60 Jahre Jumelage mit Maubeuge Freundschaften auf allen Ebenen mit Maubeuge

RATINGEN · Mit einem Festakt und Einträgen ins Goldene Buch der Stadt Ratingen wurde die Jumelage bekräftigt.

 Bürgermeister Klaus Konrad Pesch (links) mit seinem Amtskollegen aus Maubeuge, Arnaud Decagny, beim Festakt.

Bürgermeister Klaus Konrad Pesch (links) mit seinem Amtskollegen aus Maubeuge, Arnaud Decagny, beim Festakt.

Foto: Blazy, Achim (abz)

„Wer kann wissen, was Leben uns gibt; aber mit Freuden, Leben schöner und schöner wird.“ Das schrieb Michel Boise der kleinen Schwester des großen Bruders am 25. Juli 1957 in ihr Poesiealbum. Der französische Lehrer Michel und der deutsche Gymnasiast Andreas, beide Kriegskinder, trafen sich ein Jahr vor der Unterzeichnung der offiziellen Partnerschaftsurkunde der beiden Städte, aber immerhin schon zwei Jahre nach den allerersten Austauschaktionen. Und nun wurde der 60. Geburtstag dieser Freundschaft in Ratingen offiziell gefeiert.

Nebenbei gesagt, ist Maubeuge exakt so weit von Ratingen entfernt wie Hannover und damit kein Ort, für die man die Erdumlaufbahn braucht. Aber manchmal verstummen auch Freundschaften ohne irgendeinen Grund. Das gab es auch eine Zeit lang, das ist überwunden. Denn seit 2010 wird die Zuneigung wieder gefeiert, gibt es Kontakte zwischen Schulen und Schülern, den Feuerwehren beider Städte, zwischen Künstlern, zwischen Freunden der Tour de France und Parteien. Und zuletzt im Juli waren Ratinger offiziell im Juli bei der „Kermesse de la bière“, bei einem Bierfest in Frankreich.

Nun wurde es im Konzertsaal von Haus zum Haus wieder einmal feierlich: Landtags-Vizepräsident Oliver Keymis sprach, der Maubeuger Bürgermeister Arnaud Decagny fand viele freundliche Worte, Bürgermeister Klaus Pesch machte seine Aufwartung und Ratingens Erster stellvertretender Bürgermeister Wolfgang Diedrich zeigte bei all dem, dass er der französischen Sprache nicht nur willig, sondern auch durchaus mächtig ist. Man bekräftigte diesmal die Partnerschaftsvereinbarung mit Einträgen ins Goldene Buch. Der Knabenchor Hösel sangt. Sein Leiter Toralf Hildebrandt hatte außer den fälligen Hymnen mit Mozarts „Ave verum“ und César Franks „Panis angelicus“ erfolgreich in die Schatulle beliebten christlichen Liedguts gegriffen.

Wie leider so oft, hatte auch die Freundschaft mit Maubeuge mit Feindschaft begonnen: Deutsche Truppen hatten in beiden Weltkriegen die Stadt besetzt und stark zerstört. Die bitteren Erfahrungen der beiden Weltkriege waren in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts dennoch Anlass genug, freundschaftliche Verbindungen zwischen Franzosen und Deutschen zu knüpfen.

Das Engagement der Bürger beider Länder hat maßgeblich dazu beigetragen, Brücken der Versöhnung, der Verständigung und der Zusammenarbeit zu bauen. Dadurch sind Frankreich und Deutschland heute wichtige Partner und Freunde innerhalb eines gemeinsamen Europas. Was vielleicht im Kleinen besser funktioniert als auf der ganz großen politischen Bühne. Und vielleicht noch besser, wenn man einen Interrail-Pass hat und den Spruch aus dem Poesiealbum von damals befolgt.

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