Lintorf Nachtschichten für den Karneval

Düsseldorf · Es bleibt nur wenig Zeit bis Rosenmontag. Mit Eifer arbeitet daher in St. Johannes ein harter Kern von jungen Leuten daran, Wagen und Kostüme für die bis zu 100-köpfige Kinderfußtruppe fertig zu stellen. Ein RP-Überblick über Sessionstermine – und ein Rückblick auf närrische Historie.

Noch besteht der Wagenaufbau aus einem nackten Holzgestell und ein paar Bahnen Draht. Verloren ragt die Rohfassung einer Eule in die Höhe. Die Hängerverkleidung zeigt noch ein Fußballfeld, passend zum WM-Motto vom Vorjahr. Im Flutlicht an diesem nasskalten Mittwochabend braucht man Phantasie, um sich vorzustellen, wie das Karnevalsgefährt der Pfarre in fünf Wochen aussehen wird.

„Wir fangen jedes Jahr immer zu spät an“, sagt Steffi Kruschel, die für die Kostüme verantwortlich ist. „Aber wir kriegen das schon fertig.“ Notfalls in Nachtschichten, damit pünktlich zum Kinderkarnevalszug Kostüme genäht sind und ein bauchiger Hexenkessel mit Spezialeffekt auf dem Wagen thront. „Harry Potter“ heißt das Motto von St. Anna und St. Johannes , unter dem die bis zu 100 Kinder beim Zug mitlaufen werden.

Thema schnell gefunden

„Das Thema ergibt sich immer recht schnell. Wir überlegen, womit wir gut ankommen und was machbar ist. Welche Kostüme lassen sich beispielsweise in so kurzer Zeit realisieren“, so Steffi Kruschel. Dank der eifrigen Helfer müssen die Kinder nur gute Laune mitbringen, mit Bonbons und Kostümen – dieses Jahr schwarze Umhänge und gestreifte Samtschals – werden sie gegen einen kleinen Geldbetrag ausgestattet.

Über dreißig Jahre zieht die katholische Gemeinde nun schon beim Kinderkarnevalszug mit. Die jungen Karnevalisten kommen hauptsächlich aus Lintorf und werden über Handzettel, Plakate und in den Schulen eingeladen. Die wenigen Helfer, alle etwa zwischen 20 und 30 Jahre alt, sind schon viele Jahre dabei. In den letzten Jahren sei es aber schwierig geworden, genug Leute zu motivieren. So ist ein harter Kern von etwa 15 Leuten übrig geblieben, der sich um Wagenbau, Kostüme und auch Sponsoring kümmert. Denn das Geld aus der Jugendkasse reicht nicht aus für Stoffe und Wurfmaterial. Michael Wiesenhöfer, der für die Karnevalsgruppe die Werbetrommel rührt, erklärt: „Ich schreibe etwa 40 bis 50 E-Mails an mögliche Spender. Aber es werden von Jahr zu Jahr weniger, die uns unterstützen.“ Trotz dieser Schwierigkeiten macht die Truppe weiter. „Ein Jahr haben wir mal nichts gemacht, weil die Luft raus war und wir zu wenige waren“, erzählt Steffi Kruschel. „Aber da haben wir gemerkt, dass es langweilig ist vom Rand aus zu zugucken.“ Außerdem macht es ihr und den anderen auch einfach Spaß, gemeinsam kreativ zu sein. Auf dem Kirchplatz sorgt inzwischen rockige Musik für Stimmung. Dem Wetter zum Trotz basteln die Wagenbauer ausgelassen mit Zangen und Tackern weiter an ihrem Rohbau.

(RP)
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