Kammerchor Ratingen Kammerchor würdigt Komponistin

Ratingen · Der Ratinger Kammerchor wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Dieses besondere Jahr widmet er der Komponistin Felicitas Kukuck mit einer ganzen Veranstaltungsreihe.

Der Kammerchor Ratingen eröffnete im Oberschlesischen Landesmuseum eine Veranstaltungsreihe zum 25-jährigen Bestehen.

Der Kammerchor Ratingen eröffnete im Oberschlesischen Landesmuseum eine Veranstaltungsreihe zum 25-jährigen Bestehen.

Foto: Achim Blazy (abz)

Der Start ist gelungen – der Start in ein außergewöhnliches, umfangreiches Projekt, das sich der Ratinger Kammerchor mit seinem künstlerischen Leiter Dominikus Burghardt zum 25-jährigen Jubiläum des Chores vorgenommen hat: das Leben und Wirken der Komponistin Felicitas Kukuck nachhaltig zu würdigen.

Eingeladen hatte der Chor in das Oberschlesische Landesmuseum nach Hösel, dem Kulturpartner des Kammerchores, der hier im Museum seine Probenheimat fand. Bürgermeister Klaus Pesch hatte die Schirmherrschaft über dieses Projekt übernommen und damit auch die finanzielle Grundlage geschaffen, die ein solches Vorhaben einfach braucht.

Der Vorsitzende des Chores Martin Kurscheid wie auch Dominikus Burghardt dankten Klaus Pesch für die großartige Unterstützung und der Chorleiter freute sich, dass viele Freunde und musikalische Weggefährten seiner Einladung zum Jubiläum gefolgt sind. So wie das Ratinger Blechbläserensemble mit Frank Düppenbecker, die den Gästen mit ihrem gelungenen Vortrag der Festmusik von Felicitas Kukuck wohl einen wunderschönen ersten Eindruck vom Schaffen dieser Komponistin vermitteln konnten.

Der Höhepunkt dieser Matinee war jedoch der Vortag von Frau Dr. Margret Johannsen über das Leben und Schaffen ihrer Mutter: wie sie in einem Elternhaus aufwuchs, das ihre künstlerischen Begabungen von Kindheit an förderte und die erst mit 19 Jahren erfuhr, dass sie jüdischer Herkunft war. Als Halbjüdin, die Ausbildungs- und Berufsverbote nicht daran hinderten, ihren künstlerischen Weg auch durch diese dunkelste Zeit der Geschichte konsequent zu gehen und in Paul Hindemith einen hervorragenden Lehrer und Förderer fand, – auch wenn er in einem Brief bemerkte, dass es meist kein Vergnügen sei, komponierende Damen auszubilden.

Felicitas Kukuck war nicht nur eine erfolgreiche Komponistin, sondern auch eine engagierte Förderin der Laienmusik, die beim Komponieren stets das Können der Interpreten beachtete. Für Laien gute Musik zu schreiben war für sie eine Herausforderung, so Margret Johannsen.

Im Herbst 1939 heiratete Felicitas Kestner ihren langjährigen Freund Dietrich Kukuck, mit dem sie schon drei Jahre lang zusammengelebt hatte, – damals alles andere als selbstverständlich.

Zunehmend rückte in ihrem Leben die Friedensbotschaft in den Fokus ihres Schaffens. Sie komponierte schon in den frühen 1950er-Jahren „Die Seligpreisungen“ für den Deutschen Evangelischen Kirchentag und später fanden die grauenvollen Ereignisse von Hiroshima und Nagasaki Ausdruck in ihren Werken. 1996 entstanden zehn Lieder gegen den Krieg, – … und kein Soldat mehr sein! – und noch 1999, zwei Jahre vor ihrem Tod veröffentlichte sie sieben Klavierlieder, die auf Gedichten von Selma Meerbaum-Eisingen basierten, die mit 18 Jahren im Konzentrationslager starb.

Musikfreunde aus Ratingen und Umgebung können das gerade begonnene Jahr nutzen, bei sieben Aufführungen das Werk dieser großartigen Komponistin kennenzulernen. Der Ratinger Kammerchor mit Dominikus Burghardt wird dieser Aufgabe gerecht werden, – das versprach schon der glanzvolle Vortrag des a cappella Stückes von Hugo Distler „Vorspruch“, – ebenso ein Vorbild und Lehrmeister für die damals junge Komponistin, deren Meinung: singen ist wichtig, unendlich wichtig! Leitspruch und Ansporn für ihr Schaffen war.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort