An(ge-)dacht Erinnerung an die wichtigsten Personen im Leben

Ratingen · Ich glaube, dass wir alle schon diese Erfahrung mindestens einmal gemacht haben: Wir möchten etwas Neues lernen und im Lernprozess muss uns jemand eine gewisse Zeit dabei begleiten.

 Kaplan Krzysztof Zasanski, Katholische Kirchengemeinde,Heilig Geist in Ratingen

Kaplan Krzysztof Zasanski, Katholische Kirchengemeinde,Heilig Geist in Ratingen

Foto: RP/Heilig Geist

Wir haben schon Vorstellungen, wie es danach werden soll: mit dem Führerschein, mit der Abitur, mit dem Zeugnis nach der Ausbildung… endlich frei, autonom, unabhängig.

Diese Projektionen in die Zukunft brauchen wir natürlich, denn sie geben uns Kraft zu streben, zu kämpfen und zu erproben. Sie sind unsere Motivation, gleichzeitig aber werden sie oft zu Dingen, die uns ungeduldig machen. Dann hört man: „Ah, das habe ich schon so oft gehört“, „Ich habe andere Ideen, die meinen sind tausendmal besser, als die der Lehrer“, „Diese Sprüche kann ich nicht mehr hören“… Wir schalten rasch ab, und achten gar nicht darauf, was uns gerade gesagt wird. Wir würden gerne am besten heute schon das Ziel erreichen. Wir sind die cleversten und wissen alles besser und bleiben dabei nicht besonders aufnahmefähig.

Was wir im Laufe des Lernprozesses wirklich gelernt haben, und ob unsere Methoden und Ideen wirklich besser waren, stellen wir erst dann fest, wenn wir auf eigenen Füßen stehen: ohne den Lehrer, ohne den Meister – selbstständig in der Verantwortung. Bei ersten Schwierigkeiten, in der tiefen Krise, suchen wir dann nach Tipps, die wir damals so leicht ignoriert haben. „Wie hat er damals gesagt?“ – fragen wir uns – „Worauf wollte er / sie mich aufmerksam machen?“

Zu diesen Gedanken brachte mich das Fest Christi Himmelfahrt. Am Tag, an dem Jesus sich von seinen Jüngern verabschiedet hat, fing für sie die wirkliche Lernphase an. Sie stellten fest, dass sie ihn sooft gehört hatten, aber nur wenig davon umgesetzt oder registriert. Nun müssen sie sich an all das erinnern, was sie mit Jesus erlebt hatten, denn mit dem Abschied von Jesus war ihre Mission nicht zu Ende – sie begann damals erst.

An diese Stelle, an der wir zwei Feste (Mutter- und Vatertag) hinter uns haben. Es ist sicher nicht verkehrt, sich an die wichtigsten Personen in unserem Leben zu erinnern. Gerade sie haben uns in unserem Wachstum begleitet. Auch sie haben uns mit ihren Worten für das Leben ausgerüstet. Im Nachdenken über die Verstorbenen helfen uns etwa wertvolle Fotos, bei den Lebenden die Dankbarkeit, dass wir sie noch haben. Die Corona-Pandemie hat unsere Augen dafür bestimmt weit geöffnet. Für die größten Schätze, die wir finden konnten: Menschen, die uns gut waren oder noch sind. Und die Erfahrungen, die wir an deren Seite machen konnten.

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