Markthändler Etwas für Herz – und immer ganz frisch

Ratingen · Andrea und Christof Schmitt haben einen Blumenstand auf dem Markt. Sie kennen die Wünsche ihrer Kunden ganz genau. Sie haben große Strecken der Oberstraße im Blick und St. Peter und Paul im Rücken – keine schlechten Voraussetzungen für sichere Weitsicht beim Verkauf.

 Blumenhändler Christof Schmitt an seinem Stand auf dem Marktplatz. Er verkauft die Blumen nach Anzahl, seine Frau Andrea bindet Sträuße.

Blumenhändler Christof Schmitt an seinem Stand auf dem Marktplatz. Er verkauft die Blumen nach Anzahl, seine Frau Andrea bindet Sträuße.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Die Händlerinnen und Händler auf dem Markt sind das fahrende Volk unter den Einzelhändlern. Meist gehörten schon ihre Eltern und Großeltern zu dieser Gruppe Unsteter, die zwar ein festes Heim und oft denselben Standplatz auf dem Markt haben, die aber ihre Ware stetig auf Rädern zum Kunden bringen. Und die einen großen Teil ihres Tagwerks schon erledigt haben, bevor die freundliche Ratinger Kundenschar naht.

Am äußersten östlichen Zipfel des Marktes, wo die Dumeklemmer-Figuren ihre Füße in eine großspurig Brunnen genannte Pfütze strecken, da stehen die Blumenhändler Andrea und Christof Schmitt. Sie haben große Strecken der Oberstraße im Blick und St. Peter und Paul im Rücken – keine schlechten Voraussetzungen für sichere Weitsicht beim Verkauf. Schon Schmitts Großmutter arbeitete auf dem Markt; sein Onkel ebenso, seine Eltern boten Obst und Gemüse an. Und er bietet nun Blumen feil.

Das ist nun ein Produkt, das weiß Gott nicht immer regional und saisonal ist, das meist schon die halbe Welt auf dem Weg nach Ratingen gesehen hat und immer doch etwas ist, das den Käufern Spaß macht. Und das Christof Schmitt tagtäglich noch früher aus dem Bett treibt als die meisten anderen Marktbeschicker. Denn Schmitt streift nicht morgens durch die Gewächshäuser und über die Felder und schneidet Grünes und Buntes – er ist Händler und ersteigert die Blumen.

Und das tut er in bei Veiling Rhein-Maas in Straelen-Herongen, Deutschlands einziger Blumen- und Pflanzenversteigerung, die zentral in Europa liegt. An dem internationalen Marktplatz treffen sich Anlieferer aus der gesamten Welt und internationale Kunden im hochmodernen Versteigerungssaal, um Produkte zu verkaufen oder selber einzukaufen.

Bis die Blumen, die letztlich im Schatten von Ratingens mächtiger Pfarrkirche über die Theke gehen, hier ankommen, haben sie – je nach Jahreszeit – bereits einen langen Weg zurückgelegt.

Nach morgendlicher Begutachtung vor den Auktionen wählt Schmitt die Blumen und Pflanzen aus, die er anbieten will. Und er schafft sie anschließend nach Hause. Dann ist schon Nachmittag. Sie werden sachgerecht gelagert und sind am nächsten Tag im Verkauf.

Die Saison für Tulpen, für die gefransten und die Papageien-Tulpen, die geflammten und die mit aparten Farben, geht nun langsam zu Ende. Als nächstes sind Pfingstrosen gefragt und dann des Kunden höchstes Glück, die Rosen. Wären sie Menschen, würden sie Ferntouristen genannt.

Da sie Rosen sind, wissen die meisten Künden nicht einmal, dass die meisten schon einen vielstündigen Flug aus Kenia, Äthiopien oder Ecuador hinter sich haben, dass sie die gesamte Zeit von ausgewählter Kühle umgeben waren und letztlich in der Vase im Wohnzimmer erst das tun können, was ihr Job ist: blühen. Schmitt bietet immer auch fair gehandelte Rosen an, um ein bisschen von dem aufzufangen, was man über Anbauorte und Anreisemeilen sagen mag.

Chistof Schmitt verkauft eher die Blumen nach Anzahl, seine Frau Andrea bindet Sträuße. Und was kaufen die Ratinger? Dienstags und donnerstags sind es Blumen zur eigenen Belustigung oder für Besuche und Gratulationen, samstags die klassischen Wochenendsträuße fürs eigene Heim. Ältere Kunden wählen häufiger Blumen mit geschlossenen Köpfen, jüngere stehen mehr auf prachtvolle, fortgeschrittene Blüten.

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