Kreis Mettmann Migräne-Attacken und ihre Nebenwirkungen

Kreis Mettmann · Kopfschmerzen können Menschen an den Rand der Verzweiflung bringen und belasten das Leben der Patienten enorm. Martina Beuker erzählt von ihrem Leiden, das bereits in der Pubertät begann.

Es begann in der Pubertät. Die Freundinnen vergnügten sich auf Partys, Martina Beuker verkroch sich mit Kopfschmerzen im Bett. Migräne lautete irgendwann die Diagnose, und sie war naheliegend. Denn auch der Vater von Martina Beuker quälte sich sein Leben lang mit dem unerträglichen Migräneschmerz. "Ich habe meinen Vater eigentlich immer nur mit Kopfschmerzen erlebt. Wenn wir später telefoniert haben, war die erste Frage immer: Und, was macht dein Kopf?", erinnert sich die 50-jährige Mutter zweier Kinder.

"Bei manchen Frauen ist über der Krankheit die Ehe zerbrochen, weil der Partner überhaupt kein Verständnis dafür hatte", weiß Martina Beuker. Ihr selbst geht es zumindest in dieser Hinsicht weitaus besser. Der Ehemann übernahm viele Pflichten, wenn sie es nicht konnte. Mit den Kindern ins Hallenbad, Ausflüge machen, Freunde einladen: Vieles davon ging oft nicht. Mit quälenden Anfällen lag die Migränikerin tagelang hinter heruntergelassenen Rolladen im Bett.

Nach unzähligen Arztbesuchen und Klinikaufenthalten hatte Martina Beuker irgendwann einen Weg gefunden, ihr Leiden wenigstens halbwegs in den Griff zu bekommen. Sie führte ein Schmerztagebuch, um die Anfälle im Blick zu behalten. Geht es noch ohne Tablette? Genügt es, sich einfach nur ins Bett zu legen, obwohl der Kopfschmerz fast schon unerträglich ist? Diese Fragen stellte sie sich jedes Mal, wenn sich wieder eine Migräne-Attacke ankündigte. Sie nahm nicht nur Schmerzmittel, sondern auch Tabletten zur Prophylaxe und Antidepressiva. "Ich hab' oft verzweifelt auf der Couch gesessen und wusste nicht mehr weiter. Das sollte einfach aufhören", erinnert sie sich an depressive Phasen, die sie noch zusätzlich zu den Schmerzanfällen quälten.

Dabei ist der Kopfschmerz für viele Migräniker ohnehin nur ein Teil des Leidens. Meist beginnt eine Attacke mit Vorboten: Die Betroffenen sind oft schon zwei Tage bevor die Schmerzen beginnen gereizt und müde, haben Durchfall oder Verstopfung und sind licht- und geräuschempfindlich. Bei einigen Patienten kommt die so genannte Aura hinzu, zu der verschwommenes Sehen und Sprachstörungen gehören können. Erst dann kommt der Schmerz. Er ist meist einseitig und wird als stechend oder pulsierend beschrieben. Viele Betroffene klagen während dieser Zeit auch noch über extreme Übelkeit. Danach klingen die Schmerzen allmählich ab und man fühlt sich schlapp und müde.

Die auslösenden Faktoren sind so vielfältig, dass sie sich kaum vermeiden lassen. Von Alkohol über Stress bis hin zu Schlafmangel gibt es unzählige Auslöser für den quälenden Migränekopfschmerz. "Jede Veränderung im Tagesrhythmus kann einen Anfall auslösen", weiß Martina Beuker aus eigener Erfahrung. Mittlerweile hat sie gelernt, mit der Krankheit zu leben. Sie kennt die Ursachen und achtet darauf, sich möglichst viel Entspannung und Ruhe zu gönnen.

Seit sie sich vor zwei Jahren an der Düsseldorfer Uniklinik einen Schrittmacher unter der Kopfhaut einpflanzen ließ, sind die Anfälle ohnehin deutlich seltener geworden. "Jetzt sind es vielleicht noch fünf oder sechs Tage im Monat", berichtet Martina Beuker von einem erstaunlichen Therapieerfolg durch die Operation.

Damals stand sie kurz davor, ihren Job als Polizistin aufzugeben. Jetzt hat sie wieder Spaß am Leben, geht mit dem Hund raus und trifft sich mit Freunden.

(RP)
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