Jacob Lekkerkerker entlockt alten Orgeln neuartige Töne Digitale Klänge aus der Kirchenorgel

RATINGEN · Der Organist und Komponist Jacob Lekkerkerker gibt ein außergewöhnliches Konzert in St. Peter und Paul.

 Jakob Lekkerkerker aus den Niederlanden gastiert mit seinem Ensemble in St. Peter und Paul. Er hat einst bei Ansgar Wallenhorst studiert.

Jakob Lekkerkerker aus den Niederlanden gastiert mit seinem Ensemble in St. Peter und Paul. Er hat einst bei Ansgar Wallenhorst studiert.

Foto: Blazy, Achim (abz)

„Wie kann man das Ohr eines Hörers verdrehen“ schreibt Ansgar Wallenhorst zur Ankündigung des nächsten Konzerts in St. Peter und Paul, wenn er einen wahrhaft außergewöhnlichen Gast beschreibt. Der holländische Organist und Komponist Jacob Lekkerkerker kommt. Er hat in den vergangenen Jahren ein neues Hybrid-Instrument kreiert: die Kombination des natürlichen Klanges aus einer Pfeifenorgel mit einem perfekt ausgewogenen Beschallungsanlage-System samt elektronischer Ausrüstung. Der Gast-Organist war in dieser Woche in Ratingen, um seinen Auftritt vorzubereiten und berichtet über sich und seine Art, Musik zu machen.

Was meint Wallenhorst hier wohl mit „Ohren verdrehen?“

Jacob Lekkerkerker Es ist damit sicher gemeint, dass sich die Besucher des Konzerts einlassen können auf eine möglicherweise ihnen unbekannte Art, Orgelmusik zu machen. Aber es gibt ja nicht nur die – es wird auch ein Geiger durch die Kirche gehen und spielen. Es ist Oene van Geel, einer der besten. Außerdem musiziert Alfredo Genovesi (Electronics) mit uns. Dazu brauchen wir Lautsprecher in den Ecken der Kirche und Fachleute, die als Teile meiner „Band“ dafür sorgen, dass elektronisch alles stimmt.

Woher kennen Sie und Ansgar Wallenhorst sich?

Lekkerkerker Die Gruppe der Organisten, die sich international trifft, ist wirklich klein. Da kennt man sich. Und außerdem habe ich bei Ansgar studiert.

Wo arbeiten Sie in den Niederlanden, wo leben Sie?

Lekkerkerker Seit 2013 bin ich Titularorganist der Oude Kerk Amsterdam (wo ich auch lebe) zusammen mit Matteo Imbruno. 2016 wurde mir die Position des Musikkurators an der Oude Kerk angetragen. In dieser mächtigen Kirche gibt es eine Serie, die „Silencemusic“ heißt. In diesen Konzerten präsentiert sich die Kirche als neue Plattform zeitgenössischer räumlicher Musik: Zuhörer und Musiker erkunden das Gebäude gemeinsam – an unterschiedlichen Standorten und mit stets wechselnden „Choreographien“.

Wie lief Ihre Ausbildung? Wie und wo sind Sie neben Ihrer kompositorischen Arbeit tätig?

Lekkerkerker Ich habe Orgel und Improvisation am Königlichen Konservatorium in Den Haag bei Jos van der Kooy sowie bei Ewald Kooiman, Loïc Mallié und Ansgar Wallenhorst studiert. Dazu habe ich Kunstgeschichte und Philosophie studiert und mit Master abgeschlossen. Jetzt bin ich 42 Jahre alt und lehre auch an Akademien und Konservatorien.

Was ist das Besondere an ihrer Musik?

Lekkerkerker Als Komponist und Organist bin ich sozusagen ein Pionier auf dem Gebiet der Mischung von live electronics mit Orgelsound. Ich versuche als Komponist die Beziehung zwischen Architektur, räumlicher Klangfülle der Orgel und Beschallungssystemen zu erkunden.

Gab es dafür schon Preise?

Lekkerkerker (sagt es sehr bescheiden): Für die künstlerische Arbeit habe ich unter anderem den Sweelinck-Müller-Preis, den Schnitger-Preis sowie den Prix-Special Englert-Marchal. Aber sehr viel wichtiger ist es für mich, dass ich in wunderbaren Kirchen auftreten und vielen Zuhörern meine Musik näherbringen kann.

Wie kamen Sie darauf, so zu spielen?

Lekkerkerker Die Klassik steht für sich und ist die Basis. Aber Musik entwickelt sich weiter und kann – zum Beispiel – elektronische Elemente aufnehmen. Der neue Spieltisch in Ratingen ist doch auch eine Schöpfung moderner und innovativer Handwerkskunst.

Spielen Sie allein? Wie kann man sich Ihren Auftritt vorstellen? Haben Sie eventuell auch eine spezielle Kleidung?

Lekkerkerker Wir sind eine Gruppe. Ich spiele am Spieltisch am Altar, der Geiger wandelt durch diese wunderbare Kirche, die einen tollen Klang ermöglicht. Ringsum gibt es auch eine Menge Kabel für die Elektrik und Elektronik. Die Musik schwingt von allein. Und wir tragen eine Art Kostüm, eigens für uns entworfen.

Kann man ein Stück zweimal in identischer Form spielen?

Lekkerkerker Nein. Wir gastieren jetzt in neun europäischen Großstädten, Und jedes Mal wird es sich ein bisschen anders anhören.

Und was erwartet die Ratinger Gäste?

Lekkerkerker Wir nehmen die Zuhörer unter dem Titel „Cathedral Mobile“ mit auf eine Reise neuer Klangerfahrungen. Der reale Klang aus der Fülle der Seifert-Orgeln von St. Peter und Paul mischt sich mit voraufgezeichneten Klängen der Kathedralen und elektronischer Musik zu einem Klang-Mobile.

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