Ratingen Papiermode für schönere Schaufenster

Ratingen · Architektin Claudia Hutmacher verkauft Mode auf der Lintorfer Straße. Und entwirft nebenbei Kleider aus Papier.

Claudia Hutmacher kann zwar noch nicht nähen. Aber sie kann sich, fachfraulich ausgedrückt, "die Architektur des menschlichen Körpers sehr wohl mit einer Hülle vorstellen". Sie ist nämlich von Haus aus Diplom-Ingenieurin, hat lange als Architektin gearbeitet und verkauft seit sechs Jahren im eigenen Geschäft schicke Kleidung. Und manchmal fertigt sie Kleider aus Papier, steckt sie auf Schneiderpuppen und kreiert so ganz besondere Auslagen. Zuletzt beim Wettbewerb um das schönste Ratinger Schaufenster.

Die gebürtige Düsseldorferin, die bald 50 Jahre alt wird, hat in ihrem Leben schon so manche Pirouette gedreht und neu angefangen, Erprobtes über den Haufen geworfen, ist neu durchgestartet. Es war stets eine Entscheidung, bei der sie selbst nicht auf der Strecke blieb, sondern Talente in anderer Form ausleben konnte. Gut, die Jahre bis zum Abitur in Benrath gingen so dahin, das Praktikum zum auserkorenen Architekturstudium folgte auf die Allgemeine Hochschulreife, das Studium wurde in Düsseldorf abgewickelt und endete mit Diplom im Bereich Hochbau.

Fest gebunden hat sie sich nicht - mal hier als Freie gearbeitet, mal dort im Wohnungsbau modernisiert. Fest gebunden hat sie sich später, das war 1997, an ihren Mann Jürgen und mit ihm ein Architekturbüro gegründet. Ab 1998 war dann auch Sohn Simon zu versorgen - also nicht mehr Zeit für eine strikte Hochbaukarriere. Die eine Frau heult darüber, die andere resigniert. Claudia Hutmacher aber besinnt sich auf ihre Fähigkeiten und ergreift letztlich die interessante Gelegenheit, im Ratinger Geschäft von Carla Balg mitzuarbeiten. Einerseits verkauft sie dort, andererseits ist sie für die Dekoration verantwortlich. Und dann gründet sie das "Kettenwerk" - sie produziert Ketten und Armbänder. Dann noch ein Projekt: Sie wird Kooperationspartner in der offenen Montessori-Grundschule an der Düsseldorfer Lindenstraße mit einer Architektur- und einer Lese- und Bastel-Arbeitsgemeinschaft. Bei Carla Balg werden nur noch die Schaufenster dekoriert. Und es gibt noch einmal einen Ausflug in die Bauplanung bei einer Mettmanner Consulting-Gesellschaft.

Ende 2009 geht Claudia Hutmacher wieder mal eine feste Bindung ein - mit Carla Balg Moden, jetzt gegenüber der Stadtkirche, wirft sich mit voller Kraft in Ein- und Verkauf, perfektioniert sich in Marketing, Verkaufsförderung, Personalführung und erringt schon ein Jahr später den zweiten Platz beim Gründerwettbewerb der Sparkasse. Sie kann sich auch auf ihre Mitarbeiterin Simone Engel verlassen - "Ich arbeite gern dort und gehöre zum Geschäft", die genau so viel Geduld und Wohlwollen bei der Beratung mitbringt wie die Chefin. Die wiederum hat bereits von zu Hause - die Mutter war Kauffrau, der Vater bei einer Bank - wirtschaftliches Denken und Handeln mitgebracht.

Claudia Hutmacher ist überrascht, dass eher auswärtige Kundschaft auf ihr Geschäft aufmerksam wird. "Viele Ratinger schlendern nicht oft durch ihre Stadt und gönnen sich den Blick auf Feinheiten. Es ist jedoch erfreulich, dass mancher Leerstand in der Lintorfer Straße überwunden und sie insgesamt eine Augenweide ist." Auch, wenn die eine oder andere Kundin lieber hochwertige Klamotten in den Auslagen sieht als die kunstfertigen, anmutigen Kleider aus Papier - die Architektin wird immer mal wieder durch künstlerische Aktionen ein ganz besonderes Flair vermitteln.

(RP)
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