Ratingen Debatte um Wallhöfe geht weiter

Ratingen · BUND Ratingen und Werbegemeinschaft City-Kauf kritisieren das Projekt: zu groß, zu viel kleinteiliger Einzelhandel.

 Interessierte Bürger schauten sich bei einer Informationsveranstaltung das Modell der Wallhöfe an.

Interessierte Bürger schauten sich bei einer Informationsveranstaltung das Modell der Wallhöfe an.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Die Diskussion ums neue Wohn- und Geschäftsprojekt Wallhöfe auf dem Hertie-Gelände geht weiter. BUND Ratingen und die Werbegemeinschaft City-Kauf haben sich mit Kritik zu Wort gemeldet. Grundsätzlich, so der City-Kauf in einer offiziellen Stellungnahme an den Beigeordneten Jochen Kral, stehe man dem Projekt positiv gegenüber. Vorsitzender Bernd Schultz kritisiert aber unter anderem die Größe des geplanten Einzelhandels und die Masse des Gebäudekomplexes, der das alte Hertie-Haus bei weitem übertreffe. „Der einmal den Bürgern versprochene Wallgraben, eine Grünzone und die Verlängerung der stadtgeschichtlichen Gräben rund um die Innenstadt sind plötzlich vom Tisch.“ Die Architektur passe schlicht nicht zur Altstadt. Und was die oft beschworene Aufenthaltsqualität betreffe, werde der Mehrgenerationenpark mit seinen integrierten Aufzugs- und Belüftungsschächten kein Ersatz sein können.

Die Ansiedlung von Edeka Kels mit einer Verkaufsfläche von 1.490 Quadratmetern und Aldi mit einer Verkaufsfläche von 1.220 m² seien geeignet, „Kaufkraft und Frequenz an die Innenstadt zu binden“. Doch obwohl feststehe, dass sich kein Elektronikmarkt für eine weitere größere Fläche interessiere, halte die Stadt daran fest, kritisiert Schultz. Edeka und Aldi könnten problemlos auf dem Hertie-Standort Platz finden: Sie wären dann ebenerdig erreichbar, die Neben- und Lagerflächen könnten im Untergeschoss Platz finden.

Doch für weitere mittel- bis  kleinteilige Einzelhandelsflächen mit insgesamt 1.230 m² am Rande der Ratinger Innenstadt  sehe der City-Kauf schlichtweg keinen Bedarf: „In Summe übersteigt dieser Planungsansatz mit insgesamt 2.190 m² einen nachvollziehbaren Bedarf an Verkaufsflächenzuwachs am Rande der Innenstadt, die bereits jetzt durch strukturelle Leerstände in den Hauptlagen belastet ist.“ Für diesen nicht benötigten Einzelhandel wolle man auch ein als Wohnbaufläche ausgewiesenen Grundstück einbeziehen. Dagegen werde es wohl eine Klage geben, „die beste Aussichten auf einen Erfolg hat“.  Davon abgesehen steigerten die zusätzlichen Geschäfte die nachzuweisende Stellplatzzahl. Die geplante öffentliche Tiefgarage mit 70 Stellplätzen wird vom City-Kauf jedoch begrüßt.

Schultz erinnert an einen Ratsbeschluss von 2014, demzufolge eine ebenerdige, also barrierefreie Verbindung von Düsseldorfer Platz und Altstadt zu schaffen sei, mit ständiger Sicht in beide Richtungen. Der kleinteilige Einzelhandel solle offensichtlich als Begründung für die Schaffung des Boulevards dienen. Ein solche Planung jedoch, so Schultz, folge „ausschließlich den Interessen des Projektentwicklers“ zur Erschließung der Läden. Kleinteilige Einzelhandelsflächen würden am Rande der Ratinger Innenstadt nicht benötigt.

Harsche Kritik kommt auch von Jürgen Lindemann, BUND: Die 70 Parkplätze in der Tiefgarage  stellten „eher einen symbolischen Akt zugunsten des Einzelhandels als eine nachhaltige am Bedarf orientierte Maßnahme da“.  Der BUND fordert vielmehr, wie bereits auch das lokale Netzwerk Ratingen.nachhaltig, die Bereitstellung von Radparkplätzen.  Mit Verzicht auf die Tiefgarage könne die Stadt etwa 3,5 Millionen Euro sparen.

Schultz erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass der Investor verpflichtet sei, für jeden nicht nachgewiesenen Stellplatz einen Betrag über 10.000 Euro zu entrichten. Angesichts der realen Kosten in Höhe von 30.000 Euro sei dies „eine ungerechtfertigte Subventionierung des Projektes und eine Ungleichbehandlung gegenüber potenziellen anderen Wirtschaftsteilnehmern“.

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