Mehrere NRW-Städte betroffen Trinkwasser mit E.coli-Bakterien verseucht – Wasserwerk setzt Chlor ein

Update | Ratingen/Mülheim · In einem Wasserwerk in Mülheim wurde am Samstagabend eine Verunreinigung des Trinkwassers mit E.coli-Bakterien festgestellt. Auch wenn es am Sonntagmittag Entwarnung gab: Betroffen sind laut Betreiber rund 400.000 Bürger. Ein Überblick.

 Ein Glas wird mit Leitungswasser gefüllt (Symbolbild).

Ein Glas wird mit Leitungswasser gefüllt (Symbolbild).

Foto: dpa/Patrick Pleul

Am Samstagabend hat die die Rheinisch-Westfälische Wasserwerkgesellschaft (RWW) in Mülheim Proben am Wasserwerk genommen – eigentlich Routine. Doch nach dem Test schlugen die Mitarbeiter Alarm: Sie hatten Bakterien im Trinkwasser entdeckt. Das Wasserwerk in Mülheim versorgt Mülheim, Oberhausen, Bottrop und Teile von Ratingen. Eine halbe Stunde nach der Meldung der RWW gab die Stadt Mülheim bekannt, dass es sich bei den Bakterien im Wasser um die sogenannten Escherichia coli-Bakterien (E.coli) handelt. „Es besteht akute Gefahr“, hieß es in einer amtlichen Warnung der Stadt, die sie auch auf Facebook veröffentlichte.

Anwohner aus den betroffenen Städten sollten das Wasser bis Sonntagmittag abkochen, teilte die Feuerwehr zunächst mit. In Ratingen seien die Stadtteile Hösel, Eggerscheid, Breitscheid und Lintorf betroffen. „Nach Abstimmung mit den Gesundheitsämtern werden wir vorübergehend chloren“, hieß es von dem Betreiber des Wassewerks RWW. Dadurch könne das Trinkwasser vorübergehend verändert schmecken oder riechen.

Betroffen sind nach Angaben des Betreibers rund 400.000 Menschen. Das Wasserwerk versorge ganz Mülheim mit Trinkwasser, dazu etwa zwei Drittel von Oberhausen, die Hälfte von Bottrop und einige Stadtteile in Ratingen. Für Ratingen wurde die Wasserversorgung jedoch bereits auf ein Wasserwerk in Essen-Kettwig umgestellt. Für die kommenden Tage werde es auch dabei bleiben.

Auch für die anderen Städte, die von Mülheim aus versorgt werden, gab es bereits am Sonntagmittag Entwarnung. Die Stadt Mülheim teilte mit, das Wasser könne nun getrunken werden. „Das Chlor hat sich im gesamten Trinkwassernetz ausgebreitet“, so ein Sprecher der Stadt. Man müsse das Wasser nicht mehr abkochen. Der RWW-Sprecher betonte, dass das gechlorte Wasser gesundheitlich unbedenklich sei. „Wir machen hier keinen Hokuspokus. Es ist ein gängiges Verfahren, das Wasser mit Chlor zu reinigen, die Dosierung ist streng geregelt“, sagte er. Die Chlorkonzentration sei viel geringer als etwa im Schwimmbad. In der Regel verzichtet das Werk in Mülheim auf Chlor.

Die Ursache für die Verunreinigung sei bislang nicht klar, hieß es übereinstimmend aus den betroffenen Städten von dem Betreiber des Wasserwerks. Das Hygiene-Institut des Ruhrgebiets in Gelsenkirchen untersuche derzeit weitere Proben, sagte der RWW-Sprecher. „Das Verfahren kann Stunden oder sogar Tage dauern“, sagte er. RWW arbeite fieberhaft daran, die Ursache zu finden und reche mit einem Ergebnis am Montagmorgen.

Laut der deutschen Trinkwasserverordnung dürfen E.coli-Bakterien nicht im Trinkwasser enthalten sein. „Sie kommen im menschlichen Darm vor und sind per se nicht schädlich für den Menschen“, heißt es auf einem Gesundheitsportal der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). „Gelangen E.coli-Bakterien über das Trinkwasser in den Körper, verursachen sie oft keine Symptome und werden problemlos wieder ausgeschieden.“ Wenn das Wasser stark verunreinigt sei, könne es in manchen Fällen  Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall verursachen.

Während die E.coli-Bakterien für die meisten Menschen keine Gefahr darstellen, ist besondere Vorsicht bei Säuglingen, älteren oder immungeschwächten Menschen geboten, heißt es auf dem Gesundheitsportal der ABDA. „Gefährlich wird es auch, wenn die Bakterien beispielsweise über eine offene Wunde in die Blutbahn gelangen.“ Hier könnten die Bakterien lebensgefährliche Infektionen auslösen, die mit Antibiotika behandelt werden müssten. Im Falle einer Verunreinigung des Wassers sollten also keine Wunden damit gereinigt werden.

Anfang des Jahres gab es einen ähnlichen Fall in Aachen. Auch dort waren bei Routinekontrollen E.coli-Bakterien im Wasser gefunden worden. Für die 250.000 Einwohner von Aachen hatte die Stadt empfohlen, das Wasser abzukochen. Später hieß es jedoch, dass Proben vertauscht seien. Bei der Untersuchung von 100 weiteren Proben fand man damals keine E.coli-Bakterien mehr.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass die Feuerwehr die Proben genommen hat. Dies ist falsch - die Proben wurden von der Rheinisch-Westfälische Wasserwerkgesellschaft (RWW) bei einer Routineuntersuchung genommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort