Bauen Kaufen Wohnen Warum ein Blick in den Mietspiegel lohnt

Serie | Ratingen · Ist die Miete zu hoch oder angemessen? Ist noch Spielraum für eine Erhöhung? Der Mietspiegel bietet Mietern und Vermietern Orientierung auf dem lokalen Wohnungsmarkt. Welche Information liefert er?

An der Wallstraße in der Innenstadt entstehen gerade neue Wohnungen.

An der Wallstraße in der Innenstadt entstehen gerade neue Wohnungen.

Foto: Achim Blazy (abz)

Wer eine Wohnung vermietet oder auf der Suche nach einem neuen Domizil ist, schaut nicht selten in den Mietspiegel. Damit lassen sich ortsübliche Mieten vergleichen.

Wer erstellt den Mietspiegel? „Haus und Grund führt gemeinsam mit dem Mieterverein eine repräsentative Befragung von Bürgern durch“, erläutert Johann Werner Fliescher aus dem Vorstand von Haus und Grund. Mieter sowie Vermieter werden nach Eckdaten wie Baujahr der Immobilie, Ausstattung, Größe und Lage befragt. Diese Daten fließen in den aktuellen Mietspiegel ein.

Wie oft wird der Mietspiegel erstellt? „Die Auswertung erfolgt alle zwei Jahre. Bei der Festsetzung der Daten werden die Mieten der vergangenen sechs Jahre mit berücksichtigt“, so Fliescher.

Für wen ist der Mietspiegel relevant? 

„Der Mietspiegel bietet eine Orientierung für Mieter und Vermieter“, sagt Fliescher. „Beide Parteien können prüfen, ob die Miete angemessen ist.“ Insbesondere der Mieterschutz sei streng geregelt, so Fliescher. So könne ein Vermieter nur innerhalb eines gesetzlich vorgeschriebenen Rahmens die Miete erhöhen. „Innnerhalb von drei Jahren kann ein Vermieter die Miete in Ratingen um maximal 20 Prozent erhöhen, wenn es der Mietspiegel zulässt“, erklärt der Experte. Allerdings ist eine Erhöhung nicht jederzeit möglich. „Die Miete muss stets ein Jahr lang stabil bleiben.“

Gibt es Ausreißer auf dem Markt? „Ja, die gibt es“, räumt Fliescher ein. Und zwar nach oben und nach unten. Aber: „Eine vermeintlich hohe Miete kann durchaus berechtigt sein. Eine bevorzugte Lage, eine aktuelle Modernisierung, ein hochmodernes Bad oder eine technische Ausstattung auf dem neuesten Stand können einen Aufpreis durchaus rechtfertigen.“

Auch überraschend niedrige Mieten kämen gelegentlich vor. „Das ist ökonomisch kaum zu rechtfertigen“, sagt Fliescher. Ein Vermieter trage Verantwortung für Mieter und Immobilie. Er müsse daher Geld erwirtschaften, das zum einen zur Rücklagenbildung im Schadensfall diene, zum anderen Sanierungen oder Modernisierungen ermögliche.

„Allein die Preise für Handwerkerleistungen und Material sind in den letzten Jahren rapide gestiegen“, gibt Fliescher zu bedenken. Die steigende Inflation betreffe nicht allein die Mieter, sondern auch die Vermieter. Beruhigend für Ratinger Mieter: „Obwohl es in Ratingen keine Mietpreisbremse gibt, stellen wir seit Jahren keine überproportionale Mietsteigerung fest.“ Die meisten Mieten seien völlig in Ordnung.

Was können Mieter tun, wenn sie glauben, eine zu hohe Miete zu zahlen? „Zunächst würde ich dazu raten, das direkte Gespräch mit dem Vermieter zu suchen und diesen zu fragen, was den Preis rechtfertigt“, rät Fliescher. Ein kompetenter Ansprechpartner seien auch immer Rechtsanwälte, der Mieterverein oder Haus und Grund.

Pauschal könne die Frage, ob eine Miete zu hoch ist, nicht beantwortet werden. Dabei gelte es viele Faktoren (Lage, Ausstattung) zu berücksichtigen. In der Nachbarstadt Düsseldorfs und auch in Düsseldorf selbst sei Haus und Grund in den vergangenen Jahren kein einziger Fall von unrechtmäßig hoher Miete auf den Tisch gekommen. „Die Mehrheit – rund 70 Prozent – sind private Vermieter, die ein Interesse daran haben, dass ihre Mieter zufrieden sind und lange Vertragspartner bleiben.“

Wo finden sich die günstigsten Wohnungen in Ratingen? In dem Ratinger Mietspiegel sind Stadtteile benannt, die weniger nachgefragt sind. Das sind nach Tiefenbroich, Ratingen West oder Quartiere mit ähnlichem Wohnwert. Je nach Baujahr und Lage liegen die Mieten zwischen 6,48 Euro bis 12,09 Euro pro Quadratmeter.

Und wo sind die exklusivsten? Dagegen rechtfertigen nach dem Mietspiegel die Stadtquartiere Hösel und Lintorf weitergehende Zuschläge auf die Mietspiegelwerte. Bei dem Stadtteil Ratingen Cromford wird es sich ebenfalls um ein Stadtquartier handeln, das weitergehende Zuschläge zur Folge haben kann.

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