Interview: Horst-Wilhelm Gruszeczka Rathaus-Abriss macht Markt zu schaffen
Ratingen · Es fehlen Parkplätze und der Zugang über die Minoritenstraße ist mehr als unglücklich, sagt Marktsprecher Gruszeczka.
Er heißt Horst-Wilhelm Gruszeczka, ist Kaufmann im Lebensmitteleinzelhandel und steht mit seinem Geschäft seit Oktober 1988 auf dem Ratinger Markt. Sein Sortiment umfasst Schinken-, Wurst und Käsespezialitäten, dazu Eier aller Handelsklassen. Er ist schon "seit ewig" Sprecher der Ratinger Marktbeschicker und dank seiner gemütlich-fröhlichen Art sowohl im Kreis der Händler geschätzt als auch bei den Kunden gern gesehen.
Hatten Sie immer denselben Standort auf dem Markt?
Gruszeczka Ja, bis auf Umbauten, auf die Zeit der Weihnachtsmärkte und auf Verlegungen wegen Festivals.
Wie wird man Marktsprecher?
Gruszeczka Einmal jährlich gibt es eine Versammlung der Marktbeschicker mit geheimer Wahl der Sprecher, die dann bis zur nächsten Versammlung im Amt bleiben.
Welche Aufgaben hat der Sprecher?
Gruszeczka Er ist verantwortlich für die Kommunikation mit dem Ordnungsamt und sonstigen Stellen, wird tätig, wenn mehrere oder alle Händler betroffen und gemeinschaftliche Ansprechpartner vonnöten sind. Das Ordnungsamt ist nicht immer einfach im Umgang, aber stets sachlich und kompetent und immerhin sehr marktfreundlich eingestellt. Dazu kommt die gute Kameradschaft der Händlergemeinschaft.
Ging es auch schon mal hart auf hart?
Gruszeczka Ja, beim Verfahren gegen Ratingen zum Thema Müllkosten, zur Standgelderhöhung und Müllentsorgung. Auch die Diskussionen um den Weihnachtsmarkt und darum, ob der Markt in der Innenstadt bleibt. Immerhin ist er dort am besten zu erreichen. Aber das ist ein ewiges heißes Eisen. Doch es funktioniert in den letzten Jahren besser wegen des guten Miteinanders von Citykauf, Ordnungsamt und Markt.
Wie sieht es denn nun in diesem Jahr aus?
Gruszeczka Wir werden die Aufstellung rund um den Weihnachtsmarkt in Oberstraße und am Markt haben. Das hat sich in den letzten Jahren bewährt und ist machbar, wenngleich die fehlenden Ausweichplätze schon grundsätzlich ein Problem sind. Das liegt bei einem Innenstadt-Markt in der Natur der Sache. Doch für die Kunden und für uns besteht derzeit ein großes Problem wegen des Rathausabrisses - es fehlen vor allem Parkplätze. Außerdem ist der Zugang über die Minoritenstraße mehr als unglücklich und vergrault nicht nur auswärtige Kunden. Früher haben die Mitarbeiter des Rathauses "eben mal nebenan" eingekauft. Die sind mit ihren Dienststellen jetzt in der ganzen Stadt verteilt.
Müssen Marktbeschicker irgendwelche Aktionen zum Fest oder auch sonst machen?
Gruszeczka Wir müssen nichts machen, können aber freiwillige Aktionen starten.
Gibt es Anfragen neuer Markthändler?
Gruszeczka Natürlich viele. Ratingen ist ein sehr begehrter Standort. Die Stimmung ist hier generell lustig, lebhaft, sehr kameradschaftlich. Es kommen auch schon mal Reibereien vor, mit den Kollegen um die Reihenfolge bei der Anfahrt zum Beispiel oder dann, wenn es Standplatzüberschneidungen gibt. Sicher spielen auch Themen beim Wettbewerb eine Rolle. Aber das ist normal und nicht ernst. Auch wenn es mal kleinere Unstimmigkeiten gibt, so ist doch immer was los auf diesem Markt.
Welchen Einfluss nimmt die Stadt auf die Stände?
gruszeczka Zuerst, wer überhaupt auf den Markt kommt, denn es ist ein "Grüner Markt". Dann geht es um die Einhaltung des zugewiesenen Platzes und die Meterzahl, die Länge des Standes. Die Standgebühr wird nicht an jedem Markttag bezahlt, sondern monatlich.
Gibt es denn überhaupt Vorschriften, wie die Stände im Detail aussehen sollen?
Gruszeczka Für die Optik gibt es keine festen Regeln; ansonsten - je nach Branche - Regeln der Gewerbeaufsicht in Bezug auf Hygiene, Kühlung, Staub und sonstiges.
Sie kommen doch auch in andere Städte und können vergleichen. Wie sind denn die Ratinger Kunden?
gruszeczka Wir haben hier eher Stammkunden mit festen Einkaufsgewohnheiten - und deren Vorlieben kennt man dann schon. Die kaufen lieber "bekannt" als anonym. Die Kunden lieben Abwechslung im Angebot. Qualität ist wichtig und überhaupt die Stimmung an einem Stand, die zur gesamten Atmosphäre auf dem Markt beiträgt. Wochenmärkte sind immer ein kleines Abbild der Gesellschaft und auch des Standortes.
Gibt es auch mal Stress?
Gruszeczka Klar, so ist das Leben, sonst wäre es auch seltsam langweilig. Mit Kunden sind es nur die normalen Dinge des Einkaufs, zum Beispiel "Wer war zuerst dran?"
Was ist für Sie besonders schön am Ratinger Markt?
Gruszeczka Vor allem die zentrale Lage im historischen Stadtkern, das gute Publikum. Und das meine ich nicht nur wegen der Kaufkraft, sondern auch wegen der guten Stimmung. Ein Grüner Markt bietet generell ein besseres Niveau und Erscheinungsbild. Und dann auch ein gutes Miteinander.
DIE FRAGEN STELLTE GABRIELE HANNEN
