Ratingen Per Funk werden die WM-Tore gefeiert

Ratingen · Das Finale morgen Abend wird ein Straßenfeger sein. Doch was machen die, die nicht vor dem Fernseher sitzen?

 Rheinbahn-Busfahrer Adem Karail fährt am Sonntag bis 23 Uhr. Der gebürtige Türke kommt aus der gleichen Stadt (Devrek) wie Mesut Özil.

Rheinbahn-Busfahrer Adem Karail fährt am Sonntag bis 23 Uhr. Der gebürtige Türke kommt aus der gleichen Stadt (Devrek) wie Mesut Özil.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Bei der Rheinbahn weiß man natürlich um das Dilemma und hat sich so gut wie möglich auf das Finale morgen Abend vorbereitet. "Es werden 25 Fahrer im Ratinger Stadtgebiet unterwegs sein", sagt Unternehmenssprecher Eckhard Lander. Sie bekommen die Zwischenstände per Funk durchgesagt. "Aber wenn die Tore so schnell hintereinander fallen wie im Halbfinale, bekommen sie vielleicht auch nur die Zusammenfassung", sagt Lander und schmunzelt.

Rheinbahn-Disponent Ulrich Winnen hat am Sonntag Dienst und überwacht die Linien, deren Nummern an der Scheibe hängen.

Rheinbahn-Disponent Ulrich Winnen hat am Sonntag Dienst und überwacht die Linien, deren Nummern an der Scheibe hängen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Schließlich kann man nicht mit dem Finale den gesamten Funkverkehr der Rheinbahn lahmlegen, auch wenn viele Fahrer das wahrscheinlich gerne hätten. Doch die Rheinbahn kämpft an diesem Wochenende gleich an zwei Fronten. Denn in Düsseldorf startet die Rheinkirmes, das Verkehrsunternehmen bietet deshalb zahlreiche Sonderfahrten an. Sowohl am Samstagabend beim Spiel um Platz drei als auch am Sonntagabend beim großen Finale wird der Spielanstand auf den Anzeigetafeln an den Haltestellen durchgesagt. "Das haben wir aber schon während der gesamten Weltmeisterschaft so gemacht", sagt Lander.

Zehn Fahrer der Rheinbahn und 15 Fahrer von Subunternehmern sind am Sonntagabend in Ratingen unterwegs. Im Betriebshof an der Sohlstättenstraße in Tiefenbroich arbeiten der Disponent und ein Team in der Werkstatt. Sie haben mehr Glück, denn sie können zwischendurch einen Blick auf den Fernseher werfen. "Doch sie müssen trotzdem arbeiten und können nicht die Füße hochlegen und gemütlich Fußball gucken", betont Eckhard Lander.

Düsseldorf: Fans jubeln beim Public Viewing im Quartier Bohème
18 Bilder

Düsseldorf: Fans jubeln beim Public Viewing in den Clubs

18 Bilder

Wer sicherlich während des Spiels in Gedanken ganz besonders mitfiebern wird, ist Rheinbahnfahrer Adem Karail. Denn er hat eine ganz besondere Beziehung zu Mesut Özil, auch wenn der während dieser Weltmeisterschaft noch nicht richtig in Schwung gekommen ist. Doch für das Finale hofft Adem Karail, dass auch bei seinem Landsmann der Knoten platzt, denn dann werden sich auch viele Türken im Lande wie ein Weltmeister fühlen. Adem Karail kommt aus dem Stadtteil Devrek in Zonguldak. Dort leben rund 30 000 Einwohner. Und dort wurden sowohl Mesut Özil als auch Adem Karail geboren, eine Gemeinsamkeit, auf die Karail natürlich sehr stolz ist. Getroffen hat er Özil in der Türkei zwar noch nicht, trotzdem ist der Fußballer, der in Gelsenkirchen aufgewachsen ist, dort ständig präsent. "Es gibt dort eine Mesut Özil-Straße und einen Özil-Platz", erzählt Karail, "die Menschen sind sehr stolz auf den berühmten Sohn ihrer Stadt." Die meisten von ihnen werden deshalb am Sonntagabend entsprechend feste die Daumen für die deutsche Mannschaft und ihren Mittelfeldspieler drücken.

Im Geiste mitfiebern und die Daumen drücken werden auch die, die am Sonntag bei Polizei und Feuerwehr Dienst haben. Natürlich gibt es in den Aufenthaltsräumen Fernseher. Falls ein Einsatz kommt, müssen sie aber ausrücken, egal wer sich in Brasilien gerade zum Weltmeister krönt. Und auch in den Krankenhäusern wie dem St. Marien Krankenhaus und im Fachkrankenhaus herrscht Dienst nach Vorschrift. Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte versehen regulär den Dienst. Da vermutlich aber die meisten Patienten das Geschehen in Brasilien am Fernseher mitverfolgen, dürften die meisten Mitarbeiter doch etwas mitbekommen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort