Ratingen Orgelspiel per Internet

Ratingen · St. Peter und Paul bekommt im Sommer einen zweiten Spieltisch. Er ist mobil und wird vernetzt. Theoretisch ist es möglich, die Orgel dann auch aus weiter Ferne zu spielen. Premiere ist beim Orgelfest, das Ende Juni beginnt.

Schaut man sich das aktuelle Jahresprogrammheft der "Orgelwelten Ratingen" an, sieht man auch optisch gleich die weltweiten Verknüpfungen: Kabel vom Bild des Spieltischs der Seifert-Orgel in St. Peter und Paul zur Freiheitsstatue vor New York, dazu Miniatur-Fotos von Notre Dame in Paris und dem Colosseum in Rom. Alles vernetzt. Nun wurden die Orgelweisen der vergangenen Jahre ohnehin nicht nur von heimischen Tastenkünstlern dargeboten, sondern immer schon von Virtuosen jenseits der Grenzen. Aber im Sommer, ab dem Patronatsfest der Kirche im Juni, kann das mächtige Instrument mit einer neuen, netzwerkgestützten Technik auch in den zeitgemäßen Maschen des Internets seinen Platz finden.

Es wird dann möglich sein, dass die Ratinger Kirchenorgel von einem Interpreten gespielt wird, der nicht hier am Spieltisch agiert, sondern möglicherweise Tausende von Kilometern weit entfernt in die Tasten greift. Ermöglicht wird dieses weltumspannende Musizieren von einer Orgelsteuerungstechnik, die dem Organisten vielfältige und bislang nicht vorhandene Möglichkeiten gibt, das vorhandene Klangpotenzial auszuschöpfen und die Orgel noch differenzierter, pianistischer zu spielen.

Die jetzige Orgel in St. Peter und Paul ist die fünfte seit der Gründung dieser Kirche. Sie war in der Wirtschaftswunderzeit entstanden und im Jahr 1998 umfassend restauriert und modifiziert worden. 2006 wurden dann der Spieltisch erneuert, die Orgel erweitert und erneut restauriert.

Nur ein Jahr später begannen der gelernte Orgelbauer und Musiker Benedikt Aufterbeck aus Ratingen und Thomas Stöckl, ausgebildeter Musiker und langjährig "im Elektronikgeschehen zu Hause", in der gemeinsamen Firma Sinua mit der Entwicklung innovativer Hard- und Software für Kirchen- und Konzertorgeln.

Sie haben diese Künste weiter perfektioniert und in die Ratinger Orgel eingebracht: Und so gibt es ein vier Tage währendes Orgelfest vom 29. Juni bis zum 2. Juli beim "organistival" bei dem international tätige Interpreten und Improvisatoren auftreten. Sie werden dann mit einem neuen, einem weiteren Spieltisch arbeiten können, der im Chorraum seinen Platz findet, der aber wegen seiner mobilen Bauweise auch an andere Stellen im Kirchenraum versetzt werden kann.

Fast fünf Jahre wurde auf dieses Ziel hingearbeitet, gab es Benefizveranstaltungen, vielerlei Konzerte im kleinen und großen Rahmen, es wurde – immer mit der Unterstützung des Fördervereins Musica sacra Ratingen – gesammelt, so dass der Spiel- und Konzerttisch tatsächlich ohne jegliche öffentliche und kirchliche Zuschüsse gebaut werden kann. Organist Ansgar Wallenhorst hat allerdings nicht nur dieses innovative Projekt kräftig vorangetrieben, sondern die Orgelmusik-Liebhaber und sangesfreudigen Christenmenschen in seinem Sprengel mit ganz unterschiedlichen Veranstaltungen "angefüttert".

Kinderkonzerte

War es erst noch "orgel.punkt5" am Sonntagnachmittag, ist es nun der "orgel.punkt12" an jedem zweiten Samstag im Monat um die Mittagstunde.

Samstags findet von 12 bis 13 Uhr auch das Orgelforum auf der Empore statt. Es gibt Kinderkonzerte und Literaturwerkstätten. Und alles bewältigt Wallenhorst mit mitreißender Begeisterung. So überschreibt er im Jahresprogramm das Ereignis Ende Juni: "Freuen Sie sich mit uns auf Klänge, die kein Ohr bisher gehört hat und auf neue Impulse für ein Instrument, das gegen 270 v. Chr. dem Ingenieur Ktesibios im aufstrebenden Alexandria seine Erfindung verdankt, im Abendland in Kathedralen und Kirchen einzog und uns bis heute mit seiner Klangmagie zu faszinieren vermag."

(gaha)
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