Angedacht Offene Türen und Herzen

Pfarrer Michael Füsgen aus Homberg erinnert an das hohe Gut der Gastfreundschaft, die auch in der heutigen Zeit nicht vergessen werden dürfe.

 Pastor Michael Füsgen Homberg

Pastor Michael Füsgen Homberg

Foto: Blazy, Achim (abz)

Zu den schönsten Erfahrungen nach dem Abitur gehörten bei mir zwei Reisen. Die erste führte mich nach Schottland. Ich war ein paar Tausend Kilometer mit einem alten VW-Käfer unterwegs. Was mich besonders beeindruckt hat – neben der wunderbaren Landschaft – waren die offenen Türen, im realen und im übertragenen Sinn. Immer wieder waren da Menschen, die mich freundlich empfingen, aufnahmen und mir weiter halfen. In den vielen kleinen Orten, in denen ich übernachtet habe, standen die Häuser der Menschen offen, die Türen waren nicht verschlossen. Ich wurde willkommen geheißen.

Die zweite große Reise führte mich nach Israel in einen Kibbuz im Norden Israels am Ostufer des Sees Genezareth. Auch hier standen die Türen für alle offen, auch für junge Menschen aus Deutschland. Es gab keine Vorbehalte trotz der schrecklichen Vergangenheit in Deutschland. Viele der älteren Bewohner waren vor dem Faschismus geflohen. Später habe ich erlebt, dass es in Europa offene Grenzen gab und wie wunderbar es ist, Menschen über alle Grenzen hinweg kennen zu lernen und bei anderen Menschen willkommen zu sein. Ich bin für diese offnen Türen und Herzen dankbar! Ja, das klingt in einer Zeit, in der viele Menschen aus Sorge lieber ihre Türen verschließen, fast schon weltfremd. Ja, täglich lesen wir warum wir nicht leichtfertig werden dürfen und ja, die Schlösser, nicht nur an unseren Türen, werden immer größer und aufwendiger. Draußen vor der Tür zu stehen, vor verschlossene Türen, die sich nicht öffnen, das sind Erfahrungen, die schmerzen.

„Vergesst die Gastfreundschaft nicht, denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt“, heißt es im Hebräerbrief (13,2). Gott begegnet uns da, wo Menschen einander Gutes tun.  Gäste werden zu Boten, die uns spüren lassen, wofür die Zeit reif ist und dass noch vieles möglich ist.  Gäste können so für uns Boten Gottes, also Engel, sein.

Uns allen wünsche ich die Erfahrung willkommen zu sein. Sie gibt uns verlässlichen Boden unter die Füße und Vertrauen für die Wege, die vor uns liegen. Ich wünsche uns, dass wir mit offenen Armen und Türen empfangen werden von Gott und anderen Menschen, und  wunderbare Begegnungen mit offenen Herzen – wenn wir uns verschenken – und uns unsere Sorgen und Ängste genommen werden! „Vergesst nicht die Gastfreundschaft…!“

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