Ratingen Merve Arik fastet aus Überzeugung
Ratingen · Die in Ratingen geborene Studentin will Religiosität und Gemeinschaftserleben in der Familie zelebrieren.
Heute hat, wie seit vergangenem Montag, nach Sonnenaufgang das Fasten für gläubige Muslime im Monat Ramadan begonnen, nach Sonnenuntergang endet es täglich. Und täglich verschiebt sich der Zeitraum um wenige Minuten – bis zum 5./6. Juni. Für gläubige Muslime ist es ein Muss – keine glaubenstechnische Verhandlungsbasis, wie das christliche Fasten gern mal verstanden wird. Allerdings muss nicht jeder daran teilnehmen. Die Studentin Merve Arik tut es.
Nur wer das Fasten, so wie es im Islam vorgeschrieben ist, ohne gesundheitlichen Schaden durchhalten kann, ist zu diesem Gebot verpflichtet.
Deshalb sind Jugendliche vor der Pubertät, Kranke, Altersschwache, schwangere, stillende und menstruierende Frauen ausgenommen. Personen, deren gesundheitliche Situation sich voraussichtlich nicht bessern wird (wie Altersschwache) und andere, die unter die Ausnahmeregelung fallen, können das Fasten nachholen.
Merve, die 1998 am 1. Januar als erstes Kind im neuen Jahr in Ratingen geboren wurde, fastet. Aus Überzeugung und mit Begeisterung. Sie empfindet diese eine von fünf Säulen ihres Glaubens unter anderem als Möglichkeit, Religiosität und Gemeinschaftserleben in Familie und Freundeskreis zu zelebrieren. Übrigens ist schon ihre Mutter in Deutschland zur Welt gekommen.
Die junge Frau ist von ihrem Glauben und mit tatkräftiger Förderung ihrer Familie in unsere Zeit gestellt: Sie trägt manchmal ein Kopftuch (beim Beten), sie geht überaus strikt ihren gewählten Berufsweg. Als sie noch nicht schulpflichtig war, wurde sie in der Koranschule schon fit gemacht für den Islam.
Sie ging mit der Unterstützung ihrer Eltern trotz Hauptschulempfehlung auf die Realschule und schon zwei Jahre Später aufs Gymnasium, ließ sich als Rettungssanitäterin bei den Johannitern ausbilden und schwört, dass man mit Mut und einem Wagen der Blutspendezentrale in sieben Minuten von Breitscheid zum Kaiserswerther Florence-Nightingale-Krankenhaus fahren und dort Blutkonserven abliefern kann.
Derzeit besucht sie im zweiten Semester an der Fachhochschule in Kaiserswerth den relativ neuen Studiengang „Medizinassistentin /Medizinassistent – Chirurgie“. Der Beruf umfasst die Mithilfe bei der prä-, intra- und postoperativen Versorgung des Patienten in unterschiedlichsten chirurgischen Fachdisziplinen einer Klinik.
Absolventen führen spezialisierte Assistenzaufgaben in den medizinischen und operationstechnischen Bereichen unter Anweisung eines Facharztes aus.
Auf den Stationen und in den Ambulanzen handelt es sich um Tätigkeiten wie Blutabnahme, Infusionsanlage, vorbereitende Anamnese, Mitwirkung von klinischen Forschungsprojekten oder Verbandwechsel. Die Tätigkeiten in der Operationsabteilung beinhalten unter anderem die OP-Felddesinfektion und Abdeckung, die Assistenz am OP-Tisch, die Mithilfe beim Wundverschluss bis hin zu OP-Verwaltungs – und Dokumentationsaufgaben.
Merve Arik meint, dass man das Fasten nach einer kurzen Zeit der Eingewöhnung gut durchstehen kann – wird es doch nicht von üppigen Völlereien während der Nacht begleitet. Tags nehmen die Fastenden zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang keine feste oder flüssige Nahrung zu sich, trinken nichts und verzichten in diesem Monat auf Sex und Rauchen.
Sie können auch gut darauf verzichten, von einer Umwelt anderen Glaubens auf ihre Vorschriften aufmerksam gemacht zu werden.
Es wird in der Ramadan-Zeit eher freudig Familie gefeiert als muffig gehungert; man freut sich auf das abschließende Zuckerfest, das ausufernde Familienbesuche vorsieht, Süßigkeiten und natürlich Geschenke.