Klaus Mönch im Interview „Der Supersommer 2003 wurde getoppt“

Ratingen · Klaus Mönch, Chef des Stadtverbands der Kleingärtner, sagt, dass es sogar fünf Wüstentage gab.

 Wetterexperte Klaus Mönch sagt, dass es seit den 50er Jahren nicht so viele Sommertage gegeben hat wie in diesem Jahr. Ob der Schlitten in diesem Jahr da noch zum Einsatz kommt?

Wetterexperte Klaus Mönch sagt, dass es seit den 50er Jahren nicht so viele Sommertage gegeben hat wie in diesem Jahr. Ob der Schlitten in diesem Jahr da noch zum Einsatz kommt?

Foto: Achim Blazy/Archivfoto. A. Blazy

Die Ratinger profitieren in diesen Tagen von einem ungewöhnlich milden Oktober? Was erleben wir da gerade eigentlich?

Klaus Mönch: Die Ratinger können momentan noch ein paar schöne Sommertage genießen. Von einem Sommertag spricht man aus meteorologischer Sicht übrigens, wenn die Tagehöchsttemperatur von 25 Grad erreicht oder überschritten wird. Am Samstag hatten wir beispielsweise 27,9 Grad, am Sonntag etwas über 26 Grad. Auch in der nächsten Woche soll es noch warm bleiben, aber es wird vermutlich nicht mehr so viele Sommertage geben. Die Temperaturen gehen schrittweise runter.

Im Vergleich zu den Vorjahren: Ist das normal?

Mönch: Es ist schon auffällig, dass es zu dieser Jahreszeit noch an so vielen Tagen so warm ist. Zuletzt hatten wir in den Jahren 2014, 2012 und 2011 noch Mitte/Ende Oktober einige Sommertage mit Temperaturen von über 25 Grad Celsius. Im vergangenen Jahr dagegen hat man den letzten Sommertag am 5. September gemessen. Das ist jetzt schon fast sechs Wochen früher als in diesem Jahr. Auffällig ist in diesem Jahr auch, dass der Sommer schon recht früh begonnen hat. Bereits am 8. April wurde die 25 Grad-Marke, am 19. April die 30 Grad-Marke überschritten.
Auch die Hitze hat in diesem Jahr länger angehalten. 2017 wurden zuletzt am 29. August Werte von über 30 Grad erreicht, in diesem Jahr war der letzte sogenannte Hitzetag am 18. September. Im vergangenen Jahr wurde auch kein einziges Mal die 35 Grad-Marke geknackt, in diesem Jahr hatten wir sogar fünf sogenannte Wüstentage,  also Tage mit einer Höchsttemperatur von mehr als 35 Grad. Seit den Wetteraufzeichnungen des Umweltamtes (ab 1993) und meinen eigenen historischen Aufzeichnungen ab den 1950er Jahren hat es noch nie so viele Sommertage gegeben wie dieses Jahr. Mit 87 Tagen werden sogar die 79 Sommertage des Supersommers 2003 getoppt.

Inwiefern spielt der Klimawandel da eine Rolle?

Mönch: Der Klimawandel spielt beim aktuellen Wetter keine Rolle! Es handelt sich vielmehr um ein ausgedehntes Hoch mit Schwerpunkt über Osteuropa, das weiterhin wetterbestimmend ist. Dabei ist eine außergewöhnlich warme Luftmasse subtropischen Ursprungs eingeflossen, die nur sehr langsam abkühlt. Klimaänderungen sind etwas völlig Natürliches und laufen auch dann ab, wenn der Mensch keinen Einfluss ausübt. Eigentlich stehen wir vor der nächsten Eiszeit, denn sie kommen im 15.000 Jahresrhythmus. Durch menschliche Einflüsse seit der Industrialisierung vor 200 Jahren wurde die Temperatur überkompensiert, so dass es wärmer wird. Durch Zunahme von Emissionen (global) wird der Treibhauseffekt verstärkt. Dies führt – sichtbar – zur Gletscherschmelze und Anstieg des Meeresspiegels. In Ratingen ist dieser Klimawandel – gemessen an den Temperaturen und Niederschlägen –  nicht so spürbar.

Was bedeutet das für die Hobbygärtner?

Mönch: In diesem Jahr kann länger neu gepflanzt werden, allerdings muss auch länger kräftig gegossen werden. Die Ratinger können also länger die Blütenpracht genießen. Im Gegensatz zu frischgesetzten Pflanzen oder Aussaaten überstehen  Rasen,  Sträucher und Stauden  auch längere Trockenperioden.

 Welche Tipps geben Sie Hobbygärtnern?

Mönch: Weiterhin Neupflanzungen (morgens) gießen. Insbesondere Kübelpflanzen benötigen Gießwasser, da die Wurzeln nur aus dem beschränkten Platzangebot das Wasser aufnehmen können.

(isf)
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