Talk im Club Schulministerin Gebauer im Club-Talk

Heiligenhaus · Landesweit fehlen 1000 Lehrerstellen. Das macht sich auch in Heiligenhaus vor allem an Grundschulen bemerkbar.

 Ministerin Gebauer und Moderator Detlef Parr auf der Club-Bühne. Aus dem Publikum kamen viele interessierte Fragen.

Ministerin Gebauer und Moderator Detlef Parr auf der Club-Bühne. Aus dem Publikum kamen viele interessierte Fragen.

Foto: Fries

Lehrermangel, überfüllte Klassen, Digitalisierung – das Bildungssystem steht vor vielfältigen Aufgaben. Im föderalen Deutschland gibt es dazu 16 Lösungsansätze, in jedem Bundesland eines. Im bevölkerungsreichsten, Nordrhein-Westfalen, ist seit 2017 die Kölnerin Yvonne Gebauer (53) von der FDP als Ministerin für Schule und Bildung verantwortlich. Am Montag war sie im Rahmen der FDP-Reihe „Ich stelle mich“ zu Gast im Club und sprach mit dem pensionierten Reallschullehrer und aktuellen Bundesvorsitzenden der Liberalen Senioren, Detlef Parr.

Und mit etwa 70 Publikumsgästen, viele von ihnen mit dem Heiligenhauser Schulsektor verbunden, über drängende Probleme in der Bildung. Ihr Ziel formuliert sie klar: „Weltbeste Bildung“ soll geboten werden, vorgefunden habe sie im Amt aber vor allem erst mal einen „eklatanten Lehrermangel“, ein Kernthema – nicht nur an diesem Abend im Club. Einen Grund dafür sieht sie in Versäumnissen der rot-grünen Vorgängerregierung, die letzte Lehrerbedarfsprognose sei von 2011 gewesen, Zahlen und Fakten dazu bei ihrem Amtsantritt lückenhaft. Ein frisches Zahlenwerk liegt nun auf dem Tisch und macht deutlich: Es fehlen mindestens 1000 Lehrkräfte, „und das am häufigsten in Grundschulen, Schulen in Stadtteilen mit besonderen sozialen Herausforderungen oder auch generell in den MINT-Fächern.“

Dabei betonte Gebauer die Wichtigkeit des Lehrerberufs, „in dem mit dem Wichtigsten gearbeitet wird, was wir haben, den Kindern und damit unserer Zukunft.“ Eine Werbekampagne soll nun in die Schulen locken.

Sie kritisierte außerdem, dass aus den Geldern des Digitalpaktes Schule der Bundesregierung auch Arbeitsausstattungen der Lehrer finanziert werden müssten. Dies sieht auch Gebauer ähnlich und damit, wie übrigens auch beim Gebäudemanagement, die Kommunen in der Pflicht. Denn der Digitalpakt sei eigentlich ein reines Infrastrukturpaket. Dies sei jedoch eine Sache der Priorisierung in den Kommunen. „Weltbeste Bildung“, wie Gebauer sie propagiert habe ein dreifacher Vater aus dem Publikum bei seinem Nachwuchs bisher nicht erlebt. Daran sind auch überfüllte Klassen schuld. Kathrin Schuster, Grundschullehrerin in Isenbügel rechnet vor: „Unsere Klassen sind alle zu groß: Bei 30 Kindern in einer 45 minütigen Schulstunde bleiben umgerechnet 90 Sekunden Zeit für jeden Einzelnen. Die Kinder sind heutzutage den ganzen Tag in der Schule und brauchen daher mehr Aufmerksamkeit als früher.“ Gebauer: „Nicht alle Aufgaben können von der Schule wahrgenommen werden. Schule ist nicht der Reparaturbetrieb der Gesellschaft.“ Dem Wunsch so mancher Besucher nach einem bundesweit einheitlichen Schulsystem, steht Gebauer ambivalent gegenüber, die Vielfalt sei auch durchaus wertvoll. „Die Kultusminister der Länder werden sich nicht selbst abschaffen.“

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