Die sei wach geworden, hätte aber gedacht, die Mutter sei das. Erst am Morgen stellte sich heraus: Es war ein Einbrecher. In der Bürgerschaft war man sich einig: „Es war klar, dass die Polizei allein nichts ausrichten konnte.“ Gemeinsam mit anderen Mitstreitern rührte man die Werbetrommel für einen 24-Stunden-Wachdienst. Man versammelte sich in der Buschschule (mit Polizeichef) und gab am 2. Mai 1994 das Signal. Zuvor hatte man mit acht Sicherheitsunternehmen über günstige Konditionen verhandelt. „Wir starteten bereits mit 120 Mitstreitern“, so Hans. Das macht ihn heute noch stolz. Ein Boulevard-Blatt legte was drauf und titelte: „200 Millionäre lassen sich bewachen“. Er erinnert sich genau an den Tag, als der erste Wachmann mit Schutzhund in Hösel auf Streife ging. Das war ein Herr Meier.

Die Idee hinter der Hösel-Aktion: Wenn man sich mit anderen Bürgern zusammenschließt, lässt sich ein 24-Stunden-Wachdienst finanzieren. Denn darauf kam es den von Einbrechern geplagten Menschen an: Wichtig war und ist ihnen die sichtbare Präsenz des Wachdienstes. Ein Vorbild gab es damals: In Köln-Hahnwald war ebenfalls Bewohnern eines Villenviertels der Kragen geplatzt. Dort erkundigte man sich nach dem Erfolg.

Der ließ auch in Ratingen nicht lange auf sich warten. Die Einbruchsrate tendiere in den so bewachten Stadtteilen „gegen null“, sind sich Hans und Osterkamp einig. Etwa ab zwei Euro am Tag für ein Einfamilienhaus, entsprechen günstiger für größere Einheiten, lassen sich die Kunden die Sicherheit kosten.

Den Kunden in Hösel war es von Anfang wichtig, dass mit ausgebildeten Hunden patroulliert wird. Begegnungen mit Gangstern sind  aber eher selten. Einmal seien mutmaßliche Einbrecher, die gerade mit Rucksäcken ein Kunden-Grundstück verließen, dem  Wachmann begegnet und sofort handgreiflich geworden. Einer sei geflüchtet, die beiden anderen hätten vor dem Schutzhund „stramm gestanden, mit Hände auf dem Wagendach, wie im Film“, so Osterkamp. Für Hans ist aber wichtig, „dass allein schon die Abschreckung ausreicht“.

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