Ratingen Poller-Chaos: Telekom lässt die Stadt sitzen

Ratingen · Das Unternehmen hat immer noch kein Angebot unterbreitet, die Säulen bleiben weiterhin unten, sehr zum Ärger der Verwaltung.

Ratingen: Poller-Chaos: Telekom lässt die Stadt sitzen
Foto: Achim Blazy

Die unendliche Poller-Geschichte geht in die nächste Runde: Denn die Stadt wartet noch immer auf ein Reparatur-Angebot der Telekom. Bisher habe sich niemand gemeldet, betonte Dirk Winkelmann vom Tiefbauamt. Nach einem kurzen Probebetrieb Mitte Dezember des vergangenen Jahrs waren die Sperrpfosten wieder in der Versenkung verschwunden. Der Teufel steckt im Detail: In den Steuersäulen an den bislang vier Standorten Lintorfer Straße, Düsseldorfer Straße, Oberstraße und Minoritenstraße kommen sich wohl zwei Funkmodems in die Quere, so Winkelmann.

 Der Ärger um die Poller nimmt kein Ende: Wann die Säulen in Betrieb gehen, kann Dirk Winkelmann, Mitarbeiter der Stadt, noch nicht absehen.

Der Ärger um die Poller nimmt kein Ende: Wann die Säulen in Betrieb gehen, kann Dirk Winkelmann, Mitarbeiter der Stadt, noch nicht absehen.

Foto: Blazy

Diese Funkstörung war offenbar beim Härtetest Anfang Dezember nicht aufgefallen. Doch kaum, dass man am Montag, 17. Dezember, die High-Tech-Absperrungen in die Höhe gefahren hatte, gingen die Probleme los. Auch sehr zum Ärger der Anwohner: Denn laut piepend setzten sich die Poller plötzlich wie von Geisterhand gesteuert in Bewegung und fuhren herunter — um manchmal wenig später wieder mit gleichem Getöse hochzufahren. Winkelmann kommt auf rund fünf Stunden Betriebszeit.

Dann wurde den unwilligen Pollern der Saft abgedreht. Während der Feiertage seien nur schwer Techniker zu bekommen, sagte Winkelmann. Daher die Verzögerung bei der weiteren Suche nach der Ursache der Störung. Fest steht nur: Die intelligenten Steuersäulen fahren aus Sicherheitsgründen die Poller sofort herunter, wenn die Standleitung zum Server beim Ordnungsamt unterbrochen ist. Die Daten werden über Funk übertragen. "Steht" die Verbindung wieder, geht's wieder aufwärts. Es piept und blinkt. Diese Sicherheitsfunktion diene auch den Einsatzkräften wie Feuerwehr und Polizei: Sie müssten im Störungsfall passieren können, sagte Winkelmann.

In den Steuersäulen funkt aber auch ein weiterer Sender: Es ist die Verbindung zu den Arztpraxen, die von den Säulen aus per Tastatur angewählt werden können. In den Praxen gibt es spezielle Codes, mit denen die Sperren ferngesteuert versenkt werden können. "Die beiden Funkmodems stören sich gegenseitig", vermutet Winkelmann. Das könne auch daran liegen, dass die eigentlich erfahrenen Firmen Bosch (Software) und Vieweg (Anlage und Gesamtausführung) erstmals zusammenarbeiten. "Derartige Datenfunkverbindungen sind eigentlich keine Exoten", so Winkelmann. Diese Technik würde vom Tiefbauamt auch zur Pumpensteuerung im Stadtgebiet eingesetzt. Sollten die gegenseitigen Funkstörungen nicht behoben werden können, gebe es noch eine "Rückfallebene". Dann würden die Säulen per Festnetz angeschlossen. Und genau dies sollte die Telekom, die gestern keine Stellungnahme abgab, erledigen.

Schon im Jahr 2007 hatte die SPD-Fraktion den Antrag gestellt, versenkbare Poller in der Innenstadt einzusetzen. Ständig gab es Ärger mit Auto- und Lastwagenfahrern, die außerhalb der offiziellen Lieferzeiten durch die Fußgängerzone fuhren — und nicht selten ordentlich Gas gaben.

Nach langen Diskussionen wurde erst im Jahr 2010 der Einbau beschlossen — allerdings unter anderen finanziellen Voraussetzungen. Insgesamt kostet die Poller-Maßnahme nun rund 100 000 Euro. Die Zukunft soll im Bereich des Stadtkerns größtenteils autofrei sein.

Die offizielle Einfahrt in die Fußgängerzone ist nur noch montags bis samstags zwischen 6 und 10 Uhr und von 18 bis 21 Uhr erlaubt, sonntags gar nicht. Aber dies ist bisher nur blanke Theorie.

(RP/jco)
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