Ärger an öffentlichen Stellen Stadtbild leidet unter Schmierereien

Ratingen · Bürger ärgern sich, dass es zu illegalen Sprüh-Aktionen kommt. Historische Bilder verschönern Verteilerkästen. Das Graffiti-Problem ist nicht lokal begrenzt. Auch im Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) tritt das Problem massiv auf. Von den 297 Bahnhöfen sind 131 Stationen als „akzeptabel“, 93 als „noch akzeptabel“ und 73 als „nicht akzeptabel“ im aktuellen Stationsbericht bewertet worden.

 Schmierereien an Stromverteilerkästen an der Brunostraße. Im Hintergrund sind die Kirche St. Peter und Paul und der Kornsturm zu sehen.

Schmierereien an Stromverteilerkästen an der Brunostraße. Im Hintergrund sind die Kirche St. Peter und Paul und der Kornsturm zu sehen.

Foto: Achim Blazy (abz)

Der Ärger ist weiter sehr groß: Viele Bürger stören sich an gesprühten Darstellungen auf öffentlichen Flächen. Und man hat den Eindruck, dass die Zahl der brachial bearbeiten Wände und Kästen immer noch zunimmt.

Mit der Einführung eines sogenannten Online-Mängelmelders können die Bürger selbst Beschädigungen und Vermüllung der Stadt Ratingen melden. Mit Hilfe eines Links in der Ratingen-App sollen sie so ganz unbürokratisch anzeigen, wann und wo sie Mängel an Straßen, Gehwegen, Beschädigungen, Müll an Containern, Spielgeräten auf städtischen Spielplätzen und Graffiti entdeckt haben.

„Mit diesem Online-Mängelmelder kann die Stadt Ratingen schnell handeln und schafft eine effektive Kommunikation zwischen Bürgern und Verwaltung“, teilte die CDU-Fraktion unlängst mit, „leider häufen sich nach wie vor illegale Abfallentsorgung, Schmierereien und Beschädigungen.“

Klar: Das Graffiti-Problem ist nicht lokal begrenzt. Auch im Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) tritt das Problem massiv auf. Von den 297 Bahnhöfen sind 131 Stationen als „akzeptabel“, 93 als „noch akzeptabel“ und 73 als „nicht akzeptabel“ im aktuellen Stationsbericht bewertet worden.

Hauptgrund für den gestiegenen Anteil an „nicht akzeptablen“ Stationen seien Graffiti-Taten, teilt der VRR mit. Eine erhebliche Abwertung der Stationen erfolge nach wie vor durch diese gravierende Form von Schäden an Oberflächen.

Sauberkeit und Funktionsweise im Zugangsbereich und an den Bahnsteigen in Hösel und Ratingen Ost sind laut Stationsbericht „noch akzeptabel“, das gilt aber nicht für den dritten Bewertungsaspekt – die Graffiti-Schäden. In diesem Bereich erhalten beide Stationen tiefrote Punkte. Sie sind also laut VRR-Testurteil in einem „nicht akzeptablen“ Zustand. „Nach Ansicht vieler Fahrgäste tragen Graffiti-Schäden erheblich zum negativen Eindruck einer Station bei“, heißt es beim VRR.

Eine Schwierigkeit: Der VRR ist nicht Eigentümer der Bahnhöfe. „Zwischen dem VRR und der DB Station und Service AG als Eigentümer der meisten Stationen gibt es keine direkten vertraglichen Beziehungen, daher sind Handlungs- und Einflussmöglichkeiten des VRR auf die Entwicklung und die Qualität der Stationsinfrastruktur sowie auf das Erscheinungsbild der Stationen nur eingeschränkt vorhanden“, heißt es beim VRR.

Die Bahn kämpft nach eigenen Angaben seit Jahren gegen Schmierereien an. So gab es im Jahr 2018 eine „Graffiti-Offensive“ in NRW, bei der bundesweit die meisten Graffiti-Schäden gezählt wurden. Dabei seien 32.500 Quadratmeter mit Verunstaltungen an Bahnhöfen in ganz NRW entfernt worden. Eine Maßnahme kostet nach Auskunft der Bahn pro Quadratmeter etwa 100 Euro, eine Neulackierung eines Zuges bis zu 30.000 Euro. Das dauert rund eine Woche – und in dieser Zeit steht der Zug auch nicht zur Verfügung. Aber selbst hohe Geldstrafen schrecken viele Sprayer nicht davon ab, Bahnhöfe und Züge zu beschmieren.

Unterdessen arbeiten Die Stadtwerke Ratingen mit dem Verein für Heimatkunde und Heimatpflege Ratingen bereits seit mehreren Jahren daran, die Stromverteilerkästen in der Innenstadt neu und vor allem interessant zu gestalten. Und man bleibt an der Sache dran: Nun waren weitere fünf Kästen der Stadtwerke an der Reihe, die mit zur Umgebung passenden und historischen Stadtmotiven verschönert wurden.

Gestartet wurde das Projekt im Jahr 2016 mit drei Schränken in der Lintorfer Straße, in der Düsseldorfer Straße und in der Oberstraße. Diese stießen auf so positive Resonanz in der Bevölkerung, dass die Verschönerungsaktion mit mittlerweile weiteren 17 Stationen ausgeweitet wurde.

„Insgesamt haben wir mit der Gestaltung gute Erfahrungen gemacht – neben der positiven Wahrnehmung sind auch die Schmierereien an den Kästen seitdem deutlich weniger geworden“, sagt Michael Lumer, der Vorsitzende des Heimatvereins.

Für die aktuelle Runde wurden die Stromkästen an der Mülheimer Straße, der Hochstraße, der Oberstraße, der Düsseldorfer Straße sowie am Theodor-Heuss-Platz ausgewählt.

Die ausgesuchten Kästen waren vorher entweder wild beklebt oder konzeptlos besprüht und waren deshalb alles andere als gut gemachte Hingucker. Die historischen Motive reichen teilweise bis zum Jahr 1899 zurück. So ist zum Beispiel das alte Haus Bonaparte zu sehen, da ist zum Beispiel auch der Wandel der Düsseldorfer Straße zu beobachten.

„Es ist immer wieder schön, das Stadtbild mit den neu gestalteten Kästen zu verbessern und gleichzeitig Einblick in die Stadtgeschichte zu geben und das Einst und Jetzt zu erfahren. Einige Ansichten werden bei dem ein oder anderen sicherlich auch Erinnerungen an frühere Zeiten wachrufen“, erklärt Lumer.

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