Ratingen Ratingen hat jetzt eine Geschichtszeitung

Ratingen · Kulturdezernent Dirk Tratzig hatte das Projekt gegen einigen Widerstand durch den Kulturausschuss und den Rat gebracht, jetzt wartet "Von früher: die historiche Zeitung für Ratingen" im Medienzentrum und in den Stadtteilbibliotheken auf Leser – kostenlos zum Mitnehmen. Auflage: 10 000 Exemplare. Produktionskosten: 10 000 Euro. "Eine Publikation mit einer derart hohen Auflage gab es im Stadtarchiv noch nie", sagt Archivleiterin Erika Münster. Sie hat die Themen aus der Struktur- und Sozialgeschichte der Stadt ausgewählt, die von Barbara Underberg, einer freien Journalistin, quellengetreu, aber zeitungsgerecht – also allgemein verständlich, komprimiert und in die heutige Sprache übertragen – aufgearbeitet wurden.

Das 16-Seiten-Produkt beginnt mit der Stadtwerdung Ratingens im Dezember 1276, ist aber nicht chronologisch, sondern thematisch nach Wissenswertem aus Politik, Gesellschaft, Wohnen, Wirtschaft und Freizeit geordnet, vom Mittelalter bis zur kommunalen Neugliederung. Jede Seite besteht aus mehreren kleinen Textbausteinen, Kerngeschichten und gesellschaftlichem Beiwerk wie "Ehefrau beschwert sich über faulen Mann", historischen Häppchen also, und historischen Bildern. Sie passen zeitlich nicht immer exakt zum Text, dienen aber der Illustrierung des Themas und der Auflockerung. Dieses Prinzip liegt auch einem Interview mit Cromford-Gründer Johann Gottfried Brügelmann zugrunde, das so natürlich nie stattgefunden hat, weil es diese Form im 18. Jahrhundert noch nicht gab – aber die Inhalte stimmen, betont Erika Münster. Für Kulturdezernent Tratzig liegt in diesem Spiel mit historischen Inhalten und modernen Darstellungsformen der Reiz des Projekts, der "Spaßfaktor", wie er sagt. Eben daran hatte sich im Vorfeld Kritik entzündet: Darf man Geschichte so darstellen und konsumierbar machen? Tratzig ist jetzt gespannt auf die Rückmeldungen. Zu haben ist die Geschichtszeitung auch im Internet: www.ratingen.de, Unterpunkt "Stadtarchiv".

(RP)
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