Ratingen Nachwuchs spielt Broadway-Musical

Ratingen · Die "Acting Class" des Jugendzentrums Lux hat eine große Aufgabe gemeistert - mit kleinen Schönheitsfehlern.

 Die Jugendlichen spielten und sangen das Musical "Rent" im Haus am Turm mit viel Elan - und auch noch auf Englisch.

Die Jugendlichen spielten und sangen das Musical "Rent" im Haus am Turm mit viel Elan - und auch noch auf Englisch.

Foto: achim blazy

Das Musical "Rent" ist nicht bloß das erfolgreichste am New Yorker Broadway, es ist wohl auch eines der intensivsten Stücke, die es gibt. Es geht um Menschen am Rande der Gesellschaft, um zwischenmenschliche Konflikte, um Drogenmissbrauch, HIV und AIDS sowie Sex. Es gibt wohl kaum ein Musical, das im Original mit so vielen sexuellen Anspielungen und teilweise Anzüglichkeiten gespickt ist - ein Stück, das unter die Haut geht, das berührt, das intensiv ist. Ob man das allerdings Teenager spielen lassen muss, die dazu zwischenzeitlich auch noch eine Menge Haut zeigten, sollte am Ende jeder selbst beurteilen.

Aber genau das hatten sich die Jugendlichen der achten "Acting Class" des Jugendzentrums Lux ausgesucht. Und auch wenn es letztlich schwerfällt wegen des hohen Engagements und der Begeisterung, mit der die 13- bis 19-Jährigen Teil ans Werk gingen: Diese Aufgabe war wohl doch ein bisschen zu groß für die jungen Leute - leider.

Dabei geht es gar nicht um perfekten Gesang, denn mit dieser Erwartungshaltung in solch eine Produktion zu gehen, wäre unfair und würde den Darstellern nicht gerecht. Aber bisweilen schien es einfach so, als würden die Dramatik, die Verzweiflung und die Ängste, die die Figuren beherrschen, die Akteure auf der Bühne überfordern.

Manchmal wirkte das Stück wie eine - stark gekürzte - Aneinanderreihung der einzelnen Nummern, die Emotionen kamen leider zu kurz. So manchem Darsteller fehlte es an Körperspannung und Selbstbewusstsein, um das Problemklientel einigermaßen authentisch herüber zu bringen. Vielleicht kann man es aber von Jugendlichen auch (noch) nicht erwarten, solch schwere Rollen in all ihrer Breite und Intensität zu spielen. Dazu hatten sich die Darsteller noch aufgebürdet, das Stück in Englisch zu spielen. Das klang bei manchem (wie Hauptdarsteller Oskar Meding) absolut perfekt und akzentuiert, andere Akteure hatten damit sichtlich Probleme. Und das machte es, zumindest bei der Premiere, teilweise schwierig, der Handlung zu folgen, selbst mit guten Englischkenntnissen. Gepaart mit der Tatsache, dass so mancher auch noch mit dem Rücken zum Publikum spielte, war das Ganze zwischendurch wirklich schwer zu verstehen. Dass dann teilweise noch Mikrofone zu spät geöffnet oder geschlossen wurden und Darsteller im Dunkeln standen, tat sein Übriges dazu.

Nun wäre es wie bereits erwähnt unfair, mit zu hohen Maßstäben an die Sache zu gehen, aber bei aller Begeisterung über das beeindruckende Engagement der kompletten Mannschaft, unter den Tisch fallen lassen kann man solche Punkte als neutraler Zuschauer leider auch nicht. Gesanglich waren übrigens vor allem bei den Mädchen einige Stimmen dabei, die eine Menge Potenzial offenbarten. Ophelia Ankwahs Soloparts in den Massennummern gingen unter die Haut, das war großes Kino für die Ohren. Dass es am Ende viel Applaus gab, war gut und wichtig, um die Leistung der jungen Menschen in den vergangenen Monaten und den Mut, ein Musical mit einer (sehr guten) Liveband und in Englisch auf die Bühne zu bringen, zu würdigen. Davor kann man nur den Hut ziehen.

(RP)
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