Ratingen Pesch: Mehr für Kinder und Senioren tun

Ratingen · Im RP-Gespräch skizziert der Bürgermeister die wichtigsten Visionen: Neben dem Tagesgeschäft gibt es viel zu tun.

 Norbert Kleeberg (links) und Wolfgang Schneider im Gespräch mit dem neuen Bürgermeister in dessen Büro am Eutelils-Platz.

Norbert Kleeberg (links) und Wolfgang Schneider im Gespräch mit dem neuen Bürgermeister in dessen Büro am Eutelils-Platz.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Knapp zwei Monate ist Klaus Pesch neuer Bürgermeister der Dumeklemmerstadt - Zeit für ein ausführliches Gespräch mit der Rheinischen Post über aktuelle Probleme, aber auch Visionen für die Zukunft.

 Klaus Konrad Pesch ist in seinem neuen Amt als Stadtoberhaupt in den ersten Monaten mit sehr vielen Bürgern ins Gespräch gekommen.

Klaus Konrad Pesch ist in seinem neuen Amt als Stadtoberhaupt in den ersten Monaten mit sehr vielen Bürgern ins Gespräch gekommen.

Foto: Achim Blazy

Wohnen im Alter Ein Thema, dem Pesch schon im Wahlkampf große Bedeutung zugemessen hat. Wie im ganzen Land werde auch in Ratingen die Gesellschaft immer älter, der Anteil der Generation 70+ wird stark steigen: "Für uns bedeutet das, dass wir uns rechtzeitig um seniorengerechtes und vor allem bezahlbaren Wohnraum für ältere Menschen kümmern müssen, der nicht irgendwo auf der grünen Wiese steht, sondern zentral liegt." Aber auch kleinere Maßnahmen wie für Rollatoren nutzbare Wege spielen dabei eine Rolle. Auch sieht der Verwaltungschef die Stadt in der Pflicht, ihren Teil dazu beitragen, dass Senioren nicht vereinsamen: "Die Menschen wollen im Alter nicht alleine am Küchentisch sitzen. Da müssen wir darüber nachdenken, Seniorentreffs zu erweitern oder sogar zu vermehren."

Kinder-/Jugendpolitik "Im Bereich der U3-Betreuung sind wir schon gut aufgestellt, müssen da aber noch mehr tun", so Pesch. Doch auch den älteren Nachwuchs hat er im Blick, findet zum Beispiel die Idee gut, über den Ostbahnhof als Jugendkulturzentrum zu sprechen. Sein Augenmerk richtet sich aber auch an Kinder aus sozial benachteiligten oder ausländischen Familien: "Absolute Chancengleichheit werden wir nie erreichen können. Aber wir können versuchen, durch Angebote in Schulen und Jugendzentren diesen Mädchen und Jungen gute Voraussetzungen zu schaffen." Denkbar seien eine Ausweitung von Jugendfreizeitprogrammen und Sprachtrainings.

Generationengerechtigkeit "Wir haben die Verpflichtung, unseren infrastrukturellen Bestand wie Straßen und Gebäude nicht bloß zu erhalten, sondern auch zu modernisieren", sagt Pesch. "Ein Haufen Vorzeigeobjekte ist zwar schön, nutzt uns aber nichts, wenn zum Beispiel Schulen marode sind."

Wirtschaftsförderung Zurzeit gebe es einige Gespräche mit Firmen, die der neue Bürgermeister gerne in seiner Stadt sähe. Doch da hält er es wie sein Vorgänger: "Es bringt niemandem etwas, wenn man damit hausieren geht, mit wem man spricht, so lange noch nichts in trockenen Tüchern ist." Doch es geht Klaus Pesch nicht nur um die Akquise neuer Unternehmen: "Einen großen Anteil der Wirtschaftsförderung macht die Pflege der bestehenden Unternehmen aus." Mit Sorgen blickt er auf die Gewerbegebiete in West und Tiefenbroich: "Wir müssen versuchen, hier regulierend einzugreifen, um einen Trading-down-Prozess in diesen Gebieten zu verhindern." Viel verspricht sich Pesch vom neuen Regionalplan: "Auch wenn wir keinen direkten Einfluss auf dessen Gestaltung haben, müssen wir unsere Bedürfnisse bei der Bezirksregierung weiter voran treiben. Denn was Gewerbeflächen angeht, sind wir sehr weit ausgetaktet."

Parkhaus Kirchgasse Hier wird die Stadt eine fünfstellige Summe in die Hand nehmen, um das Parkhaus, dessen Statik von einem Gutachter als unbedenklich eingestuft wurde, wieder öffnen zu können: "Innerhalb der nächsten zwei Wochen wird es wieder teilweise nutzbar sein", verspricht Pesch, der die Interboden-Idee für das Grundstück nach wie vor gut findet. In Stein gemeißelt ist sie nicht: "Es gibt Überlegungen seitens der katholischen Kirche, auf dem Nachbargrundstück den Kindergarten neu zu bauen. Das könnte auch für die komplette Überplanung neue Perspektiven bedeuten", so Pesch. Deshalb wird auch noch einmal das Geld für das alte Parkhaus in die Hand genommen: "So haben wir noch etwas mehr Zeit und vergeben keine Chance."

Markt 17-20 Ein Baubeginn im Frühjahr 2015 hält der Bürgermeister für nicht mehr realisierbar: "Der Teufel liegt wie so oft auch hier im Detail. Die Fassadengestaltung, die Höhenentwicklung der Eingänge und der Brandschutz erfordern sehr zeitintensive Planungen, so dass ich die Baugenehmigung noch nicht unterzeichnen konnte." Aber das sei für solche Lagen nicht ungewöhnlich. Allerdings werde dieses Thema für den neuen Baudezernent Jochen Kral, der am Montag seinen Dienst antritt, höchste Priorität haben.

Stadthalle "Wir haben im Ältestenrat genau die Situation beschrieben, die zur Auflösung des Vertrages geführt hat und wie wir weiter vorgehen", erklärt Pesch: "Wir waren uns eigentlich einig, dass wir die Füße still halten, damit Gespräche mit potenziellen Kandidaten unvorbelastet geführt werden können." Auch wenn mit Caterer Michael Droste und Hülshoff-Vorgänger Poensgen zwei Namen bereits öffentlich wurden, ist nichts entschieden: "Kulturdezernent Frank Mendack führt derzeit Gespräche mit vier, fünf Kandidaten." Pesch wünscht sich dabei, dass Restaurant und Hallen-Catering in einer Hand bleiben, ist aber auch für andere Möglichkeiten offen: "Letztlich muss man schauen, was realisierbar und sinnvoll ist." Oberste Priorität hat aber die Bewirtung der Veranstaltungen in der Halle. Bis Ende des Jahres, spätestens jedoch Karneval soll eine endgültige Lösung vorliegen.

Persönliche Eindrücke Auch nach der Wahl ist Pesch viel unterwegs, kommt mir Bürgern ins Gespräch: "Die meiste Ansprache bekommt man, wenn man nah an den Bürgern dran ist", sagt er: "Im ersten Jahr musst du überall hin. Das ist anstrengend, war mir aber klar." Er fühle sich in der Stadt angenommen und im Amt angekommen.

(RP)
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