An(ge)dacht Der Weihnachtsbaum

Der evangelische Pfarrer Gert Ulrich Brinkmann erinnert an die Geschichte des Weihnachtsbaums und an dessen Bedeutung in diesen ungewöhnlichen Zeiten.

 Pfarrer Gert Ulrich Brinkmann eröffnet die Kreissynode mit einer Andacht in der Stadtkirche in Ratingen.

Pfarrer Gert Ulrich Brinkmann eröffnet die Kreissynode mit einer Andacht in der Stadtkirche in Ratingen.

Foto: RP/Achim Blazy

Mitten auf dem Ratinger Marktplatz steht auch 2020 wieder der Weihnachtsbaum. Für die meisten gehört er unbedingt zum Fest dazu. Mehr als 30 Millionen Bäume werden Jahr für Jahr in Deutschland zum Weihnachtsfest verkauft. Jede Familie kann ihre Weihnachtsbaumgeschichte erzählen. Ich war noch ein Kind, als meine Eltern kurz vor Ladenschluss am Heiligen Abend noch ein wunderbar gewachsenes kleines Bäumchen erstanden. Erst zu Hause stellten wir fest, dass der Blumenhändler Zweige um einen Besenstiel gebunden hatte. Es wurde trotzdem ein schöner Weihnachtsabend.

Weihnachtsbäume oder geschmückte Tannen kommen in den Weihnachtsgeschichten der Bibel nicht vor. In den Breiten, in denen Jesus zur Welt kam, in Israel, wachsen bis heute eher Pinien und Zypressen. Sie werden vielleicht angesichts des Klimawandels und der sich Richtung Norden verschiebenden Klimazonen die Weihnachtsbäume der Zukunft in Mitteleuropa sein. Der Weihnachtsbaum ist übrigens eine evangelische Erfindung. 1539 im protestantischen Straßburg wird er zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Er wurde so sehr zum Markenzeichen, dass man den Protestantismus als „Weihnachtsbaumreligion“ verspottete.  Dass er sich durchsetzte, lag zum einen daran, dass ab Mitte des 19. Jahrhunderts Weihnachtsbaumplantagen angelegt wurden, so dass auch die Städte mit Bäumen versorgt werden konnten. Zum anderen war der deutsch-französische Krieg von 1870 entscheidend. In deutschen Schützengräben, Lazaretten und Quartieren wurden auf Anweisung der Heeresleitung Weihnachtsbäume aufgestellt. Als die deutschen Soldaten zurückkehrten, brachten sie diese Idee mit in ihre Familien.

Das Lied „O Tannenbaum“ erinnert an die spirituelle Wurzel des Weihnachtsbaumes: „Du grünst nicht nur zur Sommerzeit, nein auch im Winter, wenn es schneit.“ Die grünen Zweige stehen für die Hoffnung auf das Leben. In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal vor der evangelischen Stadtkirche in der Lintorfer Straße einen Weihnachtsbaum aufgestellt: „O Tannenbaum, o Tannenbaum! Dein Kleid will mich was lehren. Die Hoffnung und Beständigkeit gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit“.

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