Ratingen Blyth-Valley-Ring wird umbenannt

Ratingen · Der Ring soll nach Fritz Bauer benannt werden. Er war die treibende Kraft bei den Auschwitz-Prozessen.

 Fritz Bauer war Richter und Staatsanwalt.

Fritz Bauer war Richter und Staatsanwalt.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Namenstausch: Den Blyth-Valley-Ring wird es wohl bald nicht mehr geben. Die L239 soll künftig Fritz-Bauer-Straße heißen. So sollte eine Straße in Hösel im Neubaugebiet Ecke Sinkesbruch/Heiligenhauser Straße benannt werden. Diese soll künftig „Am Burghof“ heißen, um so auf die historische Bedeutung des Ortes hinzuweisen.

Damit verschwindet ein weiterer Hinweis auf die ehemalige Ratinger Partnerstadt Cramlington, das heute zu Blyth Valley gehört, einer Stadt in der englischen Grafschaft Northumberland. Die Partnerschaft wurde 1969 geschlossen. Ende 2016 beschlossen beide Städte, die Partnerschaft nicht mehr weiterzuführen: Es gab auf beiden Seiten kaum noch Interesse.

Dem Namen Blyth-Valley-Ring, der ohnehin nicht leicht über die Lippen geht, werden nicht viele Dumeklemmer hinterher trauern. Weil dort niemand mit Postadresse wohnt, entstehen auch keine Kosten für Adressen-Änderungen.

Der Name Fritz Bauer machte bereits vor vier Jahren die Runde. Denn auch in Ratingen hatte es Straßennamen auch aus der NS-Zeit gegeben. Es gab Umbenennungen.

Die Fraktion der Grünen hatte damals eine Initiative von Manfred Evers aufgegriffen: Das frühere Ratsmitglied sprach sich für eine Straße aus, die nach dem früheren hessischen Generalstaatsanwalt benannt werden sollte. Es könnte aber auch ein Platz sein, meinte Evers damals.

Lange stritten sich die Fraktionen, ob man tatsächlich eine Straße nach Fritz Bauer benennen sollte: CDU und BU konnten trotz Bauers Verdienst um die Aufarbeitung der Nazi-Gräuel keinen Zusammenhang zu Ratingen feststellen. Dabei hatte Bauer Anfang der 1960er Jahre auch gegen einen Ratinger ermittelt: Franz Hagemann, ehemaliger Düsseldorfer Generalstaatsanwalt, der sich in Ratingen zur Ruhe gesetzt hatte, soll an NS-Verbrechen beteiligt gewesen sein. Das Verfahren wurde später eingestellt.

Nach langen Diskussionen einigte man sich dann doch: Der Haupt- und Finanzausschuss votierte vor einem Jahr einstimmig für Evers Initiative: Eine Straße in Hösel sollte nach dem früheren hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer benannt werden.

Das ist nun Makulatur, derzeit beraten die Gremien über den Verwaltungsvorschlag, den Blyth-Valley-Ring in Fritz-Bauer-Straße umzutaufen.

Fritz Bauer wurde 1901 als Sohn jüdischer Eltern geboren, er starb 1968. Er hat sich stets politisch engagiert, um gegen Unrecht und für Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen. Von den Nazis wurde er verfolgt und musste ins KZ.

Er überlebte und hatte als hessischer Generalstaatsanwalt besonders die NS-Gräueltaten im Visier. Sein Verdienst ist es unter anderem, dass 1963 der Auschwitz-Prozess eröffnet werden konnte. Er gab dem israelischen Geheimdienst Mossad den entscheidenden Tipp zur Ergreifung von Adolf Eichmann in Argentinien.

 Blyth Valley Ring in Ratingen wird umbenannt. Vorüberlegungen laufen.

Blyth Valley Ring in Ratingen wird umbenannt. Vorüberlegungen laufen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

„Gerade in Zeiten, in denen Faschisten wieder aus den Löchern kriechen und aus ihren menschenverachtenden Einstellungen keinen Hehl machen, muss dagegen aufgestanden werden, es müssen klare Zeichen gegen das Vergessen gesetzt werden“, so Evers. Die Benennung einer Straße nach Bauer, der maßgeblich an der Aufarbeitung von Nazi-Verbrechen vor Gericht mitgearbeitet habe, könne ein solches Zeichen sein, betonte Evers. 2018 jährte sich Bauers Todestag zum 50. Mal.

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