Heiligenhaus Neue Wege auf dem Ausbildungsmarkt

Heiligenhaus · Von mehr als 500 ausgeschriebenen Ausbildungsstellen im Kreis Niederberg sind bis zum Stichtag, Ende September, noch 25 Stellen offen geblieben, und das bei doppelt so viel Bewerbern wie insgesamt verfügbaren Ausbildungsstellen, das berichtete der Chef der Agentur für Arbeit Wuppertal, Martin Klebe.

Auch wenn zwischenzeitlich die Ausbildungsplätze größtenteils besetzt worden seien, die Botschaft an die Firmen sei klar: "Wenn die Unternehmen nur auf die Bewerber warten, ohne sich um sie zu bemühen, dann wird es eng mit qualifizierten Auszubildenden." Die Anforderungen der Wirtschaft würden in Zukunft noch steigern, der Wettbewerb wird sich verstärken.

"Aktives Ausbildunsmarketing", sei da das Stichwort, nur wie hat das auszusehen? Darüber sprachen Vertreter von ausbildenden Firmen, Schulen, der IHK und der Agentur für Arbeit am Freitag beim "Business Talk", veranstaltet von der Agentur für Arbeit Wuppertal, in den Räumen der Firma Lerinc im Gewerbegebiet Hetterscheidt. Die gastgebende Firma bildet in diesem Jahr zum ersten Mal aus, seit drei Monaten lernen vier Mechatroniker dort ihr Handwerk.

"Der Bedarf an jungen Fachkräften ist vorhanden, und auch potenzielle Bewerber sind da", sagt der Chef der gastgebenden Firma, Markus Leuwer. Er sieht einen Mangel im Informationsaustausch. Ein Beispiel aus dem familiären Umfeld zeigte ihm dieses Problem auf. "Mein Neffe hatte gute Noten und viele Ideen, beruflich war er trotzdem etwas orientierungslos." Nach einem Praktikum in der Firma des Onkels studiert er nun in Aachen Wirtschaftsingenieurswesen.

"Unternehmen müssen die Möglichkeiten nutzen, um sich für Bewerber interessant zu machen, und das möglichst früh, um die Motivation der potenziellen Bewerber noch anzuspornen", sagt Klebe. Das bestätigt auch Reinhard Schulze Neuhoff, Lehrer am Berufskolleg Niederberg: "Vernetzung zwischen Schulen und Wirtschaft sei wichtig. Schulen bereiten die zukünftigen Bewerber gut vor und Firmen nutzen früh die Möglichkeit, sich den Schülern vorzustellen, beispielsweise durch Schulpraktika und Betriebsbesichtungen.

Ein Praktikum im neunten Schuljahr ist sinnvoll, hat der Schüler dann Blut geleckt, kann er sein Interesse bei einem Praktikum im zehnten Schuljahr vertiefen." Am Berufskolleg in Niederberg gebe es zudem Angebote wie den Knigge-Kurs. Man baue zudem darauf, dass Eltern bei den Kindern richtige Impulse setzen, sich mit ihrer Zukunft auseinanderzusetzen.

Einer der Auszubildenden der Firma Lerinc konnte mit seiner Freizeitgestaltung überzeugen: Er ist bei der freiwilligen Feuerwehr. "Das spricht für technisches Interesse und Verständnis", sagt Leuwer. Wenn die Schlüsselkompetenzen vorhanden seien, können solche zusätzlichen Qualifikationen für Firmen ausschlaggebend sein, auch wenn die Noten nicht ganz so überragend sind.

(RP/rl)
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