Kinderschutzbund Ratingen Missbrauch wird erst nach Pandemie sichtbar

Ratingen · Der Beratungsbedarf beim Kinderschutzbund Ratingen wächst. Da kommt finanzielle Unterstützung gerade recht. Und die bringt die Sparkassenstiftung mit.

Matthias Gotschika (l.) und Peter Jage (r.) informieren sich  bei Rita Marketa Trudslev (2.v.l.) und Kornelia Schröder über die Arbeit des Kinderschutzbundes. Sie haben einen Scheck in Höhe von 6.000 Euro mitgebracht, um den Verein zu unterstützen.

Matthias Gotschika (l.) und Peter Jage (r.) informieren sich  bei Rita Marketa Trudslev (2.v.l.) und Kornelia Schröder über die Arbeit des Kinderschutzbundes. Sie haben einen Scheck in Höhe von 6.000 Euro mitgebracht, um den Verein zu unterstützen.

Foto: Achim Blazy (abz)

„Die Pandemie hat über vieles ein Mäntelchen gelegt, das erst jetzt zutage tritt“, so Rita Marketa Trudslev, Vorstandsvorsitzende des Ratinger Kinderschutzbundes. So werden Missbrauch oder Gewalt in Familien oft erst jetzt sichtbar. Der Beratungs- und Therapiebedarf steige deutlich. Und damit werden auch mehr Mittel benötigt, um Kindern und Jugendlichen in Notsituationen zu helfen. Eine kleine Finanzspritze gab es jetzt von der Sparkassenstiftung „Gemeinsam Gutes tun“.

Eine lange Zeit in der coronabedingten Isolation habe die Befürchtungen vieler Kinderpsychologen wahr werden lassen, bestätigt Trudslev. Die räumliche Enge sei in einigen Familien in Gewalt umgeschlagen. Im Jahr 2022 wurden 170 Fälle von Kindesmisshandlung, Vernachlässigung und sexuellem Missbrauch aus Ratingen gemeldet. Dabei sei der Stadtteil West keineswegs Vorreiter in der Statistik. Vielmehr registrieren die Mitarbeiter des Kinderschutzbundes Meldungen aus allen Stadtteilen. Jetzt, da die Kinder wieder Kitas und Schulen besuchen, nehmen Erzieher und Lehrer Auffälligkeiten eher wahr und kontaktieren die Fachkräfte des Kinderschutzbundes. „Wir beobachten generell eine Tendenz dazu, dass die Menschen mehr hinschauen“, so Trudslev.

Die Arbeit des Kinderschutzbundes stützt sich auf mehrere Säulen. Neben Beratung und Therapie bei Missbrauch und Kindeswohlgefährdung wird die Anlaufstelle Löwenherz unterhalten, in der es psychosoziale und ärztliche Unterstützung gibt; der Kinderschutzbund begleitet in komplizierten Fällen Kinder und Jugendliche bei Treffen mit einem Elternteil. Außerdem gibt es Präventionsangebote, zum Beispiel im Familientreff am Berliner Platz, wo jeden Nachmittag in der Woche Kinder betreut werden. Allein in der Erich-Kästner-Schule organisieren 17 ehrenamtliche Kräfte eine Hausaufgabenhilfe und Lernförderung und bieten regelmäßig Mahlzeiten an.

All diese Aufgaben werden weitgehend durch Spenden finanziert. Allerdings macht sich auch hier die Pandemie bemerkbar. Die aktuelle wirtschaftliche Unsicherheit tut ihr Übriges. „Die Summe der Spenden wird geringer; einige Spender haben sich komplett zurückgezogen“, sagt Kornelia Schröder, die sich seit Jahren im Kinderschutzbund Ratingen engagiert. Ein Teil der Personalkosten trage die öffentliche Hand, der Rest wird über Spenden finanziert. Steigende Energiepreise und Personalkosten machen auch vor dem Kinderschutzbund nicht Halt.

Diese Not kam auch bei der Sparkasse Hilden/ Ratingen/ Velbert an. Mit einem Scheck in Höhe von 6.000 Euro im Gepäck besuchten jetzt Matthias Gotschika und Peter Jage von der Sparkassenstiftung „Gemeinsam Gutes tun“ den Ratinger Kinderschutzbund. „Pandemie und Ukraine-Krise lassen den Bedarf an Unterstützung steigen“, stellen auch sie fest. Aktuell habe die Stiftung für die drei Städte rund 90.000 Euro freigegeben. Das Geld stammt oft aus Nachlässen von Bürgern, die zu Lebzeiten entschieden, dass mit ihrem Vermögen ein gemeinnütziger Zweck unterstützt werden soll. Eine Jury entscheidet, welche Projekte gefördert werden.

Diesmal darf sich der Ratinger Kinderschutzbund freuen. Ein konkretes Projekt soll damit nicht aufgelegt werden, vielmehr helfe das Geld, die laufenden Kosten zu decken, damit Kinder in Ratingen auch künftig eine Lobby haben.

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