Ratingen Oberilp: Wirbel um Fördermillionen

Ratingen · Stadt bemerkt: Wer Geld vom Bund für ein Familienzentrum bekommt, steht plötzlich vor schwer lösbaren Aufgaben.

 Die Regenbogenschule steht seit dem Jahresende 2015 leer. Die Schüler sind in die Unterilp umgezogen. Am alten standort soll ein multinationales Familien- und stadtteilzentrum entstehen.

Die Regenbogenschule steht seit dem Jahresende 2015 leer. Die Schüler sind in die Unterilp umgezogen. Am alten standort soll ein multinationales Familien- und stadtteilzentrum entstehen.

Foto: achim blazy

Der Jubel war groß: Die Stadt hat als eine von zehn Kommunen des Landes ein Projekt an den Start gebracht, für das nun Millionen an Bundes-Fördergeldern fließen sollen. Seit Kurzem herrscht aber eine gewisse Ernüchterung.

Es geht um das geplante multinationale Familien- und Stadtteilzentrum Oberilp in den Räumen der dort leerstehenden Grundschule. Denn inzwischen haben die Immobilienfachleute der Stadt gleich eine ganze Anzahl von Teufeln in Details ausgemacht. Kurioser Befund: Alle Bedingungen im hoch komplizierten Verfahren zu erfüllen sei "unter normalen Bedingungen unmöglich". So hält es ein erstaunliches Papier für den Immobilienausschuss fest. Ein Nachhall ursprünglicher Begeisterung ist allerdings auch noch herauszulesen. Immerhin sollen 2,9 Millionen Euro aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm des Bundes (ZIP) in die Oberilp fließen. Bundesweit gab es 1000 Bewerbungen, 68 sind ausgewählt. Ein "großartiger Achtungserfolg" und eine "überragende Chance" sei das für die Stadt, heißt es.

Daran herrscht nach wie vor kein Zweifel. So ist die Vorfreude bei der Bürgergemeinschaft Oberilp schon jetzt groß. Deren ehemalige Vorsitzende Heidi Busse spricht von einem wegweisenden Projekt, hofft unter anderem "auf einen Mehrzweckraum in dem neuen Zentrum, den wir nutzen können".

"Wir waren auch die ersten, die zu einem Vorgespräch nach Bonn fuhren, um von den Koordinatoren dort Näheres zu erfahren", sagt Immobilien-Fachbereichsleiter Volker Hoven. Tatsächlich nahm die Heiligenhauser Delegation allerhand fachlichen Denksport mit nach Hause. So gibt das Vergabeverfahren eine knallharte Zeitplanung vor. In diesem Jahr müssen 419.000 Euro verbaut sein, im kommenden Jahr 2.170.000 Euro und in 2017 schließlich 611.000 Euro. Diese Fördergelder dürfen nicht über die Jahreswechsel mitgenommen werden. Weiter wurde der Stadt Heiligenhaus mitgeteilt, dass der Vergabe an ein Planungsbüro ein Wettbewerbsverfahren vorgeschaltet werden muss - dieses kann bis zu sechs Monate dauern. Erst im Anschluss steht das Architekturbüro für das Projekt fest. Konsequenz: In der Folge wird sich der Projektstart 2016 deutlich nach hinten verlagern.

Für Erstaunen sorgt auch ein weiterer Umstand: "Wir haben fertige Pläne eingereicht - die aber jetzt nicht automatisch zu Zug kommen", staunt Hoven. Denn "Erschwerend kommt hinzu, dass ein Planungsbüro benötigt wird, um die Bauplanungsunterlagen zu erstellen, die für den Zuwendungsbescheid bis zum 15. Oktober 2016 einzureichen sind. Diese Vorgaben sind äußerst ambitioniert und unter normalen Umständen unmöglich." So steht es in den Unterlagen für die Ratsmitglieder. Hoven will sich aber erkennbar nicht mit dem Klagen über Modalitäten aufhalten. Die Stadt werde "alles mobiliseren", um die gesammelten Vorgaben zu bewältigen.

Nicht zu vergessen: Die Stadt steuert für das Projekt zehn Prozent Eigenanteil bei - 320.000 Euro. Auch hier gibt es angesichts des strikt vorgegebenen Zeitrahmens jetzt Diskussionsbedarf.

(RP)
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