Ratingen Neue Leitung - neue Hoffnung

Ratingen · Ein Jahr lang war die Stelle unbesetzt, jetzt führt Alexandra König das Stadtmuseum an der Grabenstraße. Ihre neue Aufgabe geht die promovierte Kunsthistorikerin nüchtern und diplomatisch an. Vielleicht hilft es.

Kärrnerarbeit ist sie gewohnt, das hat sie in ihrer Zeit als Konservatorin am Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Mainz gelernt. Inventarisierung beispielsweise ist kein Fremdwort für Alexandra König (48), die in Mainz sowohl denkmalpflegerisch gearbeitet als auch Ausstellungen kuratiert hat. Und sie hat nicht nur Kunstgeschichte, sondern auch Architektur studiert.

"Man muss ein breites Spektrum im Auge haben", sagt König, meint damit ihre alte und ihre neue Wirkungsstätte. Ist sie nach einem Monat schon angekommen in Ratingen? Ja, sagt sie, "und ich bin sehr zuversichtlich".

Das muss sie auch sein. Als Leiterin des Ratinger Stadtmuseums kann man sich derzeit ja wahrlich nicht ins gemachte Nest setzen. Seit längerem steht das Haus vor einer grundlegenden inhaltlichen und räumlichen Neugestaltung — von der Stadt mager alimentiert, vielgescholten und durch Personalquerelen wie durch lange führungslose Zeiten zusehends ins Hintertreffen geraten.

Alexandra König wird gerade mal ein halbes Jahr im Amt sein, wenn das Museum Anfang 2012 für voraussichtlich sechs Monate schließt. Bremst das nicht den schönen Schwung des Anfangs? "Überhaupt nicht", sagt die gebürtige Düsseldorferin, die eine Zeit lang in Ratingen zur Schule gegangen ist.

Während der Schließung sollen nicht nur, wie schon lange geplant, die Brandschutzmelder und die komplette Sicherheitstechnik des Haues erneuert werden. König will die Auszeit nutzen, um das Innenleben des Hauses zu ordnen und die Räume neu zuzumessen, um das vorgefundene Grobkonzept zur Neuausrichtung mit dem abzugleichen, was künftig wie und mit welcher Zielrichtung ausgestellt werden soll. Nach sechs Monaten wird diese Arbeit nicht getan sein, weiß König.

Veränderungen werde sie stets in Abstimmung mit Verwaltung und Politik vornehmen, betont König, die sich selbst als realistische, pragmatische Natur beschreibt. Schauen, was im Rahmen der Gegebenheiten machbar ist, könnte das Credo der Frau lauten, die davon überzeugt ist, dass man "auch mit wenig Geld an das Ideal herankommen kann".

Dass sie in Mainz gelernt hat, Projektfördertöpfe anzuzapfen, könnte ihren Handlungsspielraum erweitern, zumindest bei den Wechselausstellungen. Für die Umbauarbeiten will die Stadt rund 200 000 Euro ausgeben — wenn der Sperrvermerk aufgehoben ist (vermutlich nach der Sommerpause). Der Ausstellungsetat liegt derzeit bei 24 000 Euro pro Jahr. Wie wird König dieses Geld investieren?

"Die Kunstsammlung soll stärker in den Blick rücken, als dies bisher der Fall war", sagt König, die aber weiterhin mit dem Kultursekretariat Gütersloh zusammenarbeiten will, dessen Wanderausstellungen regelmäßig in Ratingen Station machen. Sie brauche solche Partner, auch der Kosten wegen. Ob es eine Dauerausstellung mit Arbeiten aus der hauseigenen Sammlung geben wird, lässt König offen.

Sie kann es sich vorstellen, ja, möchte andererseits keine falschen Hoffnungen wecken. Mit Wünschen und Visionen nach vorne zu preschen, ist nicht ihre Sache. Diplomatische Zurückhaltung schon eher.

Die Stadtgeschichte werde natürlich das Kernstück bleiben, soll stärker mit den historischen Orten in der Stadt verknüpft werden, und Melchior, der Bildhauer und Porzellandesigner, ja, mit dieser Sammlung "kann man natürlich noch viel mehr erzählen", sagt König, ohne sich festzulegen, wie und wo im Haus dies künftig der Fall sein wird. So viel immerhin: Räume gestalte sie sehr gern, sei es für Melchior oder für moderne Kunst, sagt König, die in Mailand Architektur und in Florenz Kunstgeschichte studiert hat.

Promoviert habe sie sich an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit einer Arbeit über die Anfänge der Kölner Tafelmalerei (zweite Hälfte 14. Jahrhundert), sei aber nicht nur mit dem Mittelalter, sondern auch mit der Kunst des 20. Jahrhunderts vertraut, besonders mit jener nach 1945.

Nach Ratingen habe es sie gezogen, weil sie künftig weniger Konservatorin, vielmehr ganz Museumsarbeiterin sein wolle, und weil die Region durch ihre Düsseldorfer Herkunft "natürlich positiv besetzt ist". Ihr erster Gedanke beim ersten Museumsbesuch während der Bewerbungsvorbereitung? "Dass man hier etwas machen kann — und muss."

(RP)
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