Abbiege-Assistenz für städtische Lkw Stadt will das Abbiegen sicherer machen

Ratingen · Die Verwaltung testet derzeit Assistenzsysteme für schwere Lastwagen. Auch die Feuerwehr soll damit ausgerüstet werden. Es geht um die Sicherheit.

Die Stadtverwaltung will die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer verbessern und noch in diesem Jahr Fahrzeuge des Baubetriebshofes und der Feuerwehr mit sogenannten Abbiegeassistenzsystemen (ASS) ausrüsten. Damit sollen Unfälle beim Abbiegen verhindert werden. Zunächst werden in einer Testphase die städtischen Lkw ab einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen mit dem ASS ausgerüstet. Kosten: rund 167.000 Euro.

Der Rat hatte im Oktober das Verfahren in Gang gebracht, nun hat die Verwaltung einen konkreten Weg aufgezeigt. Insbesondere die städtischen Entsorgungs- und Baustellenfahrzeuge sollen mit diesem Warnsystem zur Vermeidung von Abbiegeunfällen ausgerüstet werden.

Im täglichen Straßenverkehr würden Fußgänger und Radfahrer von abbiegenden Fahrzeugen insbesondere von Lkw gefährdet, so die Stadt. Hierbei sei es häufig zu tragischen Unfällen gekommen, bei denen Personen schwer verletzt wurden und auch an den Unfallfolgen verstorben sind. 

Das bestätigen auch Stefan Elias, stellvertretender Amtsleiter Kommunale Dienste, und Disponent Sven Kastner. Seit Beginn der Testphase im Herbst habe es bereits mehrere Fälle gegeben, bei denen das System rechtzeitig vor heiklen Situationen gewarnt habe. Die Fahrer seien jedenfalls überzeugt: Es sorge einfach für mehr Sicherheit.

In den Müllfahrzeugen wird ein Software basiertes Kamerasystem getestet: Eine kleine unscheinbare Kamera oberhalb der Fahrerkabine erfasst den Bereich rechts neben dem 26-Tonner und übertragt das Bild an einen Monitor beim Fahrer. Regt sich etwas im Gefahrenbereich, bekommt das Objekt einen roten Rahmen. Erst wenn Kastner den Blinker setzt, ertönt ein lautes Piepen: Alarm. Dieses System hat man bereits fest im Blick. Andere Geräte, die Radar basiert sind, erfassen schlichtweg alles und piepen permanent. „Das nervt“, so Elias. Es komme wohl eher für Baustellenfahrzeuge in Frage. Nach der Testphase werden die Systeme ausgeschrieben, noch in diesem Jahr soll der schwere Teil des Fuhrparkes nachgerüstet werden.

Nach Einschätzung des ADFC und der Unfallforschung der Versicherer können rund 60 Prozent der schweren Unfälle durch elektronische ASS verhindert werden. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass ein solches System Unfälle definitiv ausschließt, da letztendlich das Verhalten der Verkehrsteilnehmer, sowohl des Lkw-Fahrers als auch des ungeschützten Verkehrsteilnehmers, davon abhängt, ob ein Unfall vermieden wird. Das ASS kann nur unterstützend für den Lkw-Fahrer einwirken.

Die Systeme unterscheiden zwischen beweglichen Objekten zum Beispiel Fahrradfahrer und Fußgänger und statischen Objekten zum Beispiel Ampelmasten und parkenden Fahrzeugen. Der Alarm für den Fahrer wird hier nur dann ausgelöst, wenn sich bewegende Objekte im Gefahrenbereich befinden. Die Systeme warnen in zwei Stufen. Befindet sich zum Beispiel ein Radfahrer im Gefahrenbereich, erfolgt zunächst ein optisches Signal. Leitet der Fahrer dann trotzdem den Abbiegevorgang ein durch setzen des Blinkers oder Lenkeinschlag, erfolgt ein akustischer Alarm. Die Systeme können bei Neufahrzeugen und im Wege der Nachrüstung eingebaut werden.

Experten der Stadtverwaltung haben sich auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) im Jahr 2018 über ASS mit dem Ziel informiert, zunächst verschiedene Systeme zu testen und hiernach Lkw ab 7,5 Tonnen der Ratinger Feuerwehr und des Amtes Kommunale Dienste mit einem ASS auszurüsten. Ausgenommen hiervon sind die kleinen Müllautos.

Die Mittel, mit denen das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) Einbau und Nachrüstung von Abbiegeassistenten fördert, sind übrigens für 2019 bereits erschöpft. Beantragt werden konnte die Förderung erstmals im Januar 2019. Bereits nach vier Tagen waren die Mittel für 2019 erschöpft. Infos: www.ratingen.de

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