Ratingen Protest gegen neue digitale Stromzähler

Ratingen · Ab 2017 wird der Einbau neuer Stromzähler Pflicht. Das sorgt für regelmäßige Folgekosten. Dabei sollen die Geräte eigentlich dabei helfen, Strom zu sparen. Haus und Grund sowie die Energieberatung sind skeptisch.

 Susanne Berger von der Energieberatung in Ratingen prüft den Stromverbrauch in der Küche. Ab 2017 müssen Hausbesitzer teure digitale Messgeräte installieren.

Susanne Berger von der Energieberatung in Ratingen prüft den Stromverbrauch in der Küche. Ab 2017 müssen Hausbesitzer teure digitale Messgeräte installieren.

Foto: Achim Blazy

Für Unmut bei Immobilienbesitzern hat eine Neuordnung der Bundesregierung gesorgt, die den teuren Einbau von digitalen Stromzählen vorschreibt. Sie sollen den Stromvervebrauch besser kontrollieren. Der Verein Haus und Grund Düsseldorf und Umgebung ist auf den Barrikaden. Auch Susanne Berger, Energieberaterin der Verbraucherzentrale NRW in Ratingen, sieht die Regelung skeptisch, was die Einsparpotenziale angeht.

Dr. Johann Werner Fliescher, Haus und Grund-Vorstand, sagt: "Der Pflichteinbau von digitalen Stromzählern stellt abermals eine unnötige Belastung aller Eigentümer und Verbraucher dar." "Heimlich, still und leise" habe der Bundestag nunmehr das Gesetz zum Einbau von intelligenten Stromzählern, den SmartMetern, beschlossen. Dort sei vorgesehen, dass neben monatlichen Zusatzkosten, die je nach Verbrauch zwischen 23 und 200 Euro lägen, die Einbaukosten des SmartMeters vom jeweiligen Eigentümer zu tragen seien.

Ab 2017 wird der Einbau eines SmartMeters ab einem Jahresverbrauch von mehr als 10.000 kWh Pflicht. "Für diesen noch im Haushaltsbereich liegenden Verbrauch fallen dann jährlich Kosten von rund 130 Euro an. Großverbraucher müssen noch mehr zahlen", so Fliescher.

Ab 2020 seien dann die Messstellenbetreiber berechtigt, weitere Versorgungsstellen mit intelligenten Stromzählern auszustatten. Hier fielen dann Kosten von je 20 bis 60 Euro jährlich an.

"Das ist ein lohnendes Geschäft für alle Messstellenbetreiber", sagt Fliescher. "Bei 40 Millionen Haushalten in ganz Deutschland und Zusatzkosten von durchschnittlich 50 Euro ergibt sich damit ein Volumen von zwei Milliaden Euro Umsatz für die Messstellenbetreiber jährlich."

Ob Verbraucher zukünftig ihr Verbrauchsverhalten so steuerten, dass Großverbraucher nur noch in weniger stromintensiven Zeiten, wie den Morgen- oder Abendstunden benutzen, sei mehr als fraglich.

"Sollen in einem Mehrfamilienhaus die Bewohner, um Stromkosten zu sparen, etwa ihre Waschmaschinen und Staubsauger nur in den Abend- und den frühen Morgenstunden benutzen?" fragt Fliescher. "Die dann entstehende Lärmkulisse ist streitfördernd." Tatsächlich seien die Einsparpotenziale gering, wie die Bundesregierung mit eigenen Untersuchungen nachgewiesen hat: "Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, weil zum Beispiel die stromintensive Zubereitung des Mittagessens nicht auf andere Tageszeiten verschoben werden kann, und damit der Stromverbrauch sowieso anfällt." Das Schlimmste seien aber die möglicherweise anfallenden Kosten für die Umrüstung der Zählerplätze, damit diese geeignet sind, die neuen SmartMeter aufzunehmen: "Zwar existiert für vorhandene Elektroanlagen ein Bestandsschutz. Sobald aber eine Änderung erfolgt, geht der Bestandsschutz verloren und der Zählerplatz muss nach den neuen VDE-Vorschriften umgestaltet werden." Da könnten auf den Eigentümer schnell 1.000 oder mehr Euro für Handwerkerkosten zukommen.

Sein Fazit: "Die Verbraucher werden mit den intelligenten Stromzählern zwangsbeglückt und müssen auch noch die Kosten für diesen ökologischen und ökonomischen Nonsens tragen. Es ist zweifelhaft, ob mit diesen Aktivitäten des Gesetzgebers die Akzeptanz der Energiewende gelingt."

Dazu Energieberaterin Susanne Berger: "Diese Messgeräte sollen dazu beitragen, den eigenen Stromverbrauch besser zu kontrollieren und Stromfresser im Haushalt schneller identifizieren zu können. In einem späteren Schritt sollen je nach Verfügbarkeit Wind- und Solarstrom dann in intelligenten Netzen mit Elektroautos und privaten Batterien mit Hilfe der digitalen Technik gespeichert oder im Haushalt verstärkt verbraucht werden können (Smart grid)."

In diesem Zusammenhang seien zukünftig variable Tarife und hierdurch niedrigere Kosten bei hohem Stromangebot möglich.

Berger: "Allerdings entstehen den Verbrauchern durch den Einbau und Betrieb erhöhte Kosten abhängig vom Jahresstromverbrauch, die sich vermutlich nicht über die Stromeinsparung rechnen werden, während variable Tarife noch nicht verfügbar sind. Für den Betrieb wurden jährliche Preisobergrenzen von 23 bis 130 Euro je nach Verbrauch ohne Installationskosten gesetzlich festgelegt."

(JoPr)
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