Serie Fachkräftechancen Flexible Arbeitszeiten in der Bank

Ratingen · Die Volksbank ermöglicht Teilzeitstellen. Quereinsteiger können als Servicekräfte in den Filialen anfangen.

 Detlef Kappel freut sich als Leiter des Beratungs-Teams, dass Astrid Fichthorn-Brück trotz Mutterpflichten mitarbeiten kann.

Detlef Kappel freut sich als Leiter des Beratungs-Teams, dass Astrid Fichthorn-Brück trotz Mutterpflichten mitarbeiten kann.

Foto: RP/Kristina Hellwig

Astrid Fichthorn-Brück ist zufrieden, obwohl sie im Moment nicht mehr im Vis-a-Vis-Kontakt mit ihren Bankkunden steht. Nach 18 Jahren in einer Volksbank-Filiale wechselte sie vor einem Jahr in das VolksbankBeratungsTeam (VBT) und hilft den Kunden nun am Telefon. „Nach meiner Elternzeit war ich zunächst mit einer 33-Stunden-Woche in die Filiale zurückgekommen, musste mit Beginn der Grundschulzeit meiner Tochter aber feststellen, dass das mit den Betreuungszeiten nicht mehr passt.“ Schnell hatte der Arbeitgeber – in Form von Personalleiter Thomas Willczek – eine Lösung parat: Mit der Reduktion auf eine halbe Stelle konnte Fichthorn-Brück in das VBT wechseln.

Anfängliche Skepsis ist inzwischen der Überzeugung gewichen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Mein Arbeitgeber ist bisher immer auf meine Wünsche eingegangen. Die Alternative wäre gewesen, wieder für eine Weile auszusteigen“, sagt Fichthorn-Brück. Und ihr Personalchef ergänzt: „Selbstverständlich sind Teilzeitlösungen nicht nur im VBT möglich. Aber in der betroffenen Filiale hätten wir die Arbeitszeit nicht reduzieren können, weil dort schon mehrere Teilzeitkräfte arbeiten. Wir hätten die fehlenden Stunden nicht adäquat füllen können.“ Insgesamt liegt der Anteil von Teilzeitkräften bei der Volksbank im Bergischen Land bei über 20 Prozent. „Teilzeitmitarbeiter gab es immer schon, aber die Nachfrage steigt“, sagt Willczek.

Das VBT wurde vor zehn Jahren zur Entlastung der Filialmitarbeiter gegründet. Diese werden in Beratungsgesprächen seither zum Beispiel nicht mehr durch zahlreiche eingehende Telefonate gestört. „In der Aufbauphase hatten wir überwiegend Vollzeitkräfte im Team, aber inzwischen ist die Hälfte der 20 Mitarbeiter in Teilzeit beschäftigt und sorgt für Flexibilität auf beiden Seiten“, sagt Teamleiter Detlef Kappel. „Wir gehen so gut wie möglich auf die Wünsche der vor allem jungen Mütter ein, anders herum decken sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Beratungszeiten ab.“

Beispielsweise werden so auch arbeitsintensivere Phasen wie beim Monatswechsel durch einzelne Mitarbeiter abgedeckt. Und Astrid Fichthorn-Brück arbeitet donnerstags ganztägig. „Mein Mann muss sich dann um die Betreuung unserer Zehnjährigen kümmern. Aber die anderen Tage passen sich perfekt an meinen Bedarf an.“

Auch das Arbeitsumfeld stimme: „Ich habe fast mit den gleichen Themen zu tun wie in der Filiale.“ Auch Kappel war anfangs unsicher: „Ich kannte Frau Fichthorn-Brück als exzellente Vertriebsmitarbeiterin, im ersten Moment erschien sie mir überqualifiziert für die Telefonie.“ Aber die Befürchtungen haben sich nicht bestätigt: „Sie bereichert unser Team mit ihrer Erfahrung aus der Filiale und bringt damit immer wieder auch neue Sichtweisen und Bearbeitungsaspekte mit hinein.“

In einem anderen Bereich bietet die Volksbank im Bergischen Land Quereinsteigern auch ohne Banklehre und Wiedereinsteigern neue Möglichkeiten. „Das Arbeitsumfeld in den Filialen hat sich geändert“, sagt Thomas Willczek. Statt einer großen Empfangstheke prägen Beratungsbüros das Bild vor Ort. Eigene Auszubildende, auf die die Volksbank nach eigenen Angaben nach auch in Zukunft in großer Zahl setzt, sollen nicht als qualifizierte Kräfte im Service „landen“ und werden darüber hinaus auch anderweitig gebraucht. „Das hat dazu geführt, dass der Pool der Urlaubs- und Krankheitsvertreter (UKV) immer schnell wieder leer war. Den wollen wir seit Anfang des Jahres mit Servicekräften aufrecht erhalten.“

Seit April wurden für das Filialnetz – unter anderem in Haan, Hilden, Mettmann, Velbert und Wülfrath – vier neue Mitarbeiter eingestellt, weitere werden gesucht. Sie empfangen die Kunden, nehmen sich ihrer Belange an, begleiten sie bei Bedarf zum Bankautomaten oder helfen bei Überweisungen. Und leiten an Berater weiter, wo es nötig ist. Nach Möglichkeit erfolgt der Einsatz wohnortnah, was aber nicht immer garantiert werden kann. „Insbesondere bei der Krankheitsvertretung lässt sich der Dienstplan nicht ganz verlässlich planen“, erklärt Willczek.

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